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Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Re: Noch eine unbekannte Telamonia

Geschrieben von: Andreas
Datum: 2. Dezember 2003, 08:36 Uhr

Antwort auf: Noch eine unbekannte Telamonia (Werner)

Hallo Werner,

vorab erstmal, dass ich nicht weiß welche Art es ist,aber eine Telamonie ist es in jedem Fall.
Vielleicht nutzt es Dir etwas, wenn man ich versuche, die meiner Meinung nach in Frage kommenden Arten etwas einzugrenzen.

Also, was hat der Pilz den an Merkmalen:
Einen ockerorangenen Hut, recht lebhaft, fein faserig, ohne Schüppchen, ohne Velumflocken, sieht nicht besonders hygrophan aus, recht dickfleischig, dem Bild nach zu urteilen recht klein (?).
Lamellen auffallen freudig, ocker- oder rostorange, recht entfernt.
Einen Stiel mit gleichfarbenem Untergrund und vermutlich weißlichem, längsfaserig-seidigem Velum, keine Ringzone, keine Gürtel, keine Bänder. Wirkt ebenfalls recht robust und sieht nicht aus als ob er zugespitzt wäre, sondern eher zylindrisch bis schwach verdickt (aber das ist nicht richtig zu sehen, eher geraten).
Trama (ich mag das Wort "Fleisch" nicht bei Pilzen) hätte ich als ebenfalls ockerlich eingestuft, dem liegenden Pilz auf Bild 2 nach zu urteilen. Gut, dass Du geschrieben hast, dass es weißlich ist. Geruch nicht erwähnt, also vermutlich unauffällig. Aber bei diesem Wetter riechen die meisten Pilze eh nicht mehr.
Sporen auffallend klein, 6,6 x 4,6 µm, schwach warzig bis fast glatt.

Gut, dass die Sporenmaße dabei sind, so kann man z.B. die komplette Sektion Hinnulei ausschließen, ebenso ist es keine Leprocybe und keine Sericeocybe (o.k., das war ja eh nicht zu erwarten ....).

Nimmt man diese Merkmale als Grundlage, so stolpert man über das Merkmal "wenig hygrophaner Hut" und driftet ab in Richtung der recht großen Arten der Gruppe laniger-bivelus etc. oder renidentoides. Was mir eigentlich vom Bild her ganz gut gepaßt hätte, aber die Sporen ....... ;-)
Also muss man wohl doch von deutlicher hygrophanen Hüten ausgehen, was ja auch bei den von Dir aufgezählten Arten der Fall ist.

Geht man im Schlüssel den anderen Weg, so gelangt man bei den größeren und dickfleischigeren Arten recht zwanglos zu C. balaustinus (Sporen 5,5-7 x 4,5-5,5 µm), was mit gar nicht schlecht gefällt. Hat nur zwei/drei Haken: Es ist eine Art von Laubbäumen (Buche, Birke),die Trama ist zumindest durchfeuchtet ockerbraun und der Pilz wird normalerweise größer (aber in CFP 2-8 cm, kann man noch gelten lassen ...).
Hier mal das Bild der Skandinavier zum Vergleich:

Auch das Bild bei Dähncke paßt nicht schlecht, wenn man berücksichtigt, dass es sehr helle Exemplare sind.

Alternative wäre die Subsektion Armeniaci, wenn man die Lamellen nicht als sooo freudig einstuft. Hier könnte man z.B. an C. melleopallens denken. Paßt auch ganz gut, aber die Lamellenfarbe sollte mehr oliv- bis braungelb sein. Dafür paßt die Ökologie besser.
Auch hier das Bild aus der CFP:

Geht man aber den anderen Weg im Schlüssel, also bei den kleinen, hygrophaneren Arten, so landet man abgeschlagen im Nirwana. Höchstens C. lux-nymphae (der bei uns wohl am ehesten als C. incisus "bekannt" ist) paßt etwas, aber der hat noch schmalere Sporen und außerdem einen rau-schüppeligen Hut, ähnlich wie eine Leprocybe. Hier wären die von Dir vorgeschlagenen C. jubarinus und C. scandens zu suchen,die aber schon wegen dem sehr hygrophanen, feucht gerieften Hut nicht in Frage kommen, und auch der gesamte Habitus ist schlanker - einfach anders eben ;-).
C. duracinus hat einen weißen, steifen, wurzelnden Stiel, den Dein Pilz definitiv nicht hat.

Nun ja, außer C. balaustinus und C. melleopallens kommen sicher auch noch andere Arten in Frage und außerdem muß Deine Art ja auch gar nicht in meinem Schlüssel drin sein ....
Ich sende Dir mal meinen Telamonien-Schlüssel in separater mail, vielleicht interessiert er Dich.

Beste Grüße,
Andreas

: Hallo,

: irgendwie sind die ganz schön schwer - insbesondere wenn man auf die Pilze
: der Schweiz zur Bestimmung angewiesen ist.

:

:

: Ich denke doch zumindest, daß es eine Telamonia ist. Der KOH-Test war in
: Fleisch und Hut dunkelbraun. Gefunden habe ich den Pilz gestern im mäßig
: feuchten Nadelwald. Das Fleisch in Stiel und Hut ist weißlich, der Geruch
: angenehm pilzig (champignonartig). Geschmack unauffällig mild. Was zu
: keinem Pilz bei Breitenbach paßt, sind die Sporenmaße: 6,6 x 4,6. Die
: Sporen waren sehr schwach warzig - fast glatt. Kann es sein, daß durch die
: sehr kalten Temperaturen die Sporen unterentwickelt sind? Immerhin hatten
: wir leicht Schnee am Wochenende. Ich habe so einiges in Betracht gezogen,
: aber die Sporenmaße passen halt gar nicht (so z.B. C. duracinus, C.
: jubarinus - müsste kräftigere Warzen auf den Sporen haben und die Sporen
: müssten grösser sein - ansonsten paßt der noch am ehesten - bei C.
: scandens würde zwar die Sporengröße passen, aber da ist von der Stielfarbe
: angefangen zu viel daneben ...)

: Ach ja, die Sporen sind von einem Abwurf, deshalb wohl einigermaßen reif.
: Auch die Farben des Bildes sind diesmal wohl komplett ok.

: Vielleicht weiß ja noch jemand Rat ...

: Viele Grüße und vielen Dank für die bisherige Hilfe,

: Werner

Beiträge in diesem Thread

Noch eine unbekannte Telamonia -- Werner -- 2. Dezember 2003, 05:44 Uhr
Re: Noch eine unbekannte Telamonia -- Andreas -- 2. Dezember 2003, 08:36 Uhr
Re: Noch eine unbekannte Telamonia -- Werner -- 2. Dezember 2003, 09:22 Uhr
Re: Noch eine unbekannte Telamonia -- Andreas -- 2. Dezember 2003, 15:24 Uhr
Interessante Ausführungen, Respekt Andreas! *oT* -- zuehli -- 3. Dezember 2003, 10:06 Uhr

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