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Pilze Pilze Forum Archiv 2004

wegen Glosse im Tintling

Geschrieben von: Christoph
Datum: 20. September 2004, 22:33 Uhr


Hallo zusammen,

Birgit hatte in einem Beitrag weiter unten ein wenig Stellung zur Glosse im neuen Tintling bezogen. Da dachte ich, ich schreib auch was dazu ;-).

Neben den üblichen, leider weit verbreiteten Aussagen wie "Internet sei der Müllhaufen der Informationsgesellschaft" findet man vor allem Kritik an der Abwandlung der Sprache durch das Internet (z.B. Knollis statt Knollenblätterpilze").

Ersteres finde ich nicht so tragisch. Wer nicht weiß, wie man das Internet richtig nutzt, wird allzuoft falsche Informationen erhalten oder unseriöse Seiten entdecken. Wer nicht weiß, welche Zeitung man am Kiosk kauft, kann auch bei Propagandablättern landen und wird fehlinformiert.

Der Abschlusssatz, der sich indirekt auf die Teilnehmer dieses Forums (wo hauptsächlich "Flockis" und andere Abkürzungen verwendet werden) bezieht, ist dagegen schon ein ziemlich übler Angriff. Letzten Endes kann einem das aber doch auch egal sein, denke ich. Zumal im text recht wenig an Argumenten gebracht wird, warum dies so sei.

Also zur Sprache. Herrlich ist die in der Überschrift vom Autor selbst vorgenommene Apostrophierung, wie sie im Englischen üblich ist, um einen Genitiv auszudrücken - allerdings im Pluralsinn gemeint (Flocki`s, Steini`s und Täuberl). Aua!!! War das nun Glosse, also Absicht, oder war es unbemerkt? Es sei dahingestellt.

Was ich immer wieder feststellen kann, das ist der Wunsch, Sprache möge unveränderlich sein. Sie möge konserviert werden, auf dass man in 500 Jahren noch so spreche wie dereinst. Irrtum. Gerade der Fluss und die Veränderung macht Sprache interessant.

Wie passend der Vergleich anhand der Bilder (man wird aufgeklärt, was Maronen sind und was Maronenröhrlinge sind). Nun, auch Menschen, die gar nichts mit dem Internet zu tun haben, sammeln bei mir in der Gegend ihre "Maronen" und meinen damit den Röhrling. Dies hat sich schon sehr lange eingebürgert, schon in meiner Kindheit - ich kann mich dran erinnern, da es der erste Röhrling war, den ich bewusst zu Gesicht bekam.
Sowas ist üblicher Abschleif. Teils auch Dialekt. Die Täublinge heißen in bayern nunmal "Deiberl", im plural "Deiberln". Somit ist der Versuch, dies mit "Täuberln" zu transkribieren, gar nicht so schlecht - Herr Zehfuß spricht ja kein Bairisch. Zum Glück ohne Apostroph geschrieben (Täuberl`n wäre zu komisch).

Aber ich schweife ab...

Sprache ändert sich, hat sich geändert und wird dies auch immer tun. Es wird immer Neologismen geben, es gibt Abschleifungen, sekundäre Umdeutungen, auch Fehler.

Beispiel: Efeu, eine bekante Pflanze. Die wurde mal Epheu geschrieben. Und das kam von Ep-Heu (ewiges Heu), weil deren Blätter auch im Winter als Streu und Heuersatz dienen können und in Notzeiten als solches verwendet werden konnten, wenn Streu / Heu ausging. Tja, und da "ph" so schön griechisch klingt, wurde es mit "f" umgeschrieben, was völlig falsch war. Nun gut, ist passiert. Dennoch sage ich "Efeu" und schreibe es auch.

Den Begriff "Knolli" verwende ich auch gerne in der Umgangssprache. Vielleicht wird er sich ähnlich durchsetzen, wie der von Wolfgang Dämon (führender Forscher im Bereich der Corticioiden Pilze) geprägte Begriff "Cortis" für seine Lieblinge, die corticioiden Pilze. Und auch hier war das Internet nicht schuld.

Nein, zu der Glosse kann ich nur sagen, dass ich es schade fände, wenn sich keine themenbezogenen Jargons mehr bilden dürften. Wenn irgendwer bestimmen dürfte, welche Neologismen akzeptiert werden. Wenn alles in einem reinen Hochdeutsch (das auch erfunden wurde) gehalten werden müsste. Ich gehe also mit dem Inhalt der Glosse gar nicht konform. Ich finde es positiv, dass sich ein eigener Sprachgebrauch bildet.

Ich ärgere mich nicht über den Beitrag von Herrn Zehfuß. Er vertritt seine Meinung, so wie ich z.B. die meine. Und den Nachsatz, dass dieses Forum das Internet zum Müllhaufen der Informationsgesellschaft mache, nehme ich nicht ernst (wie gesagt, indirekt aufs Forum bezogen). Leider kann man bei einer Überschrift namens "Glosse" ohnehin nicht gegenargumentieren, da sich Kritik verbietet (sonst verstünde man keinen Humor). Drum werte ich diesen Satz nicht, stelle aber den Gesamttenor der Glosse zur Diskussion und kritisiere diesen.

Es lebe die Vielfalt und die Freiheit des Einzelnen. Und ich nenne weiterhin den Grünen Knolli Grünen Knolli ;-)))

In diesem Sinne
Christoph

Beiträge in diesem Thread

wegen Glosse im Tintling -- Christoph -- 20. September 2004, 22:33 Uhr
Re: wegen Glosse im Tintling -- Huperzia -- 20. September 2004, 22:40 Uhr
uoh... -- elfi -- 20. September 2004, 23:56 Uhr
Re: wegen Glosse im Tintling -- Gerd-A -- 21. September 2004, 00:09 Uhr
Ich gebe Herrn Zehfuß recht.... -- Christoph G -- 21. September 2004, 08:26 Uhr
keine Glosse -- Birgit -- 21. September 2004, 11:29 Uhr
Re: keine Glosse -- Ilmtalratz -- 21. September 2004, 11:43 Uhr
eben -- Birgit -- 21. September 2004, 11:52 Uhr
Tintling -- Werner -- 21. September 2004, 13:21 Uhr
Re: keine Glosse -- Wolfgang P. -- 21. September 2004, 23:14 Uhr
Re: keine Glosse -- Werner -- 22. September 2004, 00:55 Uhr

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