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Pilze Pilze Forum Archiv 2004

Re: Schirmling (Schon wieder einer, Andreas...)

Geschrieben von: Andreas
Datum: 4. November 2004, 20:51 Uhr

Antwort auf: Schirmling (Schon wieder einer, Andreas...) (zuehli)

: Nun, liebe Freunde, hier wieder ein Beitrag aus Zuehli´s kleiner
: Lepioten-Ecke: Gefunden am Wegesrand in einem Fichtenwald

: Die Spörkes sind ca. 9,6 x 4,3 µ

: Ich habe den Burschen mal Lepiota fulvella getauft.
: Wie die Abgrenzung oder Synonomie zu L. boudieri ist, ist mir noch nicht so
: ganz klar.
: Andreas, was meinst Du?

: Gruß Harald

Hallo Harald,

an Lepiota fulvella glaube ich nicht, das ist nämlich ein recht freudig orangefuchsig gefärbter Pilz. Dazu passen deine eher fleischrosanen Pilze nicht.
Lepiota fulvella und boudieri sind für mich synonym, jedoch nicht fulvella ss. BON (dies ist der Pilz der heute L. cingulum Kelderman heißt und gar nicht so selten ist).
Wichtig bei dieser Gruppe ist unbedingt die Hutdeckschicht und hier ob die Haare septiert sind oder nicht und wie die Pigmentverhältnisse sind.
Eine Gruppe hat nur ein vakuoläres Pigment (innerhalb der Zellen befindlich, als Tropfen, Vakuole oder einfach irgendwie gelöst), das sich mit Ammoniak auflöst. Die andere Gruppe hat das Pigment entweder ausschließlich in der Zellwand ("parietal") oder sowohl dort als auch vakuolär. Es ist ´nicht NH3-löslich bei dieser Gruppe.

Lepiota fulvella hat NH3-lösliches, rein vakuoläres Pigment und septierte HDS-Haare. Lepiota cingulum hat denselben Pigmenttyp, jedoch unseptierte Haare. Die Art ist meist auch größer und erinnert auf den ersten Blick an eine Art aus der Echinoderma-Verwandtschaft.

In der Gruppe derer mit parietalem Pigment gibt es wiederum zwei Gruppen:
Hutoberfläche verkahlend oder filzig, jedoch nicht deutlich aufschuppend, klein (Hut 1-3 cm) oder
Hutoberfläche aufgeschuppt oder mit deutlich umgrenzter diskaler Kappe (L. castanea s.l.)

Dem Bild nach wäre das für mich ein klarer Fall von erster Gruppe, als denen die nicht deutlich aufschuppen.

Hier würde am besten (makroskopisch) L. tomentella passen, doch muss man sich die HDS-Haare anschauen, die dann zumindest im unteren Bereich oft ein oder zwei Septen haben müßten. Sind sie völlig septenlos, so dürfte es sich wahrscheinlich um L. pilodes handeln, doch wird diese Art mehr orangelich, tendiert als farblich eher zu fulvella.

Diese Gruppe ist deshalb schwierig, weil es in neuester Zeit (letzte ca. 5-6 Jahre) einige neu beschriebene Arten gegeben hat und man die entsprechende neue Literatur braucht (Flora Neerlandica z.B., oder besser noch die davor publizierten Ergebnisse von HUIJSER & VELLINGA oder die Publikationen von MIGLIOZZI). In der Ba.-Wü.-Flora sind diese neuen Arten bereits eingearbeitet, der dortige Schlüssel müßte eigentlich auch funktionieren.

Ach ja, falls Du die Pilze schon getrocknet hast und nun nachträglich nochmal auf das HDS-Pigment untersuchen willst, mußt Du unbedingt in Wasser aufquellen und nicht in KOH, weil sonst vermutlich eiun eventuell vorhandes vakuoläres Pigment verschwinden würde.

beste Grüße,
Andreas

Beiträge in diesem Thread

Schirmling (Schon wieder einer, Andreas...) -- zuehli -- 4. November 2004, 19:28 Uhr
Re: Schirmling (Schon wieder einer, Andreas...) -- Andreas -- 4. November 2004, 20:51 Uhr

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