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Pilze Pilze Forum Archiv 2005
Re: Invasion der Hirschlausfliegen
Geschrieben von: bleem Antwort auf: Invasion der Hirschlausfliegen (Boletus)
Datum: 21. September 2005, 15:07 Uhr
Hallo Sepp Bartonella schoenbuchensis, ein 2001 entdecktes Bakterium, lebt in Hirschen und Rehen. Überträger ist die Hirschlausfliege. Bei Tier wie Mensch kann der Erreger Dermatitis verursachen.
Desweiteren folgendes:
Wer am Wochenende zu einem Waldspaziergang aufbricht, ist sich vielleicht der Risiken bewusst, die durch Zeckenstiche oder den Verzehr einiger Pilzarten drohen. Niemand rechnet jedoch damit, sich mit einer exotischen Erkrankung zu infizieren, die von einem Bakterium ausgelöst wird, das erst vor wenigen Jahren entdeckt wurde. Eine Expertengruppe um den Infektionsexperten Rüdiger Braun von der Uni Stuttgart entdeckte bereits 2001 im Schönbuch, einem Naherholungsgebiet bei Stuttgart, ein Bakterium, das bei Hirschen und Rehen zu Fieber und eitrigen Erkrankungen des Fells führt. Nach seinem Entdeckungsort wurde der Erreger Bartonella schoenbuchensis genannt und gehört damit zur Bakteriengruppe Bartonella, die auch beim Menschen sehr ungewöhnliche Krankheiten verursacht. Dazu gehört etwa die Peruwarze (Verruga peruviana). Sie wird von Bartonella bacilliformis ausgelöst und ist in Südamerika verbreitet. Überträger ist eine bestimmte Sandmücke, die nur in den nördlichen Anden in Höhen zwischen 1.000 und 3.000 Metern verbreitet ist. Bartonella bacilliformis kann auch das tödliche Oroya-Fieber hervorrufen. Eine andere exotische „Bartonellose“ ist das Wolhynische Fieber, benannt nach einer heute zur Ukraine gehörenden Region, in der im Ersten Weltkrieg die Kriegsfront verlief. In den Schützengräber grassierte damals eine hochfiebrige Erkrankung, die vielen Soldaten das Leben kostete. Auslöser war Bartonella quintana. Überträger waren Wühlmäuse. Das Wolhynische Fieber gibt es heute noch: Nach Angaben Brauns tritt es gelegentlich im Obdachlosenmilieu von Großstädten auf. Des Weiteren sind Bartonellen die Auslöser der Katzenkratzkrankheit, einer Lymphknotenschwellung nach einer Kratzverletzung durch eine infizierte Hauskatze. Dass auch Bartonella schoenbuchensis Menschen infizieren kann, wurde lange vermutet, konnte aber erst kürzlich bewiesen werden, wie Braun erläutert. Die Gefahr bestehe nach einem Stich der Hirschlausfliege. Das fünf bis sechs Millimeter lange braune Insekt ist der Überträger von Bartonella schoenbuchensis. Nach dem Stich kann es – ähnlich wie im Fell des Rotwilds – zur Bildung von Pusteln auf der Haut kommen. Ob die Bakterien weitere Schäden im Körper anrichten, ist unbekannt. Braun schließt dies mit Blick auf die anderen Erkrankungen jedoch nicht aus. Denkbar sei sogar ein Befall der Herzklappen (Endokarditis). Gefährdet ist jedoch weniger der Spaziergänger oder Wanderer als vielmehr Personen, die beruflich im Wald tätig sind, etwa Förster. Bei ihnen sollten Ärzte deshalb bei unklaren Erkrankungen auch an die Möglichkeit einer exotischen Infektion mit dem erst kürzlich entdeckten Erreger denken und entsprechende Tests durchführen, rät Braun. Ciao bleem
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