: Naja, ich denke, daß Du da schon etwas arg vereinfachst. Eine var. hat sehr
: oft ihre Berechtigung, z.B. Collybia (ist jetzt m.W. Rhodocollybia)
: butyracea var. butyracea vs. var. asema. Warum sollte man die nicht
: separat katalogisieren?
Richtig, ich habe hier bewußt etwas "provokativ" vereinfacht.
Und mit den Sippen Rhodocollybia butytacea/asema hast Du genau ein Beispiel gebracht, das auch ich zur Relativierung meiner Aussagen dagegen gehalten hätte:
- Immerhin geht es hier nicht nur um Farbspielchen, sondern auch um deutlioch unterschiedliche Ansprüche an den Säuregehalt des Substrats.
- Doch auch hier gibt es auf engem Raum Farbüberschneidungen, die eine klare Abgrenzung zwischen diesen Sippen nicht einfach machen.
- Ich stimme übrigens uneingeschränkt zu, daß es für kartierende Pilzfreunde durchaus Sinn machen kann, in Maßen auch klar abgegrenzte Varietäten, Rassen, Formen zu beachten.
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: Oder z.B. Amanita phalloides f. alba - die würde ich gerne finden und
: sicherlich weder als A. phalloides var. verna noch als A. phalloides
: katalogisieren mögen.
- Albinoformen kommen gelegentlich bei vielen Pilzarten vor. Und bei den "Albinos" ist die Abgrenzung/Zuordnung wenigstens einfach, da das Problem der Farbüberschneidung weitgehend entschärft ist.
- Ob, man die gleich getrennt katalogisieren sollte ist m. E. Geschmackssache.
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: Ich denke, daß die meisten varietas genauso auf Sub-Artebene ihre
: Berechtigung haben wie viele sogenannte "gute Arten". Ja - im
: Gegenteil zu Deiner Ansicht bin ich der Meinung, daß var. oft eine sehr
: gute Möglichkeit ist, einen Pilz abzugrenzen, den andere
: "profilierungssüchtige" Mykologen manchmal auf Artrang erheben.
: Ich halte es z.B. mehr mit Krieglsteiner, der viele "Arten" in
: varietas runtergestuft hat, als mit z.B. Leuten wie Henry, die Hunderte
: von Cortinariusarten "erfunden" haben. Viele der
: Henry-Cortinarien hätten aber vielleicht als formas oder varietas durchaus
: eine gewisse Berechtigung, manche nicht mal das.
- Mit G. J. Krieglsteiner rennst Du bei mir "offene Türen" ein, auch wenn ich nicht immer mit seinem Zusammenwerfen einverstanden bin:
Beispiel ---> Exidia plana/pithya: Bei E. pithya gibt Krieglsteiner immerhin eine Reihe von Unterscheidungsmerkmale an: (1)Unterschiedliches Substrat, (2) kleinere Basidiocarpen, (3) sehr wenige Drüsenwarzen auf dem Hymenium, (4) etwas kürzere Basidien.
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: Und ich glaube auch nicht, daß ausschließlich differierende Mikromerkmale
: eine Var. oder f. rechtfertigen. Im Gegenteil, diese rechtfertigen ja
: meist eine andere Art. Wie gesagt, eine forma alba oder eine var. mit
: völlig anderem Aussehen als das Ursprungstaxon ist m.E. durchaus
: gerechtfertigt.
- Na ja, solange es keine allgemein nachprüfbare, praktisch anwendbare und anerkannte "Art-Definition" gibt, können wir wohl auch in Zukunft hier keine Stabilität erwarten.
- Und, was "var. mit völlig anderem Aussehen" angeht, die sind vermutlich in der Minderzahl, da es immer wieder zu Überschneidungen mit Nachbarsippen kommt.
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: Natürlich gibt es auch Fälle, wo eine var. nicht gerechtfertigt ist. Aber da
: sehe ich - wie schon oben gesagt - keinen Unterschied zu
: "ungültigen" Arten.
Da stellt sich mir die Frage, ob genau diese Fälle nicht den Normalfall darstellen.
Grüße
Gerd