Moin Jogi,
ich kann dich beruhigen: Iss’ die leckeren Früpchte des Waldes und verbann’ den Fuchsbandwurm aus deinen Gedanken. Deine Gegend ist davon eh’ nicht betroffen.
In der Tat stellt der Fuchsbandwurm, bzw. dessen Finne, eine ziemliche Gefahr dar, wenn man ihn sich einfängt. Aber auf ganz Deutschland bezogen kommt es im Jahr nur auf rund 50 Neuinfektionen, und das ist bei einer Gesamtbevölkerung von 80 Mios doch eher gering. Ein Gewinn beim Lotto ist wahrscheinlicher als eine Infektion mit dem F.
Zu den infektionsgefährlichen gebieten gehören u. a. die Schwäbische Alb in Baden-Würrtemberg und ein paar andere Regionen in Süd- und Ostdeutschland.
Über den Entwicklungszyklus des F. hast du ja schon bei den Tierärzten gelesen. Der Mensch ist ein Fehl-Zwischenwirt, weil er sehr selten von Füchsen gefressen wird. Er infiziert sich oral und auch beim Einatmen, da die Eier des F. lungengängig sind. Aber wie groß das Infektionsrisiko über die Atemwege ist, kann ich beim besten Willen nicht abschätzen. Es ist aber sehr gering, geringer noch als über die orale Aufnahme.
Die Finne des F. ist nicht so gebaut wie bei anderen Bandwurmarten, sprich: eine flüssigkeitsgefüllte Kugel, in deren Innern die Skolexe (Köpfe) sprießen, sondern sie verbreitet sich in dem betroffenen Organ (Leber bei oraler Aufnahem, Lunge bei respiratorischer) wie ein Krebsgeschwür und zerstört das Organ mit der Zeit.
Eine Operation ist bestenfalls schwierig: die Finne lässt sich röntgenoptisch in ihren feinsten Verästelungen nicht darstellen, so dass man nicht weiß, wie weit man operieren soll. Uns wurde gelehrt, das ein 25%iger Befall der Leber dazu führt, dass mindestens 75 % weggeschnitten werden müssten. Was bei der Leber aufgrund ihrer starken Regenerationsfähigkeit noch – in Grenzen – möglich sein mag, geht natürlich bei der Lunge nicht.
Eine Fuchsbandwurminfektion macht sich leider nicht als solche bemerkbar. Beim Leberbefall z. B. durch eine Gelbsucht. Bei der Lunge machen sich respiratorische Problem bemerkbar. Aber dann müssen Arzt und Patient auch erstmal auf den Gedanken kommen, dass da ein F. Usache für sein kann.
Ist der Befall weit fortgeschritten, besteht kaum eine Heilungschance. Der Patient muss für den Rest seines Lebens Medikamente einnehmen, die das Wachstum der Finne hemmen. Abtöten kann man sie m. W. nicht.
Eine Karte mit Schwerpunktgebieten gibt es, und du solltest sie über deinen hausarzt oder auch über deinen Apotheker bekommen.
Um einer Infektion in F.-gefärlichen Gebieten vorzubeugen, sollten Früchte immer nur gründlich gewaschen genossen werden. Besser ist es, aus ihnen Marmelade herzustellen. So habe ich es immer gehalten während meiner Studienzeit in Stgt. Ich mag heute eine Raucherlunge haben und eine Fettleber vom guten Essen, aber der Fuchsbandwurm hat mich nicht erwischt.
Grüsslis
Thomas