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Pilze Pilze Forum Archiv 2004
Re: nochmal Märzschneckling
Geschrieben von: Andreas Antwort auf: nochmal Märzschneckling (jascha)
Datum: 13. März 2004, 13:17 Uhr
: Nachdem mein erster Versuch ohne Antwort nach hinten durchgerutscht ist,
: In was für Habitaten habt Ihr Eure Funde gemacht (Baumarten, Boden etc)? Hallo, natürlich hat man Chancen den Märzschneckling außerhalb der Alpen zu finden, gerade in Ba.-Wü. Er ist allerdings nicht nur selten geworden, sondern auch nahezu unsichtbar, da er nur wenig aus der Erde herauskommt. Am besten bei Regenwetter suchen, weil da das Laub am Boden angeklatscht ist und die recht großen Pilze dann Buckel unterm Laub bilden, ähnlich wie Maulwurfshügel. Meistens sind es allerdings tatsächlich Maulwurfshügel .....
Nachstehend der Text aus der Ba.-Wü.-Flora, Band 3.
-------- 3.27 Hygrophorus marzuolus (Fries 1821: Fries 1821) Bresadola 1893
Morphologie: Hut 4-12 cm breit, dick, unter Erde oder Moos fast weiß, doch bald graufleckig, etwas bereift, am Licht rasch grau und bald mit grauschwärzlichen Flecken, zuletzt völlig grauschwarz, trocken, glanzlos, unregelmäßig geformt, geschweift bis verbogen. Lamellen erst weißlich, oft mit grünlichem oder bläulichem Schein, alt graulich, mit blasser, stumpfer Schneide, dick, wachsartig, entfernt, am Grund aderig verbunden, teils gegabelt, wenig herablaufend. Stiel 5-6 x 1,5-3 cm, weiß bis grau, an der Spitze etwas schuppig, seidenfaserig. Trama weiß, unter der Oberhaut und im Stiel schwach grau anlaufend, nicht hygrophan, fest, Geruch schwach süßlich, Geschmack mild. Ökologie: Artenreiche Bergmischwälder (Galio rotundifolii-Abietenion), schwach bodensauere Fichten-Tannen- und Fichtenwälder (Piceion abietis), je einmal in einem Waldmeister-Buchen- und einem mesophilen Hainbuchen-Eichenwald. Auf locker-humosen, frischen, schwach saueren bis schwach alkalischen, gut mit Basen und mäßig mit Nährstoffen versorgten, meist sandigen Böden, vorzugsweise Braunerden über sandigen Mergeln, Schottern, basenreichen Silikatböden, selten direkt über Kalk oder mageren Silikaten (Quarz, Bunt- und sauere Keupersandsteine (Km3s, Km4m-o). Die Basidiocarpien brechen meist büschelig unter Schnee, Moos oder Streu hervor. Symbionten (Mykorrhiza): Nadel- und Laubbäume, vorzugsweise Weißtanne.
Anmerkung: In anderen Ländern wird Ektosymbiose auch mit Pinus mugo sowie mit Cedrus atlantica angegeben, ferner mit Castanea und Quercus vermutet. Die frühere Auffassung von HAAS und anderen, es handele sich um einen strengen Weißtannenbegleiter, mußte zwar bald revidiert werden, allerdings fruktifiziert der Pilz in Süddeutschland bevorzugt bei Abies alba, ferner besteht eine auffallende Ähnlichkeit des europäischen Areals der beiden Arten (vgl. Abschnitt Allgemeine Verbreitung). Phänologie: Ende Februar bis Mitte Mai.
Die Erscheinungszeit wird von der klimatischen Situation, der Exposition und der Höhenlage modifiziert. Frühestes Funddatum: Gäulandschaften, Neckarbecken n. Stuttgart (Grenze zum Keuper-Lias-Land), 6921/2, ö. Abstatt, Wildeck, Südhang, ca. 330 m NN, Abies alba, 26.02.1923, HAAS (Fundbeschreibung in STU). Spätestes Funddatum: Keuper-Lias-Land, Schurwald, 7222/2, Schnait, Nordhang, ca. 370 m NN, Nadelwald, 16.05.1956, HAAS (Fundbeschreibung). Anmerkung: Seither wurde die Art an beiden Orten nicht wieder aufgefunden. Verbreitung in Baden-Württemberg: Die Vorkommen konzentrieren sich auf das Keuper-Lias-Gebiet (Schwäbisch-Fränkischer Wald, Schurwald, Glemswald, Schönbuch, Vorland der Schwäbischen Alb). Streufunde liegen im Wesentlichen in den mittleren und südlichen Gäulandschaften, auf der Südwestalb, im Südschwarzwald inkl. Dinkelberg und im Klettgau vor. Ein kleineres, stärker ausgedünntes Teilareal liegt im Voralpenland. Vertikale Verbreitung: Hochkollin bis unter-eumontan.
Die niedersten bekannten Fundstellen liegen bei ca. 320 m NN, die höchsten (im Mittleren und Südschwarzwald) bei ca. 780 m NN, doch steigt die Art vermutlich höher auf; in der Schweiz soll sie bis in 2000 m NN vorkommen. Bestand und Bedrohung: Die meisten Bestände gingen ab Mitte der 70er Jahre vorzugsweise infolge sauerer Niederschläge exorbitant zurück. Gegen 1987 wurde selbst an Fundstellen, wo der Pilz früher zuverlässig und üppig fruktifiziert hatte, kaum mehr Basidiocarpien angetroffen, so daß das baldige Erlöschen zu befürchten war. Ab den frühen 90erJahren erschienen jedoch hie und da wieder einzelne Exemplare und kleinere Knäuel. Die Art hat sich zwar insgesamt längst noch nicht hinreichend erholt (und wird wohl auch an vielen früheren Fundorten für weitere Zeit, wenn nicht für immer, verschollen bleiben), jedoch besteht Hoffnung, wenigstens einen Teil der Vorkommen und somit des ehemaligen Areals zu stabilisieren. Voraussetzung sind rasch greifende Maßnahmen zur Drosselung der Eutrophierung, insbesondere der über Luft und Wasser weithin verbreiteten flüssigen und gasförmigen N-Verbindungen. Erstnachweise:Gäulandschaften, 6921/4, Wildeck (ca. 370 m NN), 26.03.1923 - Keuper-Lias-Land, Glemswald, 7220/3, Stuttgart-Vaihingen, (ca. 420 m NN), 18.03.1923. - Schurwald b. Waldhausen, 7223/2, März 1923. (Jeweils HAAS, STU). Allgemeine Verbreitung: Nordamerika (USA: Idaho), Nordafrika (Marokko: im Rif-Gebirge bis in 1880 m Höhe unter Cedrus atlantica), Europa. In Europa circum karpato-alpisch, (eine Exklave in den Ostpyrenäen); entspricht dem natürlichen Areal der Weißtanne (Abies alba). Berichtet aus Süd- (Italien: Appennin; Slowenien, selten in Serbien und Rumänien), West- (Spanien: Ostpyrenäen, Frankreich: Ostpyrenäen, Zentralmassiv, Cevennen, Westalpen) und Mittel- (Schweiz, Liechtenstein, Österreich: bes. in der Steiermark, Ungarn - Deutschland, Tschechien, selten in der Slowakei). Die europäische Verbreitungsgrenze verläuft mitten durch Deutschland. Vorkommen sind bekannt aus Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen, dazu gesellen sich Streufunde in Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. ------------ Beste Grüße,
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