Hallo Jürgen,
natürlich ist immer Vorsicht geboten, wenn man meint, solche "exotischen" Pilze am theoretischen Rand ihres Verbreitungsgebietes zu finden. Das gilt ebenso für meinen comptus-Fund vom Gardasee, den ich ja nur für comptus halte, was aber nicht 100% abgesichert ist und auch nicht 100% sicher sein kann, solange nicht ein Kenner dieser Art (Simonini z.B.) dies bestätigt hat. Leider ist das Exsikkat mangels Trocknungsmöglichkeit dort und einer Frostnacht im Auto ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Was ich mir allerdings schwerlich einreden lassen würde wäre, dass der Gardasee-Pilz ein luridus oder queletii sei.
Dass Matthias' Pilz von Bild 1 Boletus queletii sein könnte will ich natürlich nicht in Abrede stellen. Nur nach Bilder ist es auch bei Röhrlingen manchmal schwierig, definitiv was zu sagen. Es paßte halt so gar nicht in die mir bekannte Variationsbreite von B. queletii, dagegen meinte ich große Ähnlichkeit zum Gardasee-Röhrling zu sehen.
Boletus comptus kommt auch im übrigen Italien vor, z.B. in der Reggio Emilia, was ja nur 200 Kilometer südlich vom Gardasee ist. Der Standort am Gardasee ist der Monte Brione am Nordrand, der für seinen Orchideenreichtum bekannt ist und absolut mediterranen Charakter hat. Es fanden sich glichzeitig einige Cortinarien und auch Lepiota cystidiophora, die nach bisheriger Kenntnis auf die Macchien und immergrünen Eichenwälder des Mittelmeergebiets beschränkt sind.
beste Grüße,
Andreas
: Hallo Andreas,
: ich möchte nur anmerken, dass ich nach der Erfahrung mit "Boletus
: pulchrotinctus" vom Blutsee, der laut Rudi auch von Experten wie
: Klofac als solcher angesprochen und fast publiziert worden wäre (und sich
: dann doch als B. legaliae herausgestellt hat), noch vorsichtiger
: geworden bin, was Funde "neuer" Arten oder "Exoten"
: angeht. Lieber billige ich einer Art wie B. queletii , deren große
: Variationsfreude bekannt ist, noch ein etwas weiteres Spektrum zu, als
: dass ich daraus etwas Neues mache. Diese Vorsicht ist meines Erachtens
: gerade dann angebracht, wenn (vermeintliche) Doppelgänger am selben
: Standort auftreten (s.o.).
: Etwas anderes ist es, wenn zuverlässige mikroskopische Merkmale hinzukommen:
: Angeblich soll sich B. comptus von B. queletii ja durch erheblich
: schmälere, stärker verwobene Huthauthyphen unterscheiden. Aber Matthias
: hat vermutlich kein Exsikkat gemacht - oder, Matthias?
: Per Ferndiagnose will ich mich um Gottes Willen nicht auf B. queletii
: versteifen, zumal du sicher gewichtige Argumente für Deine Bestimmung
: hast. Aber nur um noch zwei kritische Punkte abzuklopfen: Könnte es nicht
: sein, dass die Hüte auf Foto 1 nur etwas überbelichtet sind und deswegen
: eher grau als gelb wirken? Und wie sieht es denn bei B. comptus -
: abgesehen von deinem Fund am Gardasee - außerhalb Sardiniens überhaupt mit
: Nachweisen aus?
: Grüße, Jürgen