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Pilze Pilze Forum Archiv 2004

Hallimasch (A. ostoyae) im Schweiz. Nationalpark

Geschrieben von: AK_CCM
Datum: 22. Oktober 2004, 17:58 Uhr


Hallo zusammen,

vor kurzem hat Frank hier im Forum gefragt, wie man denn feststellt, dass die Fruchtkörper des Riesenhallimasch im Schweizerischen Nationalpark zu ein und demselben Pilz gehören: http://www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs/pconfig.pl?read=72474

Da mich dies als Anfänger ebenso brennend interessiert hat, habe ich bei der WSL (Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft) nachgefragt. Nachstehend die Antwort von Frau Muriel Bendel aus der Abteilung Landschaftsdynamik und Raumentwicklung des Forschungsbereiches Landschaft:

Nun, es ist bei Pilzen (wie auch bei Pflanzen) oft nicht einfach, von
"Individuen" zu sprechen und diese klar abzugrenzen. Man geht dabei im
Allgemeinen davon aus, dass das gesamte Mycel, welches durch vegetatives
Wachstum aus einer Infektion hervorgegangen ist, einem "Klon" oder
"Individuum" (in der Fachsprache auch "Genet" genannt) entspricht. Dabei es
ist durchaus möglich, dass im Laufe der Zeit einzelne Mycel-Teile vom Rest
getrennt werden können - trotzdem sind sie aber noch genetisch identisch
und gehören zum gleichen "Klon".
Es gibt verschiedene Methoden, um diese "Klone" bei Armillaria zu
bestimmen. Eine zuverlässige Methode beruht auf der sog. "somatischen
Inkompatibilität" (dabei nützt man die Tatsache aus, dass der Hallimasch
zwischen "selbst und nicht-selbst" unterscheiden kann). Im Labor lässt man
Armillaria-Isolate, von welchen man wissen möchte, ob sie zum gleichen Klon
gehören, auf Agarplatten wachsen (Abstand der Proben ca. 0.5-1cm). Wächst
das Mycel der beiden Isolate zusammen, ohne eine Trennlinie zu bilden, kann
davon ausgegangen werden, dass es sich um denselben Klon handelt. Bilden
die Isolate hingegen eine Trennlinie, gehören sie unterschiedlichen Klonen an.

Bei unseren Untersuchungen in den Bergföhrenwäldern des Schweizerischen
Nationalparks sind wir auf unterschiedlich grosse Hallimasch-Klone
gestossen, welche von drei Arten gebildet werden (A. ostoyae, A.borealis
und A.cepistipes). Die mit Abstand grössten Ausmasse nehmen die Klone von
A.ostoyae ein - der grösste ist der von Ihnen erwähnte (rund 500x800 Meter).

An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Frau Bendel für die Erläuterung.

Allen ein schönes Wochenende!

Viele Grüße

Andreas

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