hallo
Der grosse Tag: Damit ist gemeint - die jährliche Pilzausstellung unseres Vereins. Morgen.
Heute war Sammeltag.

Die schlechte Nachricht zuerst:
Es hat fast keine Pilze im Schweizer Mittelland.

Die gute hinterher:
Unser Verein! Sagenhaft. Die lassen sich nicht lumpen.
Schliesslich hat der Pilzverein der Region Baden einen guten Ruf zu verlieren, was seine Pilzausstellungen betrifft.
In kleinen Gruppen schwärmen sie aus, fahren durch den strömenden Regen in entlegene Wälder und suchen stundenlang, was das Zeug hält.

Unsere kleine Gruppe (Malou, ihr Sohn Jonas, Urs und ich) versucht heute gar das Unmögliche.
Es hat geschneit bis unter 1300 Meter.
Unsere Hoffnungsträger sind zwei grössere Alpen auf eben dieser Höhe.
Da hatte es doch jeweils immer....
Zweifelnde Gesichter überall.
Es giesst in Strömen. Da oben schneit es sicher.
Wir zischen durch den Regen über die Autobahn, eine Stunde lang.
Dann die langen, endlos gewundenen Strassen in die Höhe.
Wir tauchen in die Wolken ein, es beginnt zu schneien.
Die grossen Tannen stehen stumm im Gestöber, man sieht nur wenige Meter.
Im Vermol der erste Versuch. Es ist bitter feucht-kalt, als wir aussteigen.
Kein Mensch hier oben. Nur Schneegestöber.
Wir schwärmen aus.
Die Belohnung ist gleich zu sehen.
Pilze überall. Mohrenkopfmilchlinge, Pechschwarze Milchlinge, Fliegenpilze, Täublinge, Haarschleierlinge, so weit das Auge reicht.
Es reicht zwar nicht weit, aber unsere Körbe füllen sich.
Zurück beim Auto sind wir steifgefroren.
Hier die tapfere Malou mit unserem unermüdlichen Kassier und Vereins-Nikolaus Urs beim Einladen im Schneegestöber.

Hier der Erfolg der ersten Runde (die im Flachland werden staunen):

Die zweite Station ist ein nur wenige Quadratmeter grosses Pilzplätzchen im Weisstannental.
Wegen der seltenen Pilze, die nur genau dort stehen.
Blödsinnig, extra den Weg dahin zu fahren, oder? - Sicher nicht!!!
Wir folgen der langen, gewundenen Strasse ins abgelegene Tal und versuchen im Gestöber die Stelle wieder zu entdecken.
Gemeinsam schreien wir auf, als die Pilze am Strassenrand stehen, gleich dutzendweise, brav, wie jedes Jahr.
Malou und Jonas holen die benötigten Exemplare:

Da hätten wir sie, die Prachtsexemplare!
Es wäre gleichzeitig noch ein Rätsel:
Was für Pilze halten Malou und Jonas "Falkenauge" Vogt da in Händen?

Die weitere Station ist eine Alp ein gutes Stück weiter.
Wieder voller Erfolg. Milchlinge, Fälblinge, Ritterlinge.
Auf dem Rückweg geraten wir in einen Alpabzug.
Stundenlang tuckern wir im Schrittempo den schwingenden Kuhschwänzen hinterher die Strasse hinunter, versuchen unsere wartenden Kollegen per Handy zu erreichen.
Mit stundenlanger Verspätung und völlig durchfroren liefern wir stolz unsere Trophäen ab.
Es hat sich gelohnt.
Die anderen Gruppen haben im Flachland erstaunliches geleistet.
Manche waren mehr als fünf Stunden zu Fuss unterwegs.
Müde Gesichter überall...
Morgen heisst es früh aufstehen, um acht beginnen wir die Ausstellung aufzubauen.
Wetten, dass wir über zweihundert Pilze schaffen? Wenn nicht gar zweihundertfünfzig?
Wäre doch gelacht!
Ich freue mich unglaublich auf morgen...
Wer kommt uns besuchen?
Lieben Gruss, Harald Andres