[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Kazuya is back: Tintlinge - Coprinus - Teil 2

Geschrieben von: Kazuya
Datum: 22. Dezember 2003, 20:08 Uhr


Hallihallo,

endlich, nach einer doch sehr langen Pause könnt ihr euch nun auf die Fortsetzung des Tintling-Beitrages (Gattung Coprinus) freuen J.
Es geht sofort weiter mit
1) Die Arten

Bekannt, aber leicht mit der Hasenpfote zu verwechseln ist der Große Dungtintling (Coprinus cinereus). Die Fruchtkörper erreichen immerhin eine Gesamthöhe von mehr als 100 mm, wobei der Hut alleine schon bis zu 60 mm hoch werden kann. Dieser ist anfangs walzenförmig bis zylindrisch, breitet sich mit zunehmendem Alter glockig bis kegelig aus und zerfließt schließlich zu einer schwarzen Masse. Der anfangs von einer weißlichen bis grauweißlichen Velumschicht bedeckte Hut ist maus- bis stahlgrau oder auch graubraun und stark radialrillig bis –streifig. Sehr oft reißt der Rand radial ein, wobei dies vom Alter des Fruchtkörpers abhängig ist. Die Lamellen sind zunächst weißlich bis hellgrau, dann schwarzbraun und schließlich schwarz. Sie zerfließen recht schnell und sind schmal am Stiel angeheftet bis fast frei. Der Stiel erreicht eine Höhe von mehr als 80 mm und ist relativ brüchig, alte Fruchtkörper lassen sich am Stiel nicht lange halten, sie „knicken“ meist sofort ab. Die Oberfläche des schneeweißen Stieles ist fein faserig bis fast flaumig, im Alter verkahlend. Der Große Dungtintling trägt seinen Standort im Namen, d.h. er erscheint vorrangig auf Misthaufen (meist frisch angelegte) und Dung verschiedener Tierarten, gerne auf Pferdeäpfeln oder Kuhfladen. Die Art ist vor allem im Herbst zwischen Juli und November zu finden und dürfte nach gezieltem Suchen an den geeigneten Standorten recht leicht nachweisbar sein.
GROßER DUNGTINTLING – Coprinus cinereus

Sehr bekannt ist der Schopftintling (Coprinus comatus). Als Speisepilz ist dieser Tintling auch unter dem Namen „Spargelpilz“ bekannt, da die Stiele wie Spargel schmecken sollen. In der Tat ist der Schopftintling der weitaus beste Speisepilz, den man in der Gattung Tintling finden kann. Weitere Speisepilze aus dieser Gattung sind zumeist von geringem Wert oder wie am Beispiel des Faltentintlings (C. atramentarius) in Verbindung mit alkoholhaltigen Getränken giftig. Es wurde auch schon von einem gewissen Copringehalt im Schopftintling berichtet, mich würde in diesem Punkt interessieren, ob das stimmt. Coprin ist nämlich genau der Giftstoff, der für die Antabuswirkung verantwortlich ist. Doch kommen wir zur Beschreibung des Schopftintlings. Sein Hut kann bis 80 mm hoch werden und ist lange walzenförmig, bis er schließlich im „hohen Alter“ zu einer schwarzen Masse zerfließt und sich allmählich ausbreitet. Am Ende findet sich schließlich nur noch eine amorphe Masse an der Spitze des mit schwarzer „Tinte“ befleckten Stieles, der in seiner Form unversehrt geblieben ist. Die Hutoberfläche ist weißlich und gegen die Mitte mit einer kleinen, hellbräunlichen „Kappe“ versehen. Außerdem ist die Oberfläche auf weißem Grund weißlich bzw. gegen die Mitte bräunlich schuppig bis fast flockig. Die Lamellen sind anfangs weißlich, dann langsam vom Rand her rosafarben und schließlich schwarz. Beim Erreichen dieser Farbe zerfließen sie vom Rand her zu einer schwarzen Masse, wobei sie letztendlich nicht mehr sichtbar sind. Nur mit reinweißen Lamellen ist der Fruchtkörper essbar, schon beim geringsten Rosahauch sollte man den Fruchtkörper liegen lassen. Dafür muss man ihn erst mal durchschneiden, um dies feststellen zu können. Die Lamellen sind frei. Der Stiel wird bis zu 120 mm hoch und bis 5 (8) mm breit. Am oberen Drittel weist er einen kleinen, verschiebbaren Ring auf, was ein für die Gattung untypisches Merkmal darstellt. Der Ring ist sehr vergänglich und rutscht mit der Zeit bis zur knolligen Stielbasis runter. Die Oberfläche des Stieles ist glatt und weißlich. Die Art kommt meist außerhalb geschlossener Wälder vor und ist besonders häufig an grasigen Wegrändern, auf Wiesen und Weiden oder auch an Straßenrändern vor. Sie ist relativ häufig und ist vor allem im Spätsommer (September) bis Herbst zu finden.
SCHOPFTINTLING – Coprinus comatus

