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Pilze Pilze Forum Archiv 2004
Wegen Boletus fuscoroseus
Geschrieben von: Christoph
Datum: 18. August 2004, 15:45 Uhr
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Hallo erstmal, Thomas Lehr hat mir eine E-mail geschrieben, in der er mich auf die Boletus-fuscoroseus-Diskussion aufmerksam machte. Danke hierfür! Meines Wisens ist dei Originalbeschreibung aus den genannten Sitzungsberichten: Smotlacha F. (1912 "1910"): Monografie ceskych hub hribovitych (Boletinei). Vestnik Ceske spolecnosti Nauk, Rocnik 1911(8): 1-73. Wie richtig erkannt ist dies die Tschechische Bezeichnung der Sitzungsberichte. Die Originalbeschreibung ist auf Seite 47.
Ich hab die Originalbschreibung und diese hat mir freundlicherweise Frau Tomanova ins Deutsche übersetzt. Hier der Text: "Der Hut ist anfangs halbkugelförmig, später kissenförmig, 10-20 cm breit, er hat braune Farbe mit einem rosenfarbigem Stich. Röhren sind anfangs kurz, später verlängert, 1-1,5 cm lang, anfangs augenscheinlich mit einem Übergang zum Stiel hin, später mit dem Stiel nur verbunden, gelb mit kreisrunden, engen, genauso wie die Röhren gefärbten Öffnungen, bei Berührung sanft blaugrün werdend. Sporen hellbraun, ellipsoid, 10 µm lang, 3-4 µm breit. Der Stiel 8-16 cm lang, fest, ausgefüllt, anfangs kegelförmig, unten bauchig, oben schmäler, ganz deutlich mit netzartiger Musterung, an der Oberfläche bei Verletzung anfangs blaugrün, später beschmutzt. Das Fruchtflesich des Fruchtkörpers fest, fein, gelbweiß, bei Verletzung blau werdend. B. fuscoroseus lässt eine Beziehung zu beiden vorherigen Arten erkennen [Anmerkung von mir: das waren Holetus regius und Bol. appendiculatus, der damals Boletus aereus genannt wurde - siehe unten]. Er unterscheidet sich aber durch einen kegelförmigen Stiel und seine anfangs zusammenlaufenden Röhren, außerdem unterscheidet er sich von B. regius durch das Blauwerden seines Fruchtfleisches und seiner Röhren und von B. aereus [Anmerkung: = Bol. appendiculatus im heutigen Sinn] durch die Farbe seines Hutes. Im Geschmack und Wesen gleicht er beiden Arten, er ist essbar und gleich kostbar. Ich habe ihn zum erstenmal im August 1909 im Wald Zernov bei Holice unter Eichen gesammelt. Zwei Fruchtkörper habe ich zur Ansicht Prof. Velenovsky geschickt. In der Umgebung wird er "ruzovnik" genannt". Zitat Ende. Smotlacha beschreibt also einen Pilz, der genau zwischen Boletus regius und Boletus appendiculatus steht. Er blaut im Fleisch und in den Röhren, auch der Stiel blaut auf Druck. Er hat einen rosa Farbton im bräunlichen Hut. Und er wächst unter Eichen.
Für eine der "alten" Beschreibungen ist insbesondere durch die nachfolgende Bemerkung, dass die neue Art nahe Boletus regius sei aber blaue und nahe Bol. appendiculatus sei, aber rosa Töne im Hut hat, sehr gut, finde ich.
Warum man den Namen Bol. fuscoroseus bei der Neubeschreibung von Bol. pseudoregius 1988 einfach ignoriert hat, wundert mich sehr, da er ja z.B. auch von Singer bei seiner Interpretation von Bol. speciosus fiel. Selbst Engel hat ihn als ältestes Synonym von Bol. speciosus ss. auct. Europ. aufgeführt (wohl von Singer übernommen). Eigentlich konnte er gar nicht übersehen werden. Was es bringen sollte, einen extrem dünn beschriebenen Namen (von Huber auf Varietätseben eingeführt und wenig aussagend) auf Artebene zu validieren, ist mir bis heute ein Rätsel.
Wenn jemand die deutsche Übersetzung verwenden oder weitergeben möchte - gerne - aber bitte mit Zitat der Quelle (Überstzung von J. Tomanova), da sich die Überstezerin (eine Tschechin, die mit mir in München Biologie studiert hat) viel Mühe gegeben hat. Ich nenne den Blauenden Königsröhrling jedenfalls stringent Boletus fuscoroseus. Vielleicht wird sich das langsam aber sicher durchsetzen. Schlussbemerkung zu Martins Beschreibung. Wie richtig geschrieben wurde, ist die irrelevant, da nicht auf Artrang beschrieben... Grüße
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