Begegnung mit einem Strassenmusikant
Wie manches Jahr, am selben Ort,
so stand er neulich wieder dort
der Mann, der durch sein Spiel betört
und längst zum Bild der Stadt gehört.
Er fidelte zum Zeitvertreib
sich fast die Seele aus dem Leib,
wie's eben nur - man sieht's ihm an -
ein richtiger Zigeuner kann.
Der Geigenkasten, blank geputzt,
den er zum Münzensammeln nutzt,
ihn hat er wie ein kleines Zelt
vor seinen Füssen aufgestellt,
damit ein jeder, der ihn sieht,
nicht achtlos dran vorüberzieht
und trotz der Hektik, die ihn treibt,
vielleicht auch einmal stehen bleibt.
So wünscht er sich's, mit viel Applaus,
denn ohne kommt kein Künstler aus.
Und wenn er kurz die Blicke streift,
weil mancher in die Tasche greift,
dann sieht er seinen Wunsch gestillt,
dass sich bei ihm die Kasse füllt,
damit er sich, wie jedermann,
auch wieder mal was leisten kann.
Seit Wochen steht er nun schon hier
im stark belebten Stadtquartier,
das ihm trotz auferlegter Frist
ein Stückchen weit schon Heimat ist.
Doch wenn die ersten Blätter fallen,
die Wolken sich zu Regen ballen,
ein kühler Wind fast unentwegt
durch seine Altstadtgasse fegt,
dann spürt er, dass in 2, 3 Tagen
die Hände ihm den Dienst versagen
und auf der Strassenbühnenwelt
für ihn der letzte Vorhang fällt.
Im nächsten Jahr, mit etwas Glück,
kommt er vielleicht hierher zurück.
Gedichtet vom Mäxle, das auch eine lyrische Ader hat.