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Pilze Pilze Forum Archiv 2004

Re: Literaturanfrage

Geschrieben von: Werner2
Datum: 2. Januar 2004, 13:08 Uhr

Antwort auf: Literaturanfrage (Rene)

Hallo, René

Andreas hat ja schon eine ganze Menge wichtiger Literaturquellen in Richtung Aphylophorales genannt, obwohl hier auch die Frage im Raum steht, was der Pilzfreund Bieck unter „Holzpilzen“ so alles versteht: Nur Porlinge? auch Rindenpilze? auch Gallertpilze?, Becherlinge?, Blätterpilze?, Schleimpilze?, Kernpilze? also wirklich alles zusammen was an Holz wächst?? Da wird er sich wohl etwas übernehmen.
Daher antworte ich auch erst mal in die Richtung „Porlinge und Rindenpilze“,
da man sich sonst hoffnungslos irgendwo im Reich der Mykologie verliert.

Ich würde empfehlen, die „Holzpilze“ im engeren Sinne etwas „historisch“, d.h. mit älterer Literatur anzugehen, auch wenn da einiges bereits inzwischen überholt sein sollte oder anders gesehen wird.
Aus diesem Grund sollte sich Walter Bieck z.B. ruhig auch einmal den alten Michael-Hennig Band II (auch wenn da manche lachen werden) und vor allem die ganzen Westfälischen Pilzbriefe besorgen, insb. den guten Einstiegsband „Mitteleuropäische Porlinge“ von Herman Jahn. Der wurde mal 1976 in der Bibliotheca Mycologica im J. Cramer Verlag veröffentlicht. Selbst Leif Ryvarden bezeichnet dieses Werk als eines der besten und lehrreichsten Arbeiten, die Jahn je geschrieben hat und die ihn in seinen Studien weitergebracht haben.
Diese Arbeiten sind gerade für einen Einsteiger eine viel lesbarere und eingängigere Literatur, als die ganzen neueren oder auch älteren, z.T. monografischen Veröffentlichungen von Ryvarden, Eriksson, Gilbertson, Niemelä, David, Keller, Hallenberg, Domanski, Bondartsev, Lowe, Rivoire, usw. usw. usw. die in französisch und englisch erschienen sind. Das soll diese wahrlich nicht in ihrer Bedeutung abwerten.
Jahn schreibt aber viel volkstümlicher, verständlicher und oft auch präziser und ausführlicher. Vergleichbares findet man nur bei Domanski, Bondartsev und Pilat - allerdings nicht in deutsch. Er war in dieser Hinsicht ein begnadeter Pädagoge und das Buch „Pilze die an Holz wachsen“ gibt einem ja einen ganz guten Eindruck seiner Arbeiten. Man muss sich diese Literatur schon etwas zusammen sammeln. Der Sohn, Reinhard Jahn, hat inzwischen die Literatur seines Vaters in einer Homepage zugänglich gemacht. Hier der Link: http://www.pilzbriefe.de/inhalt/
Wer Zugang zur früheren DDR-Literatur (Mykologisches Mitteilungsblatt) hat, wird auch dort hoch interessante Arbeiten, u.a. von Zschieschang, Huth und der vor kurzem leider verstorbenen Mykologin Dunger, entdecken.
Auch in der schweizerischen Periodika gibt es jede Menge hilfreiche Artikel, gerade von Md. David und J. Keller.

Natürlich wird man sich dann den Jülich – Kleine Kryptogamenflora IIb/1, die Pilze Baden-Würtembergs Band 1 und die „Pilze der Schweiz“ Band II besorgen müssen. Auch die verschiedenen Ryvarden- Gilbertson- und Erikkson Bände werden bei intensiverem Einsteigen unverzichtbar.
Aber man darf nicht vergessen: Zu viel Literatur – insbesondere die nordeuropäische und französischsprachige, verwirrt am Anfang mehr, als sie nutzt. Außerdem muss man es ja auch noch bezahlen können und die Quellen haben, um an diese Veröffentlichungen heran zu kommen. Fachliteratur ist z.T. „sauteuer“.
Und nicht vergessen: Neben dem Literaturstudium muss man sich noch die Mikroskopiertechniken für die Aphyllophorales aneignen, welche mit zu den schwierigsten in der Pilzkunde gehören.
Also lieber klein – mit deutscher bzw. deutschsprachiger Periodika und ruhig auch älteren Werken – anfangen, als hoffnungslos in einer undifferenzierten ausländischen Literaturflut ertrinken. Nicht alles was „neu“ ist, ist im übrigen auch immer hilfreich.

Was ich hier über die Holzpilze schreibe, gilt im übrigen (meiner Auffassung nach) für die meisten Bereiche der Pilzkunde.

Mit den besten Grüßen
Werner2

: Hallo zusammen

: Erst mal ein gutes neues Jahr bei bester Gesundheit und vielen Pilzfunden.

: Ich bin von Walter Bieck um folgendes angefragt worden;

: "Ich möchte mich auf Baumpilze bzw. Pilze die an Holz wachsen
: spezialisieren. Neben einem Buch von H. Jahn Dr. und Gerhardt Dr. suche
: ich an weiterer Literatur. Können Sie konkret was empfehlen?"

: Da muss ich passen. Da ich über keine besondere Literatur über Baumpilze bzw.
: Pilze die an Holz wachsen verfüge (in dieser Richtung ist bei mir nur
: Standard-Literatur, davon das beste noch B&K vorhanden), möchte ich die
: Frage in die Runde werfen, wie diesem Mann am besten geholfen werden kann.

: mit besten Grüssen

: René

Beiträge in diesem Thread

Literaturanfrage -- Rene -- 2. Januar 2004, 02:22 Uhr
Re: Literaturanfrage -- Andreas -- 2. Januar 2004, 08:56 Uhr
Re: Literaturanfrage -- Werner2 -- 2. Januar 2004, 13:08 Uhr
Re: Literaturanfrage -- Rene -- 4. Januar 2004, 02:21 Uhr
Dank von Walter Bieck -- Rene -- 4. Januar 2004, 23:23 Uhr

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