| |
Pilze Pilze Forum Archiv 2004
Re: Amanita - aber welcher?
Geschrieben von: Gerd-A Antwort auf: Amanita - aber welcher? (ThomasKU)
Datum: 8. Juni 2004, 02:55 Uhr
|
Hallo zusammen, ich würde mich mehr als wundern, wenn bei einer mikroskopischen Bestimmung etwas anderes als [b]"A. submembranacea"[/b] herauskommen würde und gehe nachfolgend nur auf wenige (in den Beiträgen angesprochende) Punkte ein: (1) VOLVA-FARBE: Auf die von Andreas angespochene Volva-Farbe (außen hell, innen grau) würde ich mich nicht verlassen: - Bei meinen über Jahre beobachteten Funden (leider nur von einem Standort) habe ich folgendes festgestellt: Außen grau mit wattiger Oberfläche, innen weißlich, häutig und etwas brüchig, an der Basis anliegend und vom Stiel abstehend; bei Trockenheit (?) z. T. mit braunen Flecken. Übrigens, soweit ich mich erinnere, war bereits im „Eizustand“ der Teil der Volva, der aus dem Boden herausragte, außen grau gefärbt; die noch im Boden steckende Teile jedoch noch weißlich. Ich kann das nur so erklären, dass die Grauverfärbung entweder etwas mit dem Lichteinfluß zu tun hat oder auf den Lufteinfluß zurückzuführen ist. - Und wertet man die Literatur aus, so zeigt sich die Volva-Farbe auch nicht so einheitlich wie Andreas sie beschreibt: M. BON (1975): grau (griseus); F. GRÖGER (1979): meist lang weißlich bis schwach grau, dann an den Spitzen grau werdend, selten insgesamt kräftig grau; D. A. REID (1987): insgesamt außen und innen grau, manchmal außen mehr bräunlich-grau und innen mehr blau-grau, tief im Laub vergrabene Teile weiß; G. J. Krieglsteiner (1984); Fund R. KÄRCHER: innen grau, außen weiß ---> Und genau bei diesem Fund sind m. E. Zweifel anzumelden, da hier „massenhaft Sphaerozystiden“ vermerkt wird, ein Merkmal, das auf A. submembranacea sicher nicht zutrifft. - Man schaue sich auch mal die Abbildung in " KRIEGLSTEINER, G. J. (1984): Verbreitung und Okologie 250 ausgew Blätterpilze in der Bundesrepublik Deutschland; Beiheft zur Zeitschrift für Mykologie, 5: 69—302." an:
- Oder, die Abbildung bei Rudi (für mich nix anderes als A. submembranacea): Auch hier schönes grau auf der Außenseite der Volva.
(2) ERSCHEINUGSZEIT/ÖKOLOGIE: - Meine Funde (MTB75125/1, 610 m NN, „Katharinenholz“ bei Dornstadt-Böttingen,Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg) lagen immer im zwischen Anfang Juni bis Ende Juli, wuchsen in einem ca. 40-jährigen Fichtenforst (1. Nachfolgeforst eines Eichen-Hainbuchenwaldes) auf Lößlehm über Kalk. Von „sauer bis ausgesprochen sauer“ kann hier nicht die Rede sein. - Und, bei einer Literaturauswertung ist festzustellen: Die ursprünglich vermuteten Standortansprüche (saure bis ausgesprochen saure Böden in montanem Nadel-/Nadelmischwald mit Bindung an Nadelbäume) sind zu erweitern: A. submembranacea ist nicht nur an Nadelbäume gebunden, kommt auch auf kalkhaltigen Böden vor und strahlt demontan aus.
(3) HUTFARBE:
- Nach Literatur ist die Hutfarbe sehr variabel:
===> Insbesondere die Aussagen von WEHOLT scheinen mir beachtenswert zu sein: An unseren monatlichen Treffen wurden mir Funde (denen der bei mir typische „grünlich-oliv-Ton fehlte) aus sauren Gebieten (Nadelwald) vorgelegt, die ich ohne Zweifel A. submembranacea zuordnete. ===> Wäre schon interessant, wenn Rudi etwas über Begleitbäume und Säuregehalt seiner A. submembranacea sagen würde.
(4) STIEL meiner Funde: 10—13 cm lang, 0,8—1,2 cm 0 ohne Ring, schwach konisch mit wulstig verdickter Basis; anfangs schmutzig weiß, bald von der Basis her etwa 2/3 des Stiels schmutzig bräunlich-oliv einfärbend, oberer Teil feingenattert flockig belegt, zur Basis hin Natterung immer grober werdend und in zwei schrägliegende aufgerissene bandartige Zonen übergehend.
