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Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Re: Noch eine unbekannte Telamonia

Geschrieben von: Werner
Datum: 2. Dezember 2003, 09:22 Uhr

Antwort auf: Re: Noch eine unbekannte Telamonia (Andreas)

Hallo Andreas,

erst mal vielen Dank für die enorme Mühe, die Du Dir mit meinen Telamonien machst.

: vorab erstmal, dass ich nicht weiß welche Art es ist,aber eine Telamonie ist
: es in jedem Fall.

Genau. Die anderen Untergattungen habe ich eigentlich auch schon ausgeschieden gehabt - allerdings bin ich weit von Deinem Kenntnisstand und hätte da wohl auch daneben liegen können.

: Vielleicht nutzt es Dir etwas, wenn man ich versuche, die meiner Meinung nach
: in Frage kommenden Arten etwas einzugrenzen.

Sehr viel sogar. Allerdings merke ich, daß ich mir nächstes Jahr dringend die Flora Photografica kaufen muß ... grrr, diese Kosten ...

: Also, was hat der Pilz den an Merkmalen: Einen ockerorangenen Hut,

Gut, als "ockerorange" hätte ich es nicht bezeichnet, eher "milchkaffeefarben", aber das ist wohl wieder meine eigenwillige Farbinterpretation :-)

: recht
: lebhaft, fein faserig, ohne Schüppchen, ohne Velumflocken, sieht nicht
: besonders hygrophan aus, recht dickfleischig, dem Bild nach zu urteilen
: recht klein (?).

Nun, alles stimmt. Dickfleischig allerdings nur in der Hutmitte, Größe bis zu knapp 5 cm Durchmesser. Hygrophan: naja, durch die eh schon helle Farbe sicherlich nicht so arg wie bei anderen Telamonien. Also richtig: nicht besonders hygrophan.

: Lamellen auffallen freudig, ocker- oder rostorange, recht entfernt.

Ich würde wieder "milchkaffeefarben" sagen - erst hat der Pilz mich auch sehr an diverse Fälblinge von den L.farben her erinnert.

: Einen Stiel mit gleichfarbenem Untergrund und vermutlich weißlichem,
: längsfaserig-seidigem Velum, keine Ringzone, keine Gürtel, keine Bänder.

Richtig.

: Wirkt ebenfalls recht robust und sieht nicht aus als ob er zugespitzt
: wäre, sondern eher zylindrisch bis schwach verdickt (aber das ist nicht
: richtig zu sehen, eher geraten).

Kommt hin.

: Trama (ich mag das Wort "Fleisch" nicht bei Pilzen) hätte ich als
: ebenfalls ockerlich eingestuft, dem liegenden Pilz auf Bild 2 nach zu
: urteilen. Gut, dass Du geschrieben hast, dass es weißlich ist.

Feucht ist es natürlich dunkler - kam wohl auf die letzten Schneetage an, mit recht viel Wasser im Stiel. Zuhause und halbtrocken war aber alles sehr hell.

: Geruch
: nicht erwähnt, also vermutlich unauffällig. Aber bei diesem Wetter riechen
: die meisten Pilze eh nicht mehr.

Roch angenehm. Champignonartig.

: Sporen auffallend klein, 6,6 x 4,6 µm, schwach warzig bis fast glatt.

: Gut, dass die Sporenmaße dabei sind, so kann man z.B. die komplette Sektion
: Hinnulei ausschließen, ebenso ist es keine Leprocybe und keine Sericeocybe
: (o.k., das war ja eh nicht zu erwarten ....).

: Nimmt man diese Merkmale als Grundlage, so stolpert man über das Merkmal
: "wenig hygrophaner Hut" und driftet ab in Richtung der recht
: großen Arten der Gruppe laniger-bivelus etc. oder renidentoides. Was mir
: eigentlich vom Bild her ganz gut gepaßt hätte, aber die Sporen ....... ;-)
: Also muss man wohl doch von deutlicher hygrophanen Hüten ausgehen, was ja
: auch bei den von Dir aufgezählten Arten der Fall ist.

Ich habe zuwenig Erfahrung mit Telamonien, um genau zu sagen, wie die Hygrophanität nun zu beurteilen ist - denke aber doch, daß Deine ursprüngliche Beurteilung "wenig hygrophan" richtiger ist - auch im Vergleich zu den vor Kurzem hier mit Dir besprochenen C. fasciatus.

: Geht man im Schlüssel den anderen Weg, so gelangt man bei den größeren und
: dickfleischigeren Arten recht zwanglos zu C. balaustinus (Sporen 5,5-7 x
: 4,5-5,5 µm), was mit gar nicht schlecht gefällt. Hat nur zwei/drei Haken:
: Es ist eine Art von Laubbäumen (Buche, Birke),die Trama ist zumindest
: durchfeuchtet ockerbraun und der Pilz wird normalerweise größer (aber in
: CFP 2-8 cm, kann man noch gelten lassen ...).

