Hallo,

Piwo hat ja nun alle 9 Arten rausgekriegt, BRAVO!!
Noch mal zusammenfassend, damit nicht jeder alle Threads durchlesen muss ....

: Bild 1 (einfach)
Hier sind zwei Arten drauf, klassische Doppelgänger, die tatsächlich von oben ganz schön ähnlich aussehen können. Wenn nämlich der Birken-Reizker (L. torminsosus) den Hutrand noch eingebogen hat, dann sieht man auch die Fransen von oben nicht. Spätestens beim Putzen sollte aber dem letzten auffallen, dass die Milch des vermeintlichen Edel-Reizkers (den man links sieht) merkwürdigerweise weiß ist .....
Also Lactarius deliciosus und L. torminosus.

: Bild 2 (ziemlich einfach)
Die Sektion Plinthogali innerhalb der Milchlinge, die "Korallenreizker" beherbergt so ca. 7 Arten mit rosa verfärbender Milch. Davon gibt's nur eine einzige mit schleimigem Hut: Lactarius acris, der Rosaanlaufende Milchling. Übrigens auch die einzige Art, bei der die Milch OHNE Kontakt zum Fleisch rosa wird. Und sie hat auch das grellste Pink als Verfärbung. Das Foto ist in keinster Weise bearbeitet!
Ach ja, zur Schreibweise "acer" vs "acer", ein Lateinprofessor hat mir folgende Auskunft dazu gegeben:
"Die korrekte Schreibweise wäre nach dem klassischen Latein „campester“, doch entspricht „campestris“ dem im Mittelalter gebräuchlichen Latein, aus welchem die botanische Terminologie großteils gebildet wird. Da folglich beide Schreibweisen möglich sind und „campestris“ die bei weitem üblichere ist, sollte diese zur Anwendung kommen."

: Bild 3 (mitteleinfach bis mittelschwer)
Scharfer Hasel-Milchling, Lactarius hortensis oder L. pyrogalus
Relativ unbekannt, aber gut zu erkennen am kaum gezonten Hut und den auffallend entfernt stehenden Lamellen. Ähnlich, aber etwas mehr violettgrau und vor allem deutlicher gezont und bei Hainbuche statt Hasel wachsend ist der Gebänderte Hainbuchen-Milchling, Lactarius circellatus (der ebenfalls schon L. pyrogalus hies oder wieder so heißt).
Der vielleicht schärfste Milchling, doch wurde er mir auch schon einmal in die Pilzberatung gebracht von einer Frau, die in seit Jahren ißt und nun endlich mal wissen wollte wie er eigentlich heißt ....

: Bild 4 (schon etwas schwieriger für die Pilzfreunde im Norden-Nordosten -
: sehr schwierig für die Süd-Pilzler)
Das ist Lactarius resimus, der sich mit seinem bärtigen Hutrand (wie beim Birkenreizker) vom glattrandigen L. musteus unterscheidet. Die Art ist in Südwestdeutschland akut vom Aussterben bedroht, nach 1950 ist nur noch ein einziger, etwas unsicherer Fund bekannt geworden. Dagegen habe ich die Art in Lettland und Estland mehrfach angetroffen und auch laut Literatur ist sie in Nordosteuropa nicht selten.

: Bild 5 (wie Bild 4 aber umgekehrt: Für die im Süden nicht sooo schwierig,
: aber für die nördlichen Pilzfreunden dagegen um so mehr)
Der Fleischblasse Milchling, Lactarius albocarneus.
Ein Weißtannen-Begleiter, daher im Norden völlig fehlend. Übrigens die Art mit dem dicksten Hutschleim. HAAS verglich den immer mit Pelikanol, diesen Kleber den die älteren so ab meinem Jahrgang etwa noch aus der Schulzeit kennen dürften ....

: Bild 6 (schwer)
Pfützen-Milchling, Lactarius lacunarum
Bischen gemein, weil die gezeigten exemplare ziemlich freudig sind, aber das kommt gerade bei dieser Art recht häufig vor. Erahnbar ist er auch an den vergleichsweise entfernt stehenden Lamellen und dem eher kurzen und trotzdem dünnen Stiel. Ökologisch gesehen ist er gar nicht mal an sehr feuchte Standorte gebunden. Seit etlichen Jahren, wahrscheinlich sogar schon seit mindestens den 50er Jahren beobachten wir ein Vorkommen bei Stuttgart auf einem Halbtrockenrasen unter mehrhundertjährigen Eichen, das immer als "cf. aurantiacus" oder "cf. aurantiofulvus" bezeichnet wurde, sich aber inzwischen als L. lacunarum rausstellte. Bestätigt von Reil, Basso, Noordeloos!

: Bild 7 (sehr schwer)
Nabeliger Zwerg-Milchling, Lactarius omphaliformis
Mit etwas Übung kann man den schon makroskopisch vom viel häufigeren L. obscuratus unterscheiden, nämlich anhand der stets fehlenden Grüntöne und vor allem der schülferig werdenden Hutoberfläche. Sieht fast aus wie bei Laccaria bicolor. Mikroskopisch anhand der etwas größeren Sporen mit etwas niedrigerem Ornament leidlich unterscheidbar.

: Bild 8 (ganz schwer - hähähä)
O.k., war gemein, wer kennt denn schon die nordischen Arten aus der Gruppe des grubigen Milchlings! Hier die blasseste, ungezonteste Art aus der Gruppe: Lactarius tuomikoskii. Bisher in Mitteleuropa nur von einem einzigen Standort in Deutschland (jaja, ist natürlich vom Mathislesweiher) und je einem in den französischen und nordtiroler Alpen bekannt. In Finnland dagegen nicht selten.
Habe versucht, das Gilben der Milch im Fotoshop etwas zu überzeichnen, weil es auf dem Originalbild überhaupt nicht zu sehen war. Ich hoffe, es ist dem einen oder anderen von Euch aufgefallen, dass die Art GELB WERDENDE Milch hat .....

Demnächst mehr.

beste Grüße,
Andreas