Die Wärme der vorigen Woche hat die Entwicklung der Vegetation vorangetrieben, und es wurden bereits Spitzmorcheln bis auf 660 m NN gefunden (Elfi). So schön wie diese Woche war - es kam, wie es kommen musste: Ein erneuter Kaltlufteinbruch beendete voriges Wochenende jäh die Frühlingsgefühle, und es scheint fast, als müssten wir damit für diese warme Woche büssen...
Wie reagieren nun die Morcheln auf derartige Temperatursprünge?
Da ich seit meiner Kindheit (damals mit Vater) Pilze sammle - das sind über 30 Jahre - habe ich damit schon einige Erfahrungen gemacht.
Spitzmorcheln kamen an meinen Stellen meist in mehreren Schüben, dies immer etwa innerhalb 2-3 Wochen (am gleichen Platz). Stellte sich aber nach dem Erscheinen der ersten Exemplare kaltes und trockenes Wetter ein, blieben diese weiteren Schübe oft aus. Kälte und Feuchte sind dagegen offensichtlich weniger schlimm: ein Bekannter der Schwester eines guten Pilzfreundes von mir will am vergangen Dienstag oder Mittwoch an der Emme 80 Morcheln gefunden haben (welche Art weiss ich nicht, hab sie nicht gesehen. Besagte Schwester hat aber angeblich das Säcklein gesehen (Säcklein = kleiner Sack, also müssen es wohl Winzlinge gewesen sein). Solche Meldungen um 7 Hausecken herum sind mit Vorsicht zu geniessen, reichen jedoch aus, um Neidgefühle zu erwecken :-)
Je weiter die Vegetation fortgeschritten, um so empfindlicher die Reaktion auf die Kälte. Am schlimmsten sind sternenklare Nächte (wie gerade jetzt) mit starker Wärmeabstrahlung. Dies lässt die Bodentemperatur wieder um einige Grade absinken. Davon weitgehend verschont sind Gebiete, die wieder eine Schneedecke (auf den von der Vorwoche schon recht aufgewärmten Boden) erhalten haben (Beispiel: Elfi). Diese wirkt als Isolationsschicht. In tiefen Lagen wird es daher schwierig sein, fündig zu werden, im Gegensatz zu Gebirgslagen, dort dürften die Auswirkungen kaum merkbar sein. Für Spitzmorchelsucher in den tiefsten Lagen sind daher schattige und kühle Plätze, welche zuvor noch nicht allzuviel Sonnenwärme gespeichert haben, zu bevorzugen (Gräben, Mulden, Nordhänge, Schattenlöcher usw.), da dort die Vegetation naturgemäss noch etwas hintennach hinkt. Im übrigen stehen ja noch die anderen Morchelsorten bevor. Die kommende Woche bringt uns den Frühling wettermässig zurück, wenn auch die 2-3 kommenden Nächte noch verbreitet Bodenfrost bringen. Allerdings werden sich gegen das Wochenende Viele bereits wieder sehnlichst Regen wünschen, denn der schon fortgeschrittene Sonnenstand lässt gut besonnte Böden bereits rasch austrocknen. Letztes Jahr kam die grosse Frostphase erst Anfang April nach dem Fund der ersten Esculentas - die Auswirkungen dürften vielen Morchelsuchern noch allgegenwärtig sein.
Dies ein paar Sonntagsgedanken eines weniger wissenschaftlich, dafür mehr Jäger-Sammler, aber nicht raffgierig orientierten Pilz- und Naturfreundes.
Wünsche Allen Glück auf der Morchelpirsch!!!
Manfred