Oh, das würde schon hinkommen. Die Größe kann natürlich durch die Kälte schon etwas geringer sein - mußte das auch bei einigen mir bekannten Arten feststellen. Normalerweise war kein Laubbaum in der Nähe, allerdings in ca. 20 m Entfernung waren diverse kleinere Buchen (3m hoch). Kann mir aber kaum vorstellen, daß die Mykhorrizapartner sind, wenn ringsum alte, mächtige Fichten standen. Das mit dem "durchfeuchtet ockerbraun" kommt schon hin - siehe oben. Ich würde es zwar als "wässrig-braun" bezeichnen, aber ....

: Hier mal das Bild der Skandinavier zum Vergleich:
: Auch das Bild bei Dähncke paßt nicht schlecht, wenn man berücksichtigt, dass
: es sehr helle Exemplare sind.

Allerdings. Das gefiele mir sehr gut.

: Alternative wäre die Subsektion Armeniaci, wenn man die Lamellen nicht als
: sooo freudig einstuft. Hier könnte man z.B. an C. melleopallens denken.
: Paßt auch ganz gut, aber die Lamellenfarbe sollte mehr oliv- bis braungelb
: sein. Dafür paßt die Ökologie besser.
: Auch hier das Bild aus der CFP:

Ja, die unregelmäßige, nicht gaaanz so kräftige Hutform gefällt mir hier besser, der restliche Habitus (Lamellenfarbe, Stiel, innere Stielfarbe) kommt insbesondere dem rechten Exemplar von C. balaustinus näher.

: Geht man aber den anderen Weg im Schlüssel, also bei den kleinen,
: hygrophaneren Arten, so landet man abgeschlagen im Nirwana. Höchstens C.
: lux-nymphae (der bei uns wohl am ehesten als C. incisus
: "bekannt" ist) paßt etwas, aber der hat noch schmalere Sporen
: und außerdem einen rau-schüppeligen Hut, ähnlich wie eine Leprocybe. Hier
: wären die von Dir vorgeschlagenen C. jubarinus und C. scandens zu
: suchen,die aber schon wegen dem sehr hygrophanen, feucht gerieften Hut
: nicht in Frage kommen, und auch der gesamte Habitus ist schlanker -
: einfach anders eben ;-).

Genau. Die gefielen mir nicht wirklich und deshalb habe ich auch hier das "Wissen angezapft" :-)) BK ist da halt schon arg dünn - jaja, der Geldbeutel jammert schon, weil der Kopf nach Flora Photografica schreit ...

: Nun ja, außer C. balaustinus und C. melleopallens kommen sicher auch noch
: andere Arten in Frage und außerdem muß Deine Art ja auch gar nicht in
: meinem Schlüssel drin sein ....

Erstfund für die westliche Hemisphäre, Erstbeschreibung usw. :-)))))

: Ich sende Dir mal meinen Telamonien-Schlüssel in separater mail, vielleicht
: interessiert er Dich.

Ja, Andreas, das ist genau das, was ich brauche. Ich danke Dir "recht sakrisch" (auf bayrisch-herzlich gesagt) dafür. Sowas kann ich sehr gut gebrauchen.

Eine letzte Frage noch: ist in der Flora eigentlich auch ein Schlüssel zu den enthaltenen Arten? Den BK-Schlüssel verwende ich für Cortinarien schon lange nicht mehr, da ich den irgendwie als unbrauchbar empfinde. Denn bei den anderen Cortinarius-Untergattungen wäre sowas natürlich brauchbar. Bisher habe ich es auch hin und wieder mit "Nordic Macromycetes" probiert, da ich damit öfter zu einem brauchbaren Ergebnis gekommen bin, als mit dem Moser oder anderen Schlüsseln. Dein Telamoniaschlüssel wird mir sicherlich in Zukunft recht gut weiterhelfen.

Viele Grüße,

Werner - in Erwartung von BaWü 5 :-))

Beiträge in diesem Thread

Noch eine unbekannte Telamonia -- Werner -- 2. Dezember 2003, 05:44 Uhr
Re: Noch eine unbekannte Telamonia -- Andreas -- 2. Dezember 2003, 08:36 Uhr
Re: Noch eine unbekannte Telamonia -- Werner -- 2. Dezember 2003, 09:22 Uhr
Re: Noch eine unbekannte Telamonia -- Andreas -- 2. Dezember 2003, 15:24 Uhr
Interessante Ausführungen, Respekt Andreas! *oT* -- zuehli -- 3. Dezember 2003, 10:06 Uhr

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