Hallo Pilzfreunde,
kürzlich habe ich erlebt, wie schnell die Evolution funktioniert: In meinem Garten fand ich an einer Scheinzypresse den unten abgebildeten Käfer. Ich bestimmte die Art und las, dass dies eine extrem seltene Art nördlich der Alpen ist. Ich meldete den Fund der Entomologischen Gesellschaft Basel, die fanden, ich solle den Fund doch in ihrem Heft publizieren. 3 Tage später bekam ich nochmals eine Mail mit Suchmeldung genau dieses Käfers: Die Art ist in einigen Gegenden plötzlich häufig! Grund: es ist dem Käfer gelungen, vom Wachholder auf Thuja zu wechseln und hat bereits einige Hecken zum Absterben gebracht! Es ist zu erwarten, dass innert kürzester Zeit diese Art von sehr selten zu einem sehr häufigen Insekt wird! Sicher hat dieser Käfer auf diesem Exoten keinerlei Konkurenz, und die natürlichen Feinde suchen da auch nicht!
Nun was hat das mit den Pilzen zu tun?
Auch hier haben wir ja noch keine Ahnung von den Zyklen, die sich in der Natur abspielen, zu kurz ist unsere Erfahrung auf diesem Gebiet! Es gibt Pilzarten, die waren schon immer selten, andere sind plötzlich am Verschwinden, wieder andere auf einmal häufig!
Wenn wir voreilig eine Art vom Aussterben bedroht oder als gefährdet betiteln, müssen wir schon bedenken, dass unsere Beobachtungszeit nur ein Lidschlag im Zeitplan der Evolution bedeutet! Das bedeutet auch, dass nicht der Schutz der einzelnen Arten wichtig ist, sondern des ganzen Lebensraumes. Dieses Beispiel zeigt doch eindrücklich, wie rasch die Natur auf Einflüsse des Menschen oder auch die allgemeine Erwärmung reagiert.
Hier noch das Bild von Palmar festiva (Südlicher Wachholderprachtkäfer) etwa 10 mm lang.
Grüsse aus dem heissen, pilzlosen Oberrheingebiet, Markus