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Pilze Pilze Forum Archiv 2004

Fallenjagd

Geschrieben von: Thomas Pruß
Datum: 26. Februar 2004, 09:42 Uhr

Antwort auf: Re: Überraschung beim Bärlauch-Sammeln (Gerd-A)

Moin zusammen,
na, der Unfall mit der Falle hat ja wohl die Gemüter etwas aufgebracht. Dazu ist zunächst einmal zu sagen: Wer auf Fallenjagd geht, braucht eine spezielle Ausbildung dafür. Wie die genau aussieht, ist in den einzelnen Bundesländern verschieden, denn Jagdrecht ist föderales Recht.
Wie ich schon schrieb, dürfen Totschlagfallen nur noch auf Zug auslösen und nicht mehr auf Druck (Ausnahme: Schwanenhals). Und außerdem muss jede Falle so gesichert sein, dass sich kein Mensch daran verletzten kann. Das gilt auch für den eher unwahrscheinlichen Fall, dass jemand des nächstens im Wald herumkraucht, und dabei über eine Falle stolpert. Nun kann man nie ausschließen, dass doch ein Unfall mit Personenschaden entsteht, was ja in dem beschriebenen Fall auch geschehen ist.
Um den Schaden zu bezahlen, besitzt jeder Jäger ein Jagd-Haftpflichtversicherung (bis 5 Mio Eur. bei Personenschäden), Ohne diese Versicherung bekommt man gar keinen Jagdschein ausgehändigt. Welche weiteren Folgen der Jäger zu erwarten hat, hängt davon ab, wie die Staatsanwaltschaft den Fall verfolgt. Im einfachsten Fall bekommt er eine Geldstrafe, im schwersten Fall ist er den Jagd-/Fallenschein los. Dazwischen gibt es auch noch andere Möglichkeiten, z. B. eine zeitlich befristete Sperre, in der er den Jagdschein abgeben muss. Die Jagdhaftpflichtversicherung bezahlt auch, wenn Oma Paschulkes Fiffi, angeleint an der Flexileine, ins Gebüsch rennt und in eine Falle geht.
Im Prinzip ist man als Jäger zunächst immer der Dumme, wenn es bei der Jagdausübung zu Personenschäden kommt. Das ist wie beim Autofahren: Sobald man als Autofahrer mit einem Radfahrer oder Kind kollidiert, hat man erst einmal Schuld – der Fühererschein ist futsch. Wie lange und/oder überhaupt, hängt dann von den Ermittlungsergebnissen ab.
Zu der Schwanenhalsfalle:
Die Schwanenhalsfalle ist eine Falle, die nicht verbunkert (eingebaut) wird und die einzige erlaubte Totschlag-Falle, die auf Druck auslöst. Sie wird auf offenem Feld aufgestellt (z. B. in großen Mais- oder Getreidefeldern), mit einem Köder (z. B. Hasenkopf) versehen und eingeraben. Drumherum kommt ein kleiner Graben, an dem man an einer Stelle einen kleinen Steg stehen lässt, damit der Fuchs nur von einer ganz bestimmten Seite die Falle betreten kann. Sie ist eine spezielle Fuchsfalle. Sie ist aber keine Falle, die im Wald aufgestellt wird. Prinzipiell finde ich es absolut bescheuert, eine Falle 5 m neben einem Waldweg aufzustellen.
Per Gesetz dürfen Fallen nur im Abstand von mind. 300 m vom nächsten befriedeten Bezirk (Häuser, Ortschaften…) aufgestellt werden. Im allgemeinen werden alle anderen Fallen verbunkert und zwar so, dass z. B. nur das Tier in die Falle geht, auf das man es abgesehen hat. So hat der Eingang einer Marderfalle nur ein ganz kleines Loch. So sind diese Fallen auf jeden Fall abgesichert. Wer dann nachgräbt und in die Falle geht, hat selbst Schuld. Zusätzlich wird auch mit dem Köder eine gewisse Selektion erreicht: Ein Ei ist für Marder, Luder für den Fuchs. Lebendfallen müssen aufgrund ihrer Konstruktion nicht unbedingt verbunkert werden. Sie werden nur getarnt.
In Schleswig-Holstein, also dort, wo ich lebe, sind Totschlagfallen verboten. Nur Lebendfallen sind erlaubt. Das führt aber zu so abstrusen Fällen, in denen z. B. Bisamratten, die gerade in meiner Gegend eine echte Plage sind, weil sie Deiche durchlöchern und die Ufe der Be- und Entwässerungsgräben zerstören, nur noch lebend gefangen werden dürfen, was eigentlich in der Praxis undürchführbar ist. Denn dann muss der Fallensteller praktisch jeden Tag die Fallen kontrollieren. Wie soll das geschehen? Allein auf Eiderstedt gibt es an größeren Sielzügen etwa 350 km. Die kleineren Gewässer dazu, kommt man locker auf über 1000 km. Es gibt aber nur eine Hand voll Bisamjäger, und die machen das nicht hauptberuflich. Die Folgen solcher Bestimmungen kann sich jeder selbst ausmalen.

Grüsslis
Thomas

Beiträge in diesem Thread

Bärlauch am Spriessen -- Manfred -- 23. Februar 2004, 10:37 Uhr
gehe nach dem Schnee wieder auf Pirsch! *oT* -- hans hurter -- 23. Februar 2004, 17:25 Uhr
Überraschung beim Bärlauch-Sammeln -- Gerd-A -- 24. Februar 2004, 23:40 Uhr
Re: Überraschung beim Bärlauch-Sammeln -- Thomas Pruß -- 25. Februar 2004, 09:37 Uhr
Re: Überraschung beim Bärlauch-Sammeln -- Karl Keck -- 25. Februar 2004, 13:06 Uhr
Re: Überraschung beim Bärlauch-Sammeln -- Thomas Pruß -- 25. Februar 2004, 13:18 Uhr
Re: Überraschung beim Bärlauch-Sammeln -- 42 -- 25. Februar 2004, 16:43 Uhr
Aal, ist aber off topic!!!! -- Thomas Pruß -- 26. Februar 2004, 10:11 Uhr
Re: Überraschung beim Bärlauch-Sammeln -- Gerd-A -- 25. Februar 2004, 18:50 Uhr
wie bitte???? -- harald andres schmid -- 25. Februar 2004, 18:59 Uhr
Re: wie bitte???? -- Gerd-A -- 25. Februar 2004, 19:14 Uhr
ich hatte im Berner Oberland schon das...... -- hans hurter -- 25. Februar 2004, 19:19 Uhr
Graubünden ist auch berüchtigt... -- harald andres schmid -- 27. Februar 2004, 11:36 Uhr
Fallenjagd -- Thomas Pruß -- 26. Februar 2004, 09:42 Uhr

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