(5) Abgrenzung gegen benachbarte Sippen:
Das Velum universale der A. submembranacea (= grauhäutiger Scheidenstreifling) enthält reichlich kugelige bis mandel-förmige Zellen (Sphaerozysten), die durch hyphige, dünnwandige Elemente zusammengehalten werden. Die am Stiel abstehende Volva und die Velumreste auf dem Hut sind ± häutig und zerfallen nicht pulverig. Der Artrang der A. subalpina (Moser) ined. ist noch fraglich. Bereits GRÖGER und KRIEGLSTEINER weisen darauf hin, daß sich die im MOSER ausgeschlüsselten Trennmerkmale (Farbe der Volva, Sporengröße/-form, Standort) mit A. submembranacea überschneiden. Die Volva der farblich ähnlichen A. battarae Boud. (= A. umbrinolutea Secr. verfärbender Scheidenstreifling) hat eine hyphige, nur spärlich mit Sphaerozysten durchsetzte Struktur. Die Volva der A. ceciliae (Berk. & Br.) Bas A. inaurata Secr. ex Gui. = A. strangulata (Fr.) Sacc. ss. Fr. 1852 et auct. = grauflockiger Scheidenstreifling besteht vorwiegend aus Sphaerozysten, liegt eng (strumpfartig) am Stiel an und zerfällt ± pulverig am Stielgrund in 1—2 bandartige Zonen. A. ceciliae wächst nach KRIEGLSTEINER vorzugsweise auf schweren, gern kalkhaltigen oder tonigen, meist nährstoffreichen Böden. Nach KRIEGLSTEINER ist die in Deutschland sehr seltene, mediterrane-submediterrane A. becken Huijsm. (= hellflockiger Scheidenstreifling) noch stärker als A. ceciliae an Kalk und wärmebegünstigte Beckenlandschaften gebunden. Die Struktur des Velums entspricht der der A. ceciliae.
(5) LITERATURANGABEN ZUR VARIABILITÄT REID beschreibt eine neue var. bispora, die sich von der typischen Varietät nur durch etwas kleinere, 2-sporige Basidien unterscheidet. Die von CONTU neu beschriebene, von REID als Synonym angegebene, var. griseoagentata Contu unterscheidet sich von submembranacea nur in Hutfarbe (silbern) und Stielfarbe (grau-scheckig).
(6) Zum Abschluss ein " Andreas-Zitat"
Kommentar:
Erstbeschreiber BON (1975): Südöstliches Französisches Zentralmassiv (1100—1600 mNN); sandiger, bodensaurer, meist heidelbeerreicher Nadelwald (Abies, Picea), mehr oder weniger durchmischt mit Fagus, Betula. Vermutet wird eine Bindung an Nadelbäume. WEHOLT (1987): Norwegen; grünlich-olive Art im Nadelwald und Laubwald (sogar Fagus!), die sich ziemlich tolerant(!) gegenüber der Bodenazidität verhält; gräulich-braune Art auf saurem Boden. REID(1987): Großbritanien; keine Bindung an Nadelbäume, auch im Laubwald auf kalkhaltigem(!) Boden REID zitiert Literaturangaben über Vorkommen aus Nordafrika (Marokko), Italien, Sardinien, Dänemark und eine alpine(!) Form auf kalkhaltigem (!) Boden aus Frankreich. ===> Na ja, meine intensive Beschäftigung mit A. submembranacea liegt schon einige Jahre zurück („G. Fischer (1992): Amanita submembranacea (Bon) Gröger, Ulmer Pilzflora III“), aus der ich hier einige Kostproben geliefert habe. Kann natürlich sein, dass bezüglich der Bindung an Buche neuere Erkenntnisse vorliegen. Beste Grüße
Literaturverzeichnis (der von mir ausgewerteten Literatur): BON, M. (1975): Agaricales rares ou nouvelles pour la region du Velay et ses environs; Extrait du bulletin mensuel dela soci& Linn de Lyon, 44e année no 6:176—180. CONTU, M. (1986): Documents mycologiques Tome XVII, no 65:62. DIETL, G., KRIEGLSTEINER, L.(1989): Beitrag zur Kenntnis der Ulmer Pilzflora, Pilzfunde am Oberen Eselsberg; Mitteilungen des Vereins für Naturwissenschaft und Math. Ulm/Donau, Heft 35:39—56 GRÖGER, F. (1979): Amanita submembranacea, ein leicht abgrenzbarer Scheidenstreifling; Boletus Jahrg. 3, Heft 2:26—29. KRIEGLSTEINER, G. J. (1984): Verbreitung und Ökologie 250 ausgewählter Blätterpilze in der Bundesrepublik Deutschland; Beiheft zur Zeitschrift für Mykologie, 5:69—302. KRIEGLSTEIMER, G. J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West), Band 1, Teil B, Ulmer Verlag. MOSER, M. (1983): Die Röhrlinge und Blätterpilze; Kleine Kryptogamenfiora Band IIb/2, 5. Auflage Gustaf Fischer Verlag. REID, D. A. (1987): - New or interesting records of british hymenomycetes VII; Notes from the Royal Botanic Garden (RBG) Edinburgh, Volum 44(3):503—540. RÜCKERT, T. (1987): - Pilzfunde aus Salzburg II; Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Band 127:475—479. WEHOLT, O. (1987): - Amanita submembranacea; Agaricamykologisk, 8. Jahrg., Nr. 15:38—41.
|
| |
Pilze Pilze Forum Archiv 2004 wird administriert von Georg Müller mit WebBBS 5.12.