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Pilze Pilze Forum Archiv 2005

Re: Über 2 kl. Haarbecherchen (Trichopeziza) v. Ka

Geschrieben von: Andreas
Datum: 29. März 2005, 08:40 Uhr

Antwort auf: Über 2 kl. Haarbecherchen (Trichopeziza) v. Kazuya (Notizbrettbildservice)

Hallo Kazuya,

schöner Beitrag!
Ich habe die beiden Formen von weißhaarig bis gelbhaarig schon mehrfach an demselben Kräuterstängel gefunden und halte sie für dieselbe Art. BARAL kennt noch eine provisorisch beschriebene Art, die sich u.a. durch fehlende Haken an der Ascusbasis unterscheiden soll. Er ist aber nicht von der Konstanz überzeugt und hat sie bisher nicht beschrieben und wird es wohl auch kaum tun, was auch meiner bescheideneren Erfahrung entspricht.
Ein weiteres Bild von Belonidium mollissimum, das Tanja/Huperzia aufgenommen hat:

Es ist nicht B. sulphureum, trotz wuchs im Sommer und an Brennnessel.

beste Grüße,
Andreas

: hallo,

: in diesem Beitrag möchte ich euch zwei Vertreter der Gattung Trichopeziza
: (Haarbecherchen) vorstellen: TRICHOPEZIZA MOLLISSIMA (Lasch) Fuckel,
: Goldgelbes Haarbecherchen

: Makroskopische Beschreibung:

:
: Fruchtkörper (ca. x15)

: Fruchtkörper 0,5-2,5 mm breit, anfangs kugelig, dann flach ausgebreitet
: teller- bis schüsselförmig, mit aufgebogenem Rand, stiellos dem Substrat
: aufsitzend; Hymenium graubraun bis hellgrau, glatt; Rand mit
: blassgeblichen bis gelblich-weißen und Außenseite mit struppigen,
: hellbräunlichen Härchen dicht besetzt.

: Mikroskopische Beschreibung:
: Sporen (x1000)

: Sporen 15-22x1,5-2(2,5) µm, elliptisch bis langelliptisch, manchmal etwas
: verbogen, meist aber gerade, glatt, hyalin, an beiden Enden abgerundet
: oder etwas verjüngt, wenige, winzige Tropfen enthaltend.

:
: Asci und Paraphysen (x1000)

: Asci 50-60(70)x3-5 µm, achtsporig, hyalin, dünnwandig, apikal abgerundet, +/-
: langstielig, Haken keine beobachtet; Sporen unregelmäßig biseriat.

:
: Paraphyse (x1000)

: Paraphysen 65-80x3,5-4,2 µm, die Asci überragend, lanzettlich, mit 1-3
: Septen, diese meist im unteren Drittel, apikal zugespitzt, hyalin,
: oberster Abschnitt mit Tropfen gefüllt, gegen die Basis etwas verjüngt.

:
: Haare (x400)

:
: Haare, mit Ablagerungen (x1000)

: Haare 90-180(200)x3-4 µm, zylindrisch, an der Spitze nicht verdickt, manchmal
: aber etwas verschmälert, dickwandig, septiert, mit stark unebener
: Oberfläche, auf der sich unförmige, kristallartige Ablagerungen befinden,
: hellgelblich bis etwas gelbbräunlich.

: Phänologie: März bis Mai (Juni)

: Vorkommen: an toten, vorjährigen Stängeln sämtlicher Kräuter, vor allem von
: diversen Doldenblütlern (Umbelliferen), an Goldrute (Solidago), Distel
: (Cirsium), Herkulesstaude (Heracleum), Weißwurz (Polygonatum) sowie an
: Klette (Arctium). Bislang sind mir keine Funde von Brennnesselstängeln
: (Urtica dioica) bekannt, gesellig bis dicht rasig wachsend.

: Verwechslung: Eine sehr ähnliche, äußerlich praktisch identische Art ist das
: Schwefelgelbe Haarbecherchen (Trichopeziza sulfurea), welches im Herbst
: abgestorbene Stängel von Brennnessel besiedelt und höchstens durch mehr
: schwefelgelbe Haare auffällt. Mikroskopisch unterscheidet sich diese Art
: durch längere Sporen (meist > 23 µm). Es scheint so, als ob T. sulfurea
: auf Brennnesselstängel spezialisiert ist (dazu vielleicht mehr im Herbst).