Sehr häufig und auch gut bekannt ist der Gesäte Tintling (Coprinus disseminatus). Der Hut wird bis 20 mm breit und bis ca. 14 mm hoch, er ist anfangs +/- halbkugelig und später glockig bis breitkegelig, zentral befindet sich bisweilen ein kleiner Buckel, dort ist auch der ansonsten cremebräunliche bis haselbraune Hut wesentlich dunkler gefärbt. Später wechselt die Farbe in ein graubraun bis grau über, wobei der Hut nicht zerfließt. Die Lamellen sind anfangs grau bis grauweißlich, dann graubraun und schließlich dunkelgrau, auch sie zerfließen nicht und sind schmal am Stiel angeheftet. Der Stiel wird bis 30 mm hoch und ist recht dünn, die Oberfläche ist glatt bis leicht faserig oder kleiig und anfangs hellgrau, später jedoch graubraun gefärbt. Die Basis ist stets weißlich filzig. Der Gesäte Tintling kommt vor allem in Auenwäldern, Erlenbrüchen und anderen feuchten Standorten an abgestorbenen Stümpfen verschiedener Laubbäume, gerne an Erle oder Weide, vor. Die Art scheint entlang von Flussläufen relativ häufig zu sein und erscheint meist zu Tausenden um den abgestorbenen Baumstümpfen herum.
GESÄTER TINTLING – Coprinus disseminatus

2) Worterläuterung

cinereus = grau

„Tinte“ = Bezeichnung für die schwarzen Sporen der Tintlinge, die in Form einer schwarzen Masse von den Lamellen „tropfen“. Die Fruchtkörper zerfließen bei zunehmendem Alter und eintretender Sporenreife zu einer schwarzen, tintenähnlichen Masse, die früher wirklich als Tinte benutzt wurde.

Copringehalt = Coprin ist ein Giftstoff, der nur in Verbindung mit alkoholischen Getränken wirken kann. Das bedeutet, dass der Giftstoff den Abbau des eingenommenen Alkohols verhindern bzw. verlangsamt, es kann somit zu einer Alkoholvergiftung kommen (=> Antabuswirkung). Auch verschiedene andere Arten enthalten Coprin, z.B. Boletus luridus (Netzstieliger Hexenröhrling).

3) Fortsetzung folgt...

Beste Grüße,
Kazuya

Beiträge in diesem Thread

Kazuya is back: Tintlinge - Coprinus - Teil 2 -- Kazuya -- 22. Dezember 2003, 20:08 Uhr
Re: Kazuya is back: Tintlinge - Coprinus - Teil 2 -- saibling -- 22. Dezember 2003, 20:51 Uhr
Pilze-Wiki -- Besteht Interesse? -- Georg -- 22. Dezember 2003, 21:14 Uhr
Re: Pilze-Wiki -- Besteht Interesse? -- saibling -- 22. Dezember 2003, 21:43 Uhr
Re: Kazuya is back: Tintlinge - Coprinus - Teil 2 -- matt -- 23. Dezember 2003, 18:13 Uhr

[ Thread ansehen ] [ Zurück zum Index ] [ Vorheriger Beitrag ] [ Nächster Beitrag ]

Pilze Pilze Forum Archiv 2003 wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.