: Liebe ForumsteilnehmerInnen,
: ich interessiere mich für die zeitliche Abfolge von typischen
: Pilzgesellschaften, in der Fachliteratur auch "Pilzaspekte"
: genannt. Sicherlich habt ihr auch schon auffällige „Pilzkonstellationen“
: wahrgenommen. Z.B. fand ich im letzten, extrem heißen und trockenen Sommer
: während Wochen unzählige Exemplare von Boletus radicans und Russula
: chloroides, wo sonst absolut nichts wuchs. Auffällig sind solche
: Pilzaspekte meist nur bei extremen Witterungsverhältnissen, aber es ist
: naheliegend, daß das ganze Pilzjahr eine gewisse Struktur in der Abfolge
: (Frühjahr-, Sommer-, Herbstpilze) und witterungsbedingte Variationen von
: Pilzgesellschaften aufweist. Das ist auch nichts neues, nur tue ich mich
: schwer damit, neuere Literatur über dieses Thema zu finden.
: Im Handbuch für Pilzfreunde (Michel/Henning/Kreisel, Bd. I, S. 20ff.) sind
: jeweils die charakteristischen Vertreter von typischen Pilzgesellschaften
: für die jeweilige Jahreszeit in ihrer Fruktifikationsfolge aufgeführt.
: Kennt jemand weitere, und vor allem aktuellere
: Publikationen/Untersuchungen, die sich mit diesem Phänomen befassen? Die
: Literaturhinweise aus dem „Handbuch“ kenne ich; die neusten sind jedoch
: genau fünfzig Jahre alt und ich bin überzeugt, daß es seither neuere
: Erkenntnisse gibt.
: Vielen Dank für eure Hinweise,
: phyllobius
Hallo,
ich glaube, dass es dazu keine Literatur gibt. Es wurde und wird zwar einiges in Richtung Pilzgesellschaften geforscht und auch publiziert, aber was Du Dir vorstellst ist ja eine gleichzeitig Koppelung an Jahreszeiten.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, dann schwebt Dir folgendes fiktive Beispiel vor:
Im Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald tritt im April/Mai ein Mycena abramsii-Peziza arvernensis Aspekt auf, mit den zusätzlichen Pilzarten x1, x2, x3,x4 und x5, der sich bei wenig winterlichen Niederschlägen um drei Wochen nach hinten verschiebt und außerdem dann die Art x1 ausfällt, statt dessen aber x3 Massenfruktifikationen bildet und zusätzlich noch x7 auftritt. Im Juni ist der Wald pilzleer und im Juli/August tritt dann ein Hochsommeraspekt auf, der bei genügend Niederschlag und Hitze von Korallen, Leistlingen und Amaniten gebildet wird, bei weniger Niederschlag dagegen von Täublingen, Röhrlingen und Milchlingen. War der Sommer heiss, dann folgt im Herbst ein Cortinarius und Lepiota-Aspekt, war er eher feucht und nicht so warm, so setzt sich der Täublings-Röhrlingsaspekt bis in den Spätherbst fort. Etc. etc.
Ich denke, dass Mykologen mit viel Felderfahrung Zusammenhänge in irgendeiner Form erkennen können. Aber diese in eine fixe Form zu bringen, die dann auch noch über größere Gebiete anwendbar ist, das geht meiner Ansicht nach (noch) nicht. Ich kenne auch keine Projekte, die sich in dieser Form damit beschäftigen. Meiner Meinung nach spielen da auch zu viele unwägbare Faktoren mit herein, als dass man da irgendwelche Versuchsreihen ausdenken könnte.
Beste Grüße,
Andreas