: die Morcheln waren ja meines Wissens nach schon einmal in mehr verschiedene
: Arten als jetzt eingeteilt: Diese Einteilung wurde dann wohl deswegen
: aufgehoben, weil es eben sehr viele fließende Übergänge zwischen den Arten
: gab, mikroskopisch gibt es keine Unterschiede zwischen den einzelnen
: Speise- bzw. Spitzmorchelarten, die Unterscheidung erfolgte rein
: makroskopisch. Nachdem ich Spitzmorcheln bisher sowohl von RIndenmulch als
: auch von nicht anthropogen beeinflußten Standorten gesehen habe, kann ich
: das mit den fließenden Übergängen bestätigen. Ich hab das was man als
: Morchella elata (leiterförmige Rippen, kaum eingeschnürter Stiel) ohne
: RIndenmulch gefunden und auf RIndenmulch die klassische M. conica.
: Allerdings sind auf RIndenmulch die Spitzmorcheln mit leiterförmiger
: Anordnung der Rippen deutlich häufiger, aber die hatten nur höchst selten
: einen nicht abgesetzten Stiel :P). Bei Speisemorcheln könnte ich mir eine
: Unterscheidung anhand der Sporenpulverfarbe, die laut Christoph ja
: variiert, sofern sie nachgewiesen werden kann, vorstellen. Bei
: Spitzmorcheln wird dies dadurch erschwert, daß sie anscheinend erst sehr
: spät überhaupt Sporen bilden und aussporen, letztes Jahr hatte keine
: einzige der von mir gefundenen Spitzmorcheln auch nur Schläuche mit
: unreifen Sporen drin. Daher wird das wohl bei den Spitzmorcheln sehr
: schwierig sein und so lange bleibe ich bei einer Spitzmorchelart,
: insbesondere auch weil die makroskopischen Unterscheidungen fließend sind.
: Meines Erachtens nach sind auch die ökologischen Unterschiede schwierig zu
: fassen.... sind nun die Spitzmorcheln, die z.B. an den Wurzeln eines
: toten, bzw. gefällten Baumes hängen sowas ähnliches wie
: Rindenmulchmorcheln? Was sind nun überhaupt Spitzmorcheln im Wald (nicht
: auf RIndenresttten), an Weißtanne auf Kalk kommen sie anscheinend vor,
: aber ich hab sie hier auch (und elfi und andere sowieso) und hier kann ich
: lange nach ner Weißtanne suchen? Was ist mit den Spitzmorcheln, die
: auftreten, wenn der Boden umgewühlt wird? Und warum sind die Spitzmorcheln
: auf RIndenmulch fast 4 Wochen später dran als die im Wald?
Hallo Birgit,
Ja, je nach Intensitaet und Dauer der Auseinandersetzung mit bestimmten Gattungen steigt das Beduerfnis der meisten Mykologen nach Differenzierung.
Insoferne war auch bei der Gattung Morchella die Versuchung stets unwiderstehlich, Schein durch Sein zu ersetzen.
Sowohl die morphologischen (auch mikromorphologischen)als auch oekologischen Uebergaenge sind fliessend. Eine Auftrennung an Hand der Sporenpulverfarbe halte ich persoenlich fuer gewagt, zumal man innerhalb einer Kollektion ein feinnuanciertes Spektrum an Abwurffarben vorfinden kann.
Das gilt wohlgemerkt gleichermassen fuer den esculenta- wie fuer den conica-Komplex. So wie in der Systematik der Basidiomycota die taxonomische Relevanz der Sporenpulverfarbe teils zusehends an Boden verliert, wird bei den Ascos dessen Bedeutung als Kriterium zur Artentrennung sukzessive schwinden muessen.
Aehnlich wie fuer den esculenta-Komplex gilt, dass M. conica s.l. in ihren Substratanspruechen recht tolerant ist, wenn auch nicht ganz so ubiquistisch wie M. esculenta s.l. Von sehr naehrstoffreichen Holzlagerplaetzen bis zu extrem naehrstoffarmen Sandsteinboeden, vom durchsaeuerten Nadelhumus bis hin zum Nitrat-schwangeren Feldrain nimmt M. conica so ziemlich alles.
Dementsprechend ueberrascht sie immer wieder durch zufaellig entdeckte Standorte, wo man sonst nie im Leben nach dieser Art Ausschau gehalten haette.
Oder wuerdet Ihr in der Sandkiste in Nachbars Garten etwa nach M. conica Ausschau halten...?
Warum die Morcheln auf dem einen Standort frueher dran sind als anderswo, ist wirklich nicht einfach zu sagen. Wenn wir irgendwann mal als Morchel auf die Welt kommen, wissen wirs vielleicht...
LG, Tommy