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Pilze Pilze Forum Archiv 2005
Re: Wer definiert "selten"?
Geschrieben von: Peter W. Antwort auf: Wer definiert "selten"? (Boletus)
Datum: 30. Juni 2005, 21:54 Uhr
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Lieber Sepp. hier schneidest Du ein Thema an, was nicht einfach zu beantworten ist und es wird auch keine endgültige Antwort geben. Ich habe mir dazu auch schon Gedanken gemacht im Zusammenhang mit der Häufigkeit für einen geplanten Artikel über die coprophilen Pilze in Sachsen. Grundsätzlich gibt es zwei Betrachtungsweisen. Die Objektive ( nach Anzahl der Fundmeldungen) und die Subjektive ( nach eigenen Erfahrungen). Beide haben Schwächen. Zitat Anfang aus dem geplanten Artikel: Häufigkeitsangaben : Wir folgen dabei einer subjektiven, aus eigener Erfahrung gemachten Betrachtungsweise, die für spezielle Gruppen von Pilzen wohl die Bessere ist. Obwohl uns bewusst, eine Häufigkeitsangabe hat immer Schwächen, vor allen um so größer das geographische Gebiet wird, um so kleiner die Pilze sind (und somit weniger gesammelt werden) oder um so schwieriger die Bestimmung (z.B. Cortinarius) einer Art ist. Ein noch Unterschätzter Aspekt ist, die häufig (uns eingeschlossen) Außerbetrachtlassung der Lebensweise der Pilze. Nur ein Beispiel. Im Jahr 1999 fand P. Welt in Chemnitz an zwei Lokalitäten den Leuchtenden Prachtbecher, Caloscypha fulgens (PERS. : FR.) BOUD.. Ein weiter Fund kam von D. Schulz dazu. Außerdem noch von Heine und weiteren Bearbeitern. Insgesamt vielleicht aus geschätzten 10 MTB. Zuvor und danach gibt (bis 2004) es keine Belege mehr. Der Pilz ist jetzt nach der objektiven Betrachtungsweise der Kommentierten Artenlist Sachsen als zerstreut einzustufen. Nach der subjektiven Betrachtungsweise würden wir ihn als selten bis sehr selten einordnen. Beides ist aber Falsch, weil wir von Forstfachleuten wissen, das der Pilz überall sehr häufig ist. In der Nebenfruchtform, ist er ein großer Forstschädling an Fichtensamen. Sicher, die eine Form von Fruchtkörper (Becher) wird bei uns in Sachsen nur selten gebildet, aber der Pilz ist wahrscheinlich häufig, weil die Fichte häufig ist. Zitat Ende. Und noch ein Zitat aus einen geplanten Artikel: „Wie in allen Pilzgruppen, so gibt es auch bei den Copros häufige und seltenen anzutreffende Arten. Obwohl uns bewusst ist, das solche Superlative, bei wenig gesuchten Pilzen mit Vorsicht zu genießen sind (So mancher, als selten bezeichnete, Pilz hat sich bei genauer Suche als „Allerweltsart“ entpuppt), so kann man nach 10 jähriger....“ Ganz grundsächlich können wir die Frage so und so nie beantworten. Das liegt einfach an der Natur der Pilze. Dazu leben Pilze einfach, im Gegensatz zu Pflanzen und Tieren, zu unauffällig im Boden oder im Substrat und erfüllen durchaus ihre Aufgaben im Haushalt der Natur. Der Pilz ist also wahrscheinlich (bei geeigneten Voraussetzungen s. unten) da, nur die „Frucht“ fehlt. Jetzt könnte vielleicht jemand sagen, was soll der Quatsch, wir sprechen von den Fruchtkörpern der Pilze. Aber du hast es ja selber geschrieben, ist eine Feige ohne Frucht keine Feige? Das Haupthindernis, zu sagen, ob ein Pilz selten oder häufig ist, ist allerdings unsere Unkenntnis der Lebensweise und Ansprüche der meisten Pilzarten. Dabei ist nicht die Hauptfrage: Werden die Fruchtkörper gebildet oder und nicht? Sondern, unter welchen Voraussetzungen kann der Pilz ein Substrat oder Partner besiedeln und welche Wechselbeziehungen gibt es zwischen den Pilzarten (Konkurrenz)? Würden wir dass wissen, stimmen also Substrat-, Boden und Klimaverhältnisse, könnten wir auch ohne Fruchtkörper eine Verbreitung vermuten. Das wäre dann die 3. Betrachtungsweise der Häufigkeit, die Wahrscheinliche ( wohl aber für immer die Unmögliche). Was der Schutz der Pilze angeht, solltest du bei dir einen Kaiserling finden, lichte ihn ab und dann esse ihn. Vorrausgesetzt er ist kein Pilzzwerg oder ein überständiges Exemplar. Machst du es nicht fressen ihn anders Tiere oder er verfault. Du nimmst ja „nur“ den Fruchtkörper und nicht den Pilz. Wollen wir echten Schutz für Pilze (und auch andere Lebewesen) müssen wir Lebensräume schützen und keine Einzelexemplare. Gruß Peter Welt
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