|
Moin Acarith,
die Idee ist witzig und lässt sich bestimmt ausbauen. Solche Fantasie-Arten gibt es übrigens schon länger: So in Kurt Halbritters „Tier- und Pflanzenwelt“. Da findet man dann so absurde Viecher wie den „Zuhälter“, den „Glühlampenhirsch“, dessen Geweih leuchtet oder das Bleistift-ähnliche „Fabertierchen“ mit Beschreibung ihres Vorkommens (in Handanien … oder so… ) und Lebensweise.
Am bekanntesten aber ist wohl das von Prof. Harald Stümpke in den 50er Jahren herausgegebene Bändchen „Bau und Leben der Rhinogradentier“, in dem er eine komplette Ökologie der Nasobemen oder Nasenschreitlinge auf einer fernen Pazifikinsel aufbaute. Das reichte von „Häckels Urnasobem“ (Archirrhinos haeckelii) übder den „Schnäuzenden Schniefling“ (Emuncator sorbens) bis hin zu dem Raubnasobem (Tyrannonasus rex). Sogar fliegende Nasobemen gibt es wie Hoppsorrhinus volitans. Ich glaube, das ist der, der nur rückwärts fliegt, weil er Angst vor der Landung hat. Der Nasenmull lebt unterirdisch, vergleichbar dem Maulwurf, und sogar im Sandlückensystem des Inselstrandes gibt es Nasobemen, die so genannten „Nur-Naslinge“. Star aber ist das Nasobem (Nasobema lyricum) selbst, das schon Christian Morgenstern in seinem Gedicht beschrieb:
Das Nasobem
Auf seinen Nasen schreitet
einher das Nasobem,
von seinem Kind begleitet.
Es steht noch nicht im Brehm.
Es steht noch nicht im Meyer.
Und auch im Brockhaus nicht.
Es trat aus meiner Leyer
zum ersten Mal ans Licht.
Auf seinen Nasen schreitet
(wie schon gesagt) seitdem,
von seinem Kind begleitet,
einher das Nasobem. Weitere Bilder und Texte z. B. hier:
http://www.krimmer.at/nasling/Einnasen.htm
Das Buch ist praktisch in jeder Uni-Bibliothek zu finden und wurde damals vom Gustav Fischer Verlag herausgegeben. Die Neuauflage von 2001 ist hier:
Stümpke, Harald: Bau und Leben der Rhinogradentia. 2. Aufl. 2001, 90 S., 12 s/w Abb., 15 farb. Abb. Kartoniert. ISBN 3-8274-1196-3. Spektrum Akademischer Verlag/Heidelberg.
So, um das ganze vom OT mal wieder auf die Pilze zu bringen:
Ein Ökosystem mit Fantasiepilzen aufzubauen, wäre echt witzig.
Z. B. Boletus airbus mit seiner Unterart Boletus boeingi, der Flugzeug-Röhrling, der die Tragflächen befällt. Oder Agaricus hydrazinophilus (Nasa, 1984) aus den Boostern des Space-Shuttles, der dafür verantwortlich war, dass die „Columbia“ seinerzeit explodierte. Also, wenn man Pilze erfinden wollte, müsste man sie auch gleich mit ihrer Lebensweise usw. beschreiben.
War nur mal so angedacht.
Grüsslis
Thomas
|