: TRICHOPEZIZA LEUCOPHAEA (Pers.) Rehm

: Makroskopische Beschreibung:
: Fruchtkörper (ca. x15)

: Fruchtkörper 0,5-1(1,3) mm breit, anfangs kugelig, dann becher- bis
: tellerförmig ausgebreitet, mit aufgebogenem Rand, stiellos dem Substrat
: aufsitzend; Hymenium weiß bis grauweißlich, mit etwas dunklerer Mitte,
: glatt; Rand und Außenseite mit filzig-wolligen, weißen, abgestehenden
: Haaren dicht bedeckt.

: Mikroskopische Beschreibung:
: Sporen (x1000)

: Sporen 10,5-15,2x1,5-2,1 µm, elliptisch bis langelliptisch, glatt, hyalin, an
: beiden Enden abgerundet oder etwas zugespitzt, manchmal verbogen oder
: wellig, fast ohne oder mit einzelnen, winzigen Tropfen, einige Sporen
: mittig einfach septiert.

:
: Asci und Paraphysen (x1000)

: Asci (45)50-56,3(60)x3-4,5 µm, achtsporig, zylindrisch, apikal abgerundet,
: mit kurzem Stiel, ohne Haken; Sporen meist regelmäßig biseriat (im Bild
: kaum erkennbar).

:
: Paraphyse (x1100)

: Paraphysen 60-70x2-4(5) µm, lanzettlich, apikal zugespitzt, gegen die Basis
: verjüngt, hyalin, glatt, an der breitesten Stelle mit 1-3 großen, manchmal
: auch zusätzlich mit einigen kleinen Tropfen versehen, nicht septiert.

:
: Haare (x1100)

: Haare 180-230x3-4 µm, zylindrisch, an der Spitze nicht oder nur undeutlich
: und schwach verdickt, stark uneben und mit kristallartigen Ablageurngen
: überzogen, ziemlich dickwandig, septiert, hellgelblich.

: Phänologie: März bis Mai (Juni)

: Vorkommen: An abgestorbenen, vorjährigen Stängeln von Spierstaude
: (Filipendula), Brennnessel (Urtica dioica) und wahrscheinlich auch an
: Stängeln anderer Kräuter, gesellig bis rasig wachsend.

: Verwechslungen: Sehr ähnlich ist ein kleiner Basidiomycet, Lachnella villosa.
: Hierbei handelt es sich um einen sog. cyphelloiden Pilz, der äußerlich
: becherförmig und auch behaart ist, jedoch mikroskopisch Basidien vorweisen
: kann.

: Bemerkungen zu beiden Arten: T. mollissima und T. leucophaea sind sich in
: ihren Merkmalen, makro- wie mikroskopisch, sehr ähnlich, wobei letztere in
: die Synonymie von T. mollissima gestellt wird. Hin und wieder sollen beide
: Formen am gleichen Standort vorkommen, was von mir trotz vieler T.
: leucophaea-Funde noch nicht belegt werden kann. Ohne Mikro hatte ich die
: kleinen weißen Becherchen lange Zeit für Lachnella villosa gehalaten, bis
: sich vor kurzem ergab, dass es tatsächlich ein Ascomycet ist. Die
: trennenden Merkmale meiner beiden "Kollektionen" sind folgende:
: Fruchtkörper (T.mollissima: gelbbraun; T.leucophaea: weiß, grauweiß)
: Sporen (T.mollissima: 15-22 µm lang; T.leucophaea: 10-15 µm lang)
: Paraphysen (T.mollissima: mehrere, winzige Tropfen; T.leucophaea: 1-3 große
: Tropfen)

: Literatur: Beihefte zur Zeitschrift für Mykologie 6:1-226, 1985: BARAL, H.O.
: & G.J. KRIEGLSTEINER: Bausteine zu einer Ascomyzeten-Flora der BR
: Deutschland: In Süddeutschland gefundene Inoperculate Discomyzeten mit
: taxonomischen, ökologischen und chorologischen Hinweisen, S. 1-160.
: Breitenbach, J. & F. Kränzlin: Pilze der Schweiz, Band 1 (1984):
: Ascomycetes, S. 190-191
: H.O. & O. Baral, G. Marson (2003): IN VIVO VERITAS, 2 CDs: Ascomycota,
: Ascomycetes, Leotiomycetidae, Helotiales, Hyaloscyphaceae, Trichopeziza -
: Trichopezizella.

: Beste Grüße,
: Kazuya

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Über 2 kl. Haarbecherchen (Trichopeziza) v. Kazuya -- Notizbrettbildservice -- 28. März 2005, 20:07 Uhr
Re: Über 2 kl. Haarbecherchen (Trichopeziza) v. Ka -- Andreas -- 29. März 2005, 08:40 Uhr
Re: Über 2 kl. Haarbecherchen (Trichopeziza) v. Ka -- Kazuya -- 29. März 2005, 11:42 Uhr

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