Hallo Wolfgang,
leider kann ich Dir da nicht ganz recht geben. Eine Übertragung von Erregern kann bereits nach 12 Stunden erfolgen. Zudem ist eine Infektion mit Borrelien nicht immer mit einem Erythema migrans (=Wanderröte - heißt: der besagt rote Fleck, der sich in der Nähe der Einstichstelle bildet) verbunden. In einem guten Prozentsatz der Fälle (bezüglich genauer Angaben müßte ich lügen ;-) ) tritt kein roter Fleck auf, obwohl eine Infektion stattgefunden hat.
Wenn man gebissen wurde und die Zecke lange genug Zeit hatte, Speichel in die Einstichstelle zu injizieren, kann man die Zecke einfach an ein dafür ausgewiesenes Labor schicken und sie auf Borrelien testen lassen.
Will man sich selbst testen lassen, sollte man beachten, dass der Arzt, zu dem man geht, sich wirklich mit Borreliose auskennt. - Das ist nämlich nicht selbstverständlich, auch wenn das Thema so aktuell ist. - Und das Blut mittels entsprechend empfindlicher Tests untersuchen lässt. Diese Tests, nämlich der sogenannte "Western-Blot" und der "ELISA" sind nach derzeitigem Kenntnisstand als einzige in der Lage auch geringe Erregerkonzentrationen im Blut nachzuweisen. Andere (günstigere) Antikörpertests weisen eine Infektion erst bei massivem Erregerbefall nach.
Eine Infektion mit Borrelien verläuft übrigens von der Symptomatik so unspezifisch, das man sich zumindest am Ende der Saison einmal testen lassen sollte, auch wenn man der Meinung ist, dass es einem ja gut geht. In vielen Fällen sind die ersten Symptome grippeartig, wobei auch das nicht unbedingt sein muß. Spätfolgen wie z.B. Gelenkschmerzen treten oft erst Jahre später auf. Dann sind die Borrelien nur noch sehr schwer zu bekämpfen. Die besten Heilungschanchen bestehen tatsächlich direkt nach der Infektion. Daher geben einige Spezialisten sofort nach einem Zeckenbiß über ca. 6 Wochen Antibiotika; das Blut wird parallel getestet.
Eine Behandlung in späteren Stadien ist meist mit einer Infusionstherapie über mehrere Wochen mit Hammerpräparaten (Antibiotika) verbunden.
Ich bin in meinem persönlichen Umkreis viel mit Borreliose-Infizierten in Kontakt, von denen auch ein paar aufgrund der Spätfolgen arbeitsunfähig sind. Daher bin ich etwas stärker für das Thema sensibilisiert.
Das soll auch keine Panikmache sein, sondern ein Aufruf zu verstärkter Vorsicht.
Ich selbst bin viel in Wald und Feld unterwegs und hatte dieses Jahr schon ein paar Zecken. Ich werde nicht bei jeder Zecke 6 Wochen Antibiotika einnehmen, sonst dürfte ich gar nicht mehr damit aufhören. Aber wenn die Zeckensaison vorbei ist, werde ich mich auf jeden Fall testen lassen. Denn es kann ja auch vorkommen, dass man eine kleine Zecke (z.B. eine Nymphe) gar nicht entdeckt...
Liebe Grüße,
Anke