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Pilze Pilze Forum Archiv 2004

Hinweise zur mikroskopischen Holzbestimmung

Geschrieben von: Werner2
Datum: 23. Dezember 2004, 18:03 Uhr


Hallo Holzpilzfreunde
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In einigen der letzten Beträge wurde über die mikroskopische Bestimmung von Holz
diskutiert. Hier ein paar Hinweise dazu.
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Mikroskopische Holzbestimmung ist zwar nicht ganz einfach und kostet beim Einstieg viele Deckplättchen oder Objektträger, aber mit der passenden Literatur doch einigermaßen erlernbar. Im Gegensatz zu Pilzen hat man den großen Vorteil, dass man die Techniken und das Erkennen der Arten trainieren kann, da die meisten heimischen Hölzer auch makroskopisch gut bestimmbar sind.
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Man besorgt sich also ein sicher erkanntes Ästchen von Eiche, Birke, Buche usw. und fertigt mit der Rasierklinge verschiedene Schnitte an. Ich besitze außerdem eine Holzvergleichssammlung von ca. 20 verschiedenen heimischen Bauarten, die ich hin und wieder zu Rate ziehe.
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Hier die wichtigsten Merkmale und Bestimmungstipps im Zeitraffertempo.
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1. Holz besitzt ein ausgiebiges Wasserleitungs- und Speichersystem (Gefäßzellen). Diese verlaufen längs und quer, haben verschiedene Breiten, Größen und Bündelungen.
Längszellen nennt man Tracheiden und Parenchymzellen; die quer verlaufende Zellen Holzstrahlen und ebenfalls Parenchymzellen. Beim Nadelholz gibt es darüber hinaus noch Harzkanäle.

2. Um diese Zellen zu sehen und einzuordnen, benötigt man verschiedene Schnitte mit der Rasierklinge (ein Mikrotom wird wohl keiner besitzen).
Der erste Einstiegsschnitt ist immer der Querschnitt. Als Ergebnis braucht man eine gerade nicht verquetschte Stelle des Holzes. Hier wird ein feiner Schnitt mit der Rasierklinge drübergezogen. Ein gerade durchgebrochenes Ästchen ist im Prinzip bereits ein Hilfsquerschnitt und mit der Lupe kann man die Öffnungen der Längsgefäße bereits gut erkennen.

3. Die Längsgefäße bei Laub- und Nadelholz
Nadelholz besteht (in Längsrichtung) fast nur aus kleinen Längstracheiden und ist daher sehr gleichmäßig und fein angeordnet. Zerstreute einzelne größere Öffnungen sind Harzkanäle und keine Gefäße wie beim Laubholz.
Laubholz besitzt dagegen deutliche und große Gefäße (die sieht man als Öffnungen im Querschnitt). Je nach Holzart sind diese unterschiedlich groß, gebündelt oder zerstreut. Man unterscheidet hier zwischen ringporig (z.B. Eiche und Esche), halbringporig (z.B. Walnuss) oder zerstreutporig (die schwierigste und größte Gruppe: z.B. Erle, Birke, Buche, Weide usw.).
Am einfachsten zuzuordnen sind die ringporigen Laubhölzer. Hier sind die Frühholzgefäße, als die ersten des Jahres, deutlich größer als der hinzugewachsene Rest. Im Querschnitt sieht man auch, ob das Holz Holzstrahlen besitzt – am deutlichsten ausgeprägt, bei Buche und Eiche. Einfach mal eine quer durchgebrochenes, trockenes Eichenästchen durch die Lupe betrachten und jeder weis, was ich meine.
Um die Gefäße im Querschnitt richtig zu erkennen und auszumessen benötigt man dann allerdings sehr feine Schnitte, die man dann mit 400facher Vergrößerung mikroskopieren muss.

4. Die weiteren, oft notwendigen Schnitte sind dann die Radial- und Tangentialschnitte. Für die Bestimmung von Nadelholz sind z.B. Radialschnitte wichtig. So kann man die Struktur der quer verlaufenden Holzstrahlen und die Form ihrer Innenwände erkennen (bei Kiefer z.B. gezähnelt). Auf die Tüpfel, dass sind die Verbindungsöffnungen zwischen den Zellen, will ich hier jetzt nicht eingehen.
Beim Tangentialschnitt sieht man dagegen die Anzahl und die Bündelung der quer verlaufenden Holzstrahlen. Bei halbringporigen und zerstreutporigen Laubhölzern ein absolutes „Muss“.

5. Völlig vergammeltes oder durch Pilzmycelien zersetztes Holz kann man übrigens so gut wie nicht mehr sicher bestimmen. Hier lösen sich fast alle Strukturen auf. Die Unterscheidung Laub- und Nadelholz mag vielleicht noch gelingen.

6. Wurzelholz ist mit den von mir beschriebenen Methoden und Merkmalen übrigens nicht bestimmbar. Es besteht aus sogenannten Steinzellen und besitzt eine andere Systematik.

Literatur zu dieser Thematik gibt es schon. Ich arbeite mit einer Arbeit von Hans-Rolf Höster (keine Ahnung wo das mal erschienen ist) und mit einem weiteren mikrophotografischen Lehratlas von Dietger Grosser: „Die Hölzer Mitteleuropas“. Erschienen 1977 im Springer-Verlag Berlin.

Das war natürlich absolut nicht vollständig, sondern nur ein Schnelldurchlauf.
Ich hoffe trotzdem, euch ein paar hilfreiche Hinweise gegeben zu haben.
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Holzanatomische Weihnachtsgrüße von Werner 2

Beiträge in diesem Thread

Hinweise zur mikroskopischen Holzbestimmung -- Werner2 -- 23. Dezember 2004, 18:03 Uhr
Re: Hinweise zur mikroskopischen Holzbestimmung -- 42 -- 23. Dezember 2004, 18:48 Uhr
Weiterer Literaturhinweis -- Werner2 -- 23. Dezember 2004, 18:53 Uhr
d.h. natürlich "Holzmikroskopie" !!! *oT* -- Werner2 -- 23. Dezember 2004, 18:56 Uhr
Re: Hinweise zur mikroskopischen Holzbestimmung -- Karl Keck -- 28. Dezember 2004, 12:44 Uhr

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