Es war der 20. September. Da ich Geburtstag hatte, wollte ich mit meiner Frau was ganz Tolles erleben. Zufällig für diesen Tag bekam ich von einem Lieferanten Freikarten für eine Musical-Veranstaltung, mit reichhaltigem Buffet, ganz in der Nähe, gut mit der S-Bahn zu erreichen. Der Tag versprach schön zu werden.

Wir hatten mindestens eine Woche lang Dauerregen, so dass die Erde so richtig feucht war, auch am Morgen regnete es schon, und die Vorfreude auf das Musical wurde so richtig bestärkt.

Es war drei Uhr nachmittags und da ich Gleitzeit hatte, wollte ich dann gemütlich Schluss machen, mit meiner Frau noch einen Sekt schlürfen und dann ab zur S-Bahn.

Um halb drei lichtete sich plötzlich der Himmel - auch die Metereologen hatten eine schönen goldigen Herbst vorausgesagt, und auch auf Georgs Wetterseite bestätigten sich die Meldungen, dass nun ein kräftiges Hoch einmarschiert.

Ich blickte durch das Bürofenster nach draußen. Die Blätter begannen sich zu verfärben und leuchteten golden im gegenüberliegenden Park. Sonnenhungrig wie ich war, machte ich direkt Schluss mit der Arbeit, setzte mich auf mein Radl und düste nach Hause. Es war eine richtig schöne Radtour, vorbei an der Wupper, die Blätter fielen langsam von den Bäumen herunter und auf einmal versprach der Tag gar nicht mehr schön zu werden. Bei dem Wetter! Dann in ein Musical! Und keine Sonne dort, nur andere Geschäftsleute, die einem womöglich was aufschwatzen werden, au weia. Ich fuhr durch ein Waldstück, es waren die letzten km, da sah ich am Waldrand einen - mir unbekannten - Pilz. Da war es um mich geschehen! Das ist es, ja, das wünsche ich mir, in den Wald gehen und jetzt Pilze sammeln.

Aber ich hatte gleichzeitig Angst, dass meine Frau sich so auf das Musical freute. Zuhause angekommen tranken wir beide ein Gläschen Sekt und auf einmal sagte meine Frau "Das Wetter ist doch so schön, lass uns doch nach draußen gehen - ach stimmt, wir sind ja gleich auf dem Musical, so ein Mist." Für mich war es klar, meine Frau denkt das gleiche, wir sammeln beide sehr gern Pilze. Und ich sagte: "Ab in den Wagen, Pilzsachen anziehen und ab in die Pilze". Wir freuten uns beide rieseg, küssten und und waren nach 5 Minuten im Wagen.

Im Wald angekommen duftete es herrlich nach Laub und Herbst. Wir wanderten unseren "Standardweg", fanden schöne Semmelstoppelpilze, ein paar Pfifferlinge, Röhrlinge, naja, also für ein Omelette könnte es ja reichen. Die Wanderung tat ihr gutes. Langsam wurde es dunkel im Wald, wir kamen an den Kiefern vorbei. Auf einmal roch es streng, und ich erinnerte mich sofort an den Geruch meiner ersten krausen Glucke, die ich just hier vor Jahren gefunden hatte. Mal sehen, ob ich die Kiefer noch finde, dachte ich mir. Schaute den Hügel hoch und sah schon etwas gelbliches aufblitzen. Hoch den Hügel, und da war sie, eine wunderschöne, fast noch weiße, fußballgroße Krause Glucke. Es war ein wunderschöner Anblick und wir beide starrten sie ehrfürchtig an. Das Abschneiden tat richtig weh, aber der Korb war hinterher prall gefüllt.