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Pilze Pilze Forum Archiv 2003

Tintlinge - Coprinus - Teil 4

Geschrieben von: Kazuya
Datum: 31. Dezember 2003, 20:27 Uhr


Hallihallo,

hier nun der letzte Teil, der über die Gattung Tintling (Coprinus) handelt. Am folgenden Sonntag möchte ich mit einer neuen Serie „Muschelinge – Pilze ohne Stiel“ beginnen.

1) Die Arten

Bekannt, aber nicht überall häufig ist der Spechttintling (Coprinus picaceus). Dieser Tintling findet sich sogar in den kleinsten Pilzbüchern wieder und ist mit einem Hutdurchmesser von mehr als 50 mm und einer Gesamthöhe von über 100 mm einer der größten Arten der Gattung. Der Hut ist anfangs walzenförmig bis zylindrisch, breitet sich mit zunehmendem Alter glockenförmig bis kegelig aus und zerfließt schließlich zu einer schwarzen, tintenähnlichen Masse. Die Oberfläche ist zunächst dicht verhüllt von einem schmutzig-weißlichem Velum, dass mit fortlaufender Streckung des Hutes in die Höhe in z.T. gürtelartig angeordnete, konzentrische Schollen aufreißt und die fein geriefte, schwarzbraune Oberfläche darunter zum Vorschein kommen lässt. Die „Schollen“ lassen sich recht leicht wegwischen, so kommt es vor, dass man Fruchtkörper mit völlig „kahlen“ Hüten vorfindet. Das schollenartige Aufreißen des Velums erinnert an ein Gefieder eines bekannten Vogels, der Elster (Pica pica), was sich sowohl in der deutschen Bezeichnung „Elsterntintling“ als auch in der wissenschaftlichen Bezeichnung „picaceus“ wiederfinden lässt. Die Lamellen sind zunächst weißlich bis creme, färben sich aber rasch vom Rand her schwarzbraun und zerfließen schließlich. Der Stiel ist zylindrisch und basal typisch knollig verdickt, er ist auf ganzer Länge fein striegelig bis fast schuppig und schneeweiß. Der ganze Fruchtkörper ist äußerst zerbrechlich, vor allem der Hut lässt sich relativ leicht ablösen. Der Spechttintling ist meines Wissens vor allem in Laubwäldern bei Hainbuchen zu finden, weshalb er vor allem hier in der Eifel relativ häufig zu finden ist. Er bevorzugt lichte Stellen, z.B. an Waldrändern, in Mischwäldern usw., er wächst sowohl auf Laubstreu als auch zwischen Gräsern. Die Art ist nicht essbar.
Spechttintling, Elsterntintling – COPRINUS PICACEUS (Bull.: Fr.) Gray

Sehr häufig ist der Scheibchentintling (Coprinus plicatilis), der ebenso viele verwandte Arten um sich scharrt. Daher gibt es zahlreiche Tintlinge mit dem Namen „Scheibchentintling“, die z.T. durch verschiedene Substratansprüche und mikroskopische Merkmale auseinander zu halten sind. Der typische Scheibchentintling wächst bevorzugt an grasigen Stellen, an Wegrändern oder auf Wiesen. Sein Hut wird bis 30 mm breit und ist zunächst eiförmig, breitet sich dann aber rasch aus. Die Oberfläche ist glatt und bis zur Mitte stark rillig gerieft, was die Dünnfleischigkeit beweist: Die Rillen auf der Oberfläche werden durch die Lamellen verursacht, die problemlos durchscheinen, da der Hut kein „Fleisch“ hat, in manchen Büchern wird das so beschrieben: „besteht nur aus Haut und Knochen“. In der Mitte des Hutes befindet sich ein kleines Scheibchen, was dem Pilz den Namen gegeben hat. Es ist glatt und rotbräunlich gefärbt. Alles drum herum ist blei- bis graubraun gefärbt. Der Rand ist auffallend stark gekerbt. Die Lamellen sind anfangs hellgrau bis schmutzigweißlich und färben sich später graubraun, wobei der Rand und die Schneiden z.T. schwarz sind. Auffallend ist hier der kollarartige Abstand der Lamellen zum Stiel, d.h. die Lamellen sind bei dieser Art frei. Der Stiel ist zylindrisch und basal mit einem kleinen Knöllchen versehen, er ist im Vergleich zur Höhe relativ dünn und daher sehr zerbrechlich. Er ist auf ganzer Länge glatt und weißlich bis hellgrau. Lt. B&K gelten die Arten aus der sog. Sektion Hemerobi, in der sich auch die hier beschriebene Art befindet, als schwer bestimmbar. Verschiedene Merkmale, vor allem auf mikroskopischer Ebene, gehen fließend ineinander über oder sind nur schwer auseinander zu halten.
Scheibchentintling – COPRINUS PLICATILIS (Curt.: Fr.) Fr.

Die nächste Art lässt sich nur morgens beobachten: der Pferdemisttintling (Coprinus radiatus). Hierbei handelt es sich um eine extrem kurzlebige Art, die bevorzugt oder fast ausschließlich auf Pferdedung anzutreffen ist. Daher sollte man möglichst vormittags losgehen, um den kleinen Tintling nachweisen zu können. Der Hut wird kaum mehr als 20 mm breit und ist anfangs eiförmig und später ausgebreitet, wobei der Rand sich meist nach oben aufrollt. Die Oberfläche ist anfangs von einem schmutzigweißlichem Velum schüppchenartig besetzt und später meist kahl, sie ist hell graubraun, wobei die Mitte mehr ockerbraun gefärbt ist (lt. B&K). Die Lamellen sind anfangs weißlich bis grauweiß, später schwarz. Der Stiel ist zylindrisch und äußerst zerbrechlich, da er fädig dünn ist. Die Oberfläche ist feinfaserig bis wollig, später glatt.
Pferdedungtintling – COPRINUS RADIATUS (Bolt.: Fr.) Gray

Die letzte Art dieser Serie ist auch ein Dungbewohner: es ist der Struppige Misttintling (Coprinus stercoreus). Man findet diese kleine Art nur auf Dung verschiedener Tiere, vor allem auf Dung von Pferden. Sein Hut wird bis 15 mm breit und ist anfangs ei- bis walzenförmig, später flach ausgebreitet. Vor allem jung lässt sich ein gut ausgebildetes, weißliches Velum feststellen, dass jedoch vergänglich ist und im Alter nur noch stellenweise zu finden ist. Unter dem Velum befindet sich eine stark rillig-geriefte, graubraune Oberfläche. Zur Mitte hin ist sie glatt und hellbräunlich. Die Lamellen sind anfangs weißlich und später hellgrau bis graubraun. Der zylindrische Stiel ist fädig dünn und ebenso wie der ganze Fruchtkörper sehr zerbrechlich. Er ist auf ganzer Länge glatt und weißlich. Nach gezieltem Suchen ist diese Art relativ häufig und ist vor allem im Herbst anzutreffen.
Struppiger Misttintling – COPRINUS STERCOREUS (Scop.) Fr. ss. Ort. & Watl.

So, das wars fürs erste, bis zum nächsten Mal,
und beste Grüße,
Kazuya

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Tintlinge - Coprinus - Teil 4 -- Kazuya -- 31. Dezember 2003, 20:27 Uhr

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