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Pilze Pilze Forum Archiv 2004

Re: Megacollybia platyphylla giftig?

Geschrieben von: Gerd-A
Datum: 26. Januar 2004, 03:56 Uhr

Antwort auf: Re: Megacollybia platyphylla giftig? (Jürgen Buchwald)

Hallo Jürgen.

: vielen Dank, das war ja sehr umfassend und wahrscheinlich vollständig.

- Meine Quellenzitate sind sicher nicht vollständig. Z.B. habe ich Prof. Kreisel nicht zitiert.
- Aber, vermutlich hätten weitere Zitate auch nichts wesentlich Neues gebracht: Denn die Autoren schreiben voneinander ab. Und ob sie dabei die Originalquellen gelesen und bewertet haben, da setze ich mal ein großes FRAGEZEICHEN.
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:Die Quelle [19] hat Prof. Kreisel selbst auch angeführt und im Zusammenhang
: des aufgetretenen Vergiftungsfalles in der DDR dann eben den Pilz als roh
: und gekocht giftig eingestuft.

Hierzu eine Bitte:
- Kannst Du die o.g. Quelle [19] vollständig zitieren.
- Ja, und dann wäre ich natürlich auch an einer Kopie interessiert. Vielleicht kann hier jemand anderes aushelfen oder eine Bezugsquelle nennen.
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: Aber warum stufen die anderen Autoren den
: Pilz dann weiterhin als eßbar ein? Für mich ein Rätsel.

Für mich kein Rätsel:
(1) Autoren wie Prof. BRESINSKY oder Dr. FLAMMER könnten ja (ich gehe mal davon aus, dass sie den Vorfall kennen)zu einem anderen Ergebnis als Prof. Kreisel kommen. Beachte dabei bitte auch, dass der von Dir zitierte Vorfall schon viele Jahre zurückliegt und offensichtlich weitere Fälle nicht bekannt wurden. Warum ein anderes Ergebnis, da gehe ich noch darauf ein.
(2) Autoren von Pilzbüchern für Speisepilzsammler, das ist ein völlig anderes Thema. Die können sich nur auf "Standardwerke" verlassen und berücksichtigen evtl. auch neuere Erkenntnisse (z.B. Grünling).
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: In Deiner englischen Quelle wird ja auch eine Eßbarkeit nicht empfohlen und
: einige Menschen könnten ungünstig beeinflußt werden; auch wäre das Aroma
: "arm".

- Es handelt sich um einen dicken Schmöker für Speisepilzsammler. Und (wenn ich das recht in Erinnerung habe) wird der Pilz nicht empfohlen, da er als "minderwertig" eingestuft wird und verwechselt werden kann (weiß allerdings nicht so recht mit was)
- Hätte auch ein anderes US-Buch zitieren können, da wird er ohne weitere Kommentare als "Essbar" bezeichnet.
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: Empfehlen als eßbar würde ich den Pilz auch nicht, denn wer weiß schon genau,
: solange man die genauen Giftstoffe nicht kennt, ob er sich nicht
: irgendwann mal so verhält wie z. B. der Paxillus involutus.

(a) Fakt ist, dass die Struktur der meisten Gifte von obligat auf den Magendarmtrakt wirkenden Pilzarten bisher nicht genau bekannt ist.
(b) Um präzise zu sein, P. involutus (Kahler Krempling) ist roh eindeutig giftig (wirkt auf den Magen-Darm-Trakt und enthält blutzersetzende Substanzen). Scharf und lang erhitzt werden diese Giftstoffe zerstört. Allerdings kann er bei entsprechend häufigem Genuss (auch bei korrekter Zubereitung) zu einer fatalen "Antigen/Antikörper-Reaktion führen. Und, wenn dies in wenigen bisher nachgewiesenen Fällen letal ausgeht: An einer Pilzvergiftung (akademisch gesehen) sind diese Pilzesser nicht verstorben.

===> Natürlich sollte m.E. vom Genuss des "Kahlen Kremplings" strikt abgeraten werden und PSV den nicht durchgehen lassen. Aber:
- In Notzeiten hätte ich kein Problem, den (entsprechend erhitzt) zu verspeisen.
- Und da erinnere ich mich noch an einen lesenswerten Artikel (Tintling !?), in dem "Schein und Wirklichkeit" am Beispiel "Kahlem Krempling" dargestellt wird.
===> Eine derartige Antigen-/Antikörperreaktion auf das "Breitblatt" zu übertragen, halte ich allerdings für mehr als voreilig.
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Und jetzt noch (aus meiner Sicht) ein paar generelle Abschluss-Kommentare zur Giftigkeit von Pilzen:

- Eine "NOTWENDIGE" aber sicher nicht ausreichende Bedingung zur Einstufung eines Pilzes als Giftpilz ist, dass irgend ein "vermutlicher oder nachgewiesener" Vergiftungsfall (!?)dokumentiert wurde.

