: Dann habe ich mich wohl getäuscht :-(
: für mich sah der Schwammerl aus wie C. vernus (C. erythrinus)
: - Welcher Name ist eigendlich der Aktuelle ?
: Aber um Cortinarien mache ich eh nach wie vor einen großen Bogen *gg
: Gruß Hans
Hallo Hans,
über die Identität von erythrinus gehen die Meinungen weit auseinander.
Der Name vernus wurde neu geschaffen für C. erythrinus im Sinne von RICKEN, da dessen Interpretation von erythrinus nicht mit der originalen von FRIES übereinstimmen soll. ARNOLD sieht das offenbar anders und behält den Namen erythrinus für unseren Pilz bei. Leider geht er nicht auf den Namen vernus ein und führt ihn auch nicht als Synonym auf. BIDAUD et al. sehen in eryhtrinus einen Artenkomplex in den sie 2-3 handvoll Arten integrieren, u.a. auch C. castaneus zur Varietät von eryhtrinus stellen, was auf allgemeines Unverständnis stößt.
Kennzeichen für erythrinus/vernus sind das zeitige Erscheinen im Frühjahr unter diversen Laubbäumen (Hainbuche, Birke und sicherlich noch weitere), der feucht dunkel schwarzbraune Hut und vor allem der Stiel, der von der Basis an aufwärts typisch fleischrosa gefärbt ist, was aber durch das silberweiße Velum bei direkter Ansicht nicht zu sehen ist. Man muss den Stiel schräg von der Spitze zur Basis betrachten, dann wird die rosa Tönung gut sichtbar. Auch wenn man das Velum mit dem Finger etwas angedrückt hat kommt diese fleischrosa Grundfarbe zum Vorschein oder wenn man den Stiel an der Basis durchschneidet. Die Sporen sind relativ grob ornamentiert, was aber erst bei Vollreife gut zu erkennen ist. Unreife Sporen sehen nahezu glatt aus, weil die Ornamentation von einem Episporium überlagert ist (ARNOLD).
Nun gibt es aber auch im Herbst immer wieder Funde von praktisch identisch aussehenden Pilzen, ich habe selbst mindestens drei in sich verschiedene Kollektionen die einer Benennung harren, u.a. eine Kollektion unter Kiefer am Ostseestrand. Die Frage ist also, wie weit man erythrinus fassen kann:
1. Man hält alle Pilze mit obigen makroskopischen Merkmalen für dasselbe, unbeschadet ihres Vorkommens, der Erscheinungszeit und der Variabilität von Sporengröße und -ornamentation. Dann kann man ihn guten Gewissens C. erythrinus nennen.
2. Man dröselt diesen Komplex in einzelne Taxa auf (was ich für gerechtfertigt halte, wenn auch nicht in der Art und Weise wie BIDAUD et al.). Dann gibt es wieder zwei Möglichkeiten:
2a. Man sucht innerhalb der Arten die den erythrinus-Komplex bilden diejenige aus, die dem originalen erythrinus am ähnlichsten kommt und behält für diese Art den Namen erythrinus Fries bei. Das liefert natürlich viel Diskussionsstoff, denn verschiedene Fachleute haben oft auch verschiedene Ansichten ....
2b. Man erklärt den Namen erythrinus für nicht mehr klärbar, also zum nomen dubium oder zum nomen confusum, und benutzt ihn überhaupt nicht mehr sondern benennt alle heute als eigenständig angesehenen Arten des Komplexes neu. Auch das liefert natürlich Diskussionsstoff, denn manche halten die Art für interpretierbar, andere wiederum nicht. Außerdem ist es auch nicht so ganz fair den Urvätern der Mykologie gegenüber, so nach und nach alle alten Arten zu nomen dubium zu erklären und sie unter den Tisch zu kehren (überspitzt formuliert).
C. vernus ist also auf jeden Fall ein eindeutiger Name für unseren Frühjahrspilz und ich würde ihn weiterverwenden wollen. Aber die Ansicht von ARNOLD hat ebenso etwas für sich und man hätte den alten Namen erythrinus gerettet.
Schwierig .....
Wobei mir eine Benennung meiner Nicht-Frühjahrsfunde noch mehr Kopfzerbrechen bereitet als die Frühjahrsart erythrinus/vernus, die ja wenigstens klar definiert ist.
beste Grüße,
Andreas