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Pilze Pilze Forum Archiv 2005

Einspruch und Anmerkung

Geschrieben von: Andreas
Datum: 17. August 2005, 13:14 Uhr

Antwort auf: Äußerst seltene Scheidenstreiflinge (Schwammerlkönig)

: Ihr erinnert euch vielleicht an den Beitrag von letzter Woche, wegen der
: mutmaßlichen Scheidenstreiflinge Amanita mairei ?
: http://www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs/pconfig.pl?read=83764
: Robert Tardino dem ich am Samstag die Exemplare mitgab, hat sie inzwischen
: überprüft und hat festgestellt, dass es sich um den äußerst seltenen
: Amanita fuscoolivacea , den düsteren Scheidenstreifling handelt. Er konnte
: es nur anhand eines Spezialschlüssels herausfinden, den Peter Karasch vom
: Münchner Pilzverein ihm unlängst besorgt hatte. Dieser wurde von
: verschiedenen Mykologen entwickelt und ist in keiner Literatur zu finden,
: ebenso wenig wie Abbildungen des besagten Scheidenstreiflings. Der Pilz
: wurde erstmals 1994 in Deutschland gefunden und ist hier so gut wie gar
: nicht bekannt. Das war ja wohl ein Glücksfund, den mein Pilzfreund Heinz
: Holzer und ich da hatten !!

Hallo Peter,

tut mir leid, wenn ich Dir nun das Glücksgefühl etwas verleide, aber gegen diese Bestimmung muss ich doch entschieden Einspruch erheben. Meiner Meinung nach ist das sehr deutlich Amanita pachyvolvata, allerdings gebe ich natürlich zu, dass nur die mikroskopische Untersuchung die letzte Gewissheit gibt. Aber es würde mich schon sehr sehr wundern, wenn dies Amanita fuscoolivacea werden sollte!
Für pachyvolvata typisch ist neben der ausgesprochen dicken Volva, die jung den Hut sogar manchmal überragt, die fleckweise Hutfärbung. Sie ist manchmal so stark, dass man beinahe den Eindruck von Amanita battarae erhält.
Amanita fuscoolivacea ist eine der submembranacea nahestehende (wenn überhaupt unterscheidbare ...) Art. Romagnesi beschreibt die Volva als "vorwiegend aus Hyphen bestehend, wobei auf der Außenseite auch recht zahlreiche Sphaerocysten zu finden sind" [übersetzt von mir]. Das ist dem Bild nach zu urteilen sehr unwahrscheinlich bei Deinem Fund, der hat eine richtig feste, stabile Volva. Beim Bild von A. fuscoolivacea unten sieht man die am Rand zerissene Volva (nicht schön glattrandig wie bei Deinem Bild), was auf das Vorkommen von Sphaerocysten hindeutet. Ferner hat sie düstere, olivgraubraune Hutfarben, das scheint mir bei Deinem Fund auch nicht der Fall zu sein.

Anbei mal ein paar Bilder von Amanita fuscoolivacea (ja, die gibt's! gescannt aus GALLI aber meiner Meinung nach sehr mit Vorsicht zu genießen was die Richtigkeit der Bestimmung angeht. Aber der makrokopische Eindruck ist sicherlich richtig für A. fuscoolivacea) und von Amanita pachyvolvata.

Amanita fuscoolivacea ss. GALLI:

Hier ein Artikel aus der SPR 36(2), 2000 von Achim Bollmann. Die Pilze stellen zweifelsfrei Amanita pachyvolvata dar, auch wenn das in diesem Beitrag noch mit "cf." versehen ist. Mittlerweile ist die Bestimmung von Rod TULLOSS bestätigt worden.

Die pachyvolvatas nochmal etwas größer:

Ich bin wie gesagt sehr sicher, dass dein Fund A. pachyvolvata ist (immerhin auch was schönes!), dass ferner A. fuscoolivacea eine ziemlich dubiose Art ist und würde Dich bitten, die Bestimmung vor einer eventuellen Datenmeldung im DGfM-kartierungsprogramm (falls Du da mitmachst) nochmals von einem (weiteren) Spezialisten abklären zu lassen.

Den erwähnten Schlüssel von Peter Karrasch kenne ich nicht. Kannst Du mir die Quelle mitteilen? Es gibt einen Sammelband über Amanita, erschienen in Italien als Sonderheft des Bollettino Trento, der ca. 30 Artikel diverser Autoren enthält, u.a. auch einen ausführlichen Bestimmungsschlüssel über Scheidenstreiflinge (Autor: Marco Contu). Ich vermute fast, dass es sich um diesen Schlüssel handelt. Weitere wichtige Literatur für die Scheidenstreiflinge beinhaltet neben diversen Artikeln in Zeitschriften auch die Monographie von FRAITURE und die Bearbeitung von ROMAGNESI im BSMF (1991 oder 1992 glaube ich).

Eine sehr spannende Gruppe, diese Scheidenstreiflinge, aber ohne exakte mikroskopische Untersuchung ist oft keine wirkliche Bestimmung möglich. Ich habe von TULLOSS (amerikanischer Amanita-Spezialist, der viele Typusuntersuchungen im MYCOTAXON publiziert hat) einen ganzen mehrseitigen Fragebogen bekommen, was alles an Merkmalen erhben werden muss, unter anderem auch eine genaue Untersuchung der Lamellentrama: subbasidiale Zellen gestreckt oder rundlich, Abstand vom Mediostratum bis zur ersten subbasidialen Zelle aber auch das Vorkommen von Lacticiferen (bei A. fuscoolivacea reichlich in der Huttrama im gegensatz zu A. battarae) etc. etc.

beste Grüße,
Andreas

Beiträge in diesem Thread

Äußerst seltene Scheidenstreiflinge -- Schwammerlkönig -- 17. August 2005, 02:22 Uhr
Peter, Du bist der Mann mit den goldenen Händen *oT* -- Dedimyk -- 17. August 2005, 09:40 Uhr
Einspruch und Anmerkung -- Andreas -- 17. August 2005, 13:14 Uhr
Einspruch abgelehnt -- Schwammerlkönig -- 17. August 2005, 13:44 Uhr
Re: Einspruch abgelehnt -- Andreas -- 17. August 2005, 14:12 Uhr
Re: Einspruch abgelehnt -- Schwammerlkönig -- 17. August 2005, 14:20 Uhr
Diesen prima Schlüssel hätte ich auch gerne -- Dedimyk -- 17. August 2005, 15:15 Uhr
Ich werd' mal sehen, was ich tun kann *oT* -- Schwammerlkönig -- 17. August 2005, 16:31 Uhr
Mikroskopergebnisse: eindeutig A. fuscoolivacea -- Schwammerlkönig -- 17. August 2005, 17:38 Uhr

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