- Natürlich (nach dem Motto "VORSICHT IST DIE MUTTER DER PORZELANKISTE"), ist es das gute Recht eines Autors (z. B. Prof. KREISEL), jeden vorher nicht auffälligen Speisepilz nach dem ersten Bericht eines Vorfalls (von dem er hoffentlich nicht nur die Überschrift gelesen hat) als Giftpilz einzustufen.

- Auch ich bin hier eher für die vorsichtige Variante. Aber, man sollte m.E. nicht übertreiben. Insbesondere, wenn es sich um Einzelfälle handelt, sollte man die Sache doch etwas genauer hinterleuchten und sich z.B. folgende Fragen stellen:

(1) Ist sicher, dass exakt diese Art verspeist wurde ?
(2) Ist sicher, dass der Pilz korrekt zubereitet wurde und nicht vergammelt war ?
(3) Haben mehrere Personen an der Mahlzeit teilgenommen und wie haben die anderen den Pilz vertragen ?
(4) Handelt es sich um einen Einzelfall ?
(5) Und wenn der Vorfall gar aus dem Ausland stammt: Da wird es noch schwieriger. Kann die "Giftigkeit" tatsächlich auch auf unser Gebiet übertragen werden ?
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Mein Fazit:
- Jede Pilzart gleich zu verteufeln, nur weil irgendwo in der Vergangenheit ein "EINZIGER" Vorfall bekannt wurde ist aus meiner Sicht wohl etwas übertrieben.
- Was das "Breitblatt" angeht, so kann ich dem (aus meiner Sicht ein minderwertiger Speisepilz) nichts abgewinnen und darauf verzichten. Und das hat nichts mit seiner Giftigkeit (???) zu tun. Na ja, über Geschmack läßt sich streiten. Schließlich gibt es Pilzfreunde, die auch die Nebelkappe schätzen.
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Letzte Anmerkung und Abschlussfrage:

- Mein Nachbar verträgt alle Pilze mit Ausnahme des Zuchtchampignons. Bei letzterem reagiert er "gastrointestinal" (auf Deutsch, Dauergast auf der Toilette) und bekommt Ausschlag (deutet auf eine Allergie auf das Pilzeiweiß des Zuchtchampignons hin).
- Soll man deshalb den Zuchtchampignon als "Giftpilz" einstufen ???

Viele Grüße
Gerd

Beiträge in diesem Thread

Megacollybia platyphylla giftig? -- Jürgen Buchwald -- 25. Januar 2004, 13:27 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Jens -- 25. Januar 2004, 15:18 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Gerd-A -- 25. Januar 2004, 17:14 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- EricS -- 25. Januar 2004, 18:11 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Jürgen Buchwald -- 25. Januar 2004, 19:54 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Gerd-A -- 26. Januar 2004, 03:56 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Jürgen Buchwald -- 26. Januar 2004, 10:16 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Gerd-A -- 26. Januar 2004, 11:14 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Jürgen B. -- 27. Januar 2004, 11:08 Uhr
Danke, das wollte ich wissen *oT* -- Gerd-A -- 27. Januar 2004, 19:41 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- harald andres schmid -- 25. Januar 2004, 23:04 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Karl Keck -- 26. Januar 2004, 00:33 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Gerd-A -- 26. Januar 2004, 04:30 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- Gerd-A -- 26. Januar 2004, 04:16 Uhr
Entschuldigung: war Antwort an harald andres *oT* -- Gerd-A -- 26. Januar 2004, 04:23 Uhr
ohje... -- harald andres schmid -- 26. Januar 2004, 12:01 Uhr
Re: ohje..., Stand wohl auf der Leitung !!! *oT* -- Gerd-A -- 26. Januar 2004, 13:59 Uhr
Re: Megacollybia platyphylla giftig? -- hansuwe -- 26. Januar 2004, 17:41 Uhr
Re: M.platyphylla giftig, oder sind es Allergien ? -- hansuwe -- 26. Januar 2004, 18:01 Uhr

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