: Servus Philipp, hallo Pilzler!

: Hier muss ich nachhaken, denn in der BaWü-Flora steht, dass GERHARDT mit dem
: Kristallzitterling eine völlig farblose Form des Goldgelben Zitterlings (
: Tremella mesenterica forma crystallina ) beschrieben hat. Doch auf dem
: Foto sind immer noch gelbliche Töne zu erkennen...

: Wo beginnt hier die Trennung?

: Gruß, Andreas

Hallo Andreas,

GERHARDT hat diese farblose Form 1997 als eigenständige "forma" beschrieben, weil er der Meinung war "dass so ein schöner und auffälliger Pilz eines eigenen Namens bedarf".
Er hat den "schwachen Rang einer forma" (Zitat GERHRADT) gewählt, meiner Ansicht nach völlig zurecht. Diese Rangstufe der "forma" sollte dann gewählt werden, wenn die Sippe aufgrund von Witterungs- oder anderen Einflüssen hin entstanden ist und nicht genetisch fixiert ist (so jedenfalls mein Kenntnisstand). Bei der hyalinen Ausbildung des Goldgelben Zitterlings ist dies eindeutig der Fall, denn alte Fruchtkörper sind fast immer mehr oder weniger farblos oder zumindest blasser, wie ihr sicher schon selbst gesehen habt. Warum das so ist erklärt GERHARDT in seinem zweibändigen BLV-Intensivführer "Spektrum der Natur) selbst:
"Gelgentlich treten sogar völlig farblose, hyalin erscheinende Exemplare auf,die identische mikroskopische Merkmale aufweisen. Dies ist verständlich, wenn man bedenkt, dass die orangegelbe bis goldgelbe Färbung junger Pilze von Konidien stammt, die an der Oberfläche gebildet werden. Sie werden im Alter spärlicher oder verschwinden." (Hervorhebung von mir"). Er schreibt auch weiter noch: "Eine Abtrennung hellgelber Formen als selbständige Art, T. lutescens, ist noch umstritten."

Es handelt sich also lediglich um eine konidienlose Form, wobei die Konidienlosigkeit durch Alter, Witterung oder eben durch einfach fehlendes Konidienstadium hervorgerufen werden kann.
Meiner Meinung nach kein Grund die nicht gerade durch Mangel an Namen ausgezeichnete Pilztaxonomie mit zusätzlichen Taxa zu bereichern, aber dass muss natürlich jeder Autor selbst entscheiden. Schließlich gibt es ja auch so "sinnvolle" Taxa wie Hypholoma fasciculare f. sterilis für Fruchtkörper vom Grünblättrigen Schwefelkopf die keine Sporen ausbilden ....

*Ironiemodusan* Fehlt nur noch Boletus edulis forma semimolluskus für Steinpilze deren rechte Huthälfte von Schnecken abgefressen wurde - und natürlich die forma semimolluskoides falls es die linke Hälfte war die weggefressen wurde ....*Ironiemodusaus*