Hallo Jürgen,
das Robert-Koch-Institut ist eine äußert seriöse Quelle. Dennoch wage ich zu sagen, dass diese Zahlen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht realistisch sind. Die Inzidenzen (Inzidenz = Anzahl der Neuerkrankungen in einem bestimmten Zeitraum - für alle nicht-Eingeweihten ;-) ) beruhen auf nachweislich positive Befunde. Wenn ich jedoch betrachte, in wieweit die Kenntnisse der Bevölkerung über Borreliose überhaupt gehen, gehe ich von einer immensen Dunkelziffer aus.
Wer geht denn zum Arzt und sagt "Bitte testen Sie mich auf Borreliose". Und welcher Arzt fragt bei grippeartigen Symptomen oder Gelenksschmerzen gleich nach Zeckenbissen oder ordnet eine Borreliosetest an?
Die hohe Anzahl der Erkrankungen in meinem Umfeld ergibt sich einfach durch die hohe Anzahl medizinisch gebildeter Personen (Ärzte, Tierärzte u.a.) und durch die hohe Sensibilierung durch bereits erkrankte Personen. Wie mag dann die Rate bei weniger gut informierten Personen sein? Gehe ich in einen x-beliebigen Ort auf dem Land oder auch in die Stadt und spreche eine x-beliebige Person auf das Thema Borreliose an, hat sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit noch nichts oder nur sehr wenig davon gehört.
Borreliose gibt es schon sehr lange. Die Durchseuchung der Zecken hat in den letzten Jahrzehnten nur sehr stark zugenommen.
Die Unspezifität der Symtome lässt einen Arzt nicht gleich an Borreliose denken. Da wird erstmal Rheuma oder ähnliches behandelt...
Alle drei schwer erkrankten Fälle meines Umfeldes haben eine richtige Odyssee von Arzt zu Arzt hinter sich. Jeder diagnostizierte etwas anderes, bis irgendjemand mal auf die Idee kam, es könnten ja Borrelien sein.
Zudem kommen die vielen Erkrankungen, bei denen eine Beteiligung von Borrelien vermutet wird...
Warten wir mal ab, wie sich die Inzidenz in den nächsten Jahren entwickelt.
Liebe Grüße,
Anke
: Vorab; ich finds ja schon gut, wenn hier ein Kundiger etwas über Borreliose
: veröffentlicht, und da will ich Dir herzlichst Danken dafür. Da in Deinem
: Umfeld wohl eine Art 'Hotspot' zu existieren scheint, was die Erkrankung
: Borreliose anbetrifft, klingt natürlich jeder Hinweis auf Statistik wie
: ein schlechter Witz:-) Trotzdem mal ein paar Zahlen. Borreliose hat eine
: Inzidenz von etwa 16-20 (in Deutschland, pro 100000) - nehmen wir ruhig
: das Doppelte an, also 40. Dann hat Borreliose die Häufigkeit von
: Tuberkulose! Ich würde mal meinen, dass Lyme-Borreliose ganz allgemein
: eher zu den selteneren Infektionserkrankungen zählt (obwohl die
: Tuberkulose in den letzten 10 Jahren zugenommen hat - wegen Zuwanderung
: und auch Impfmüdigkeit). Wenn man jetzt noch die Verschiedenen Stadien mit
: abnehmender Inzidenz einberechnet: Erythema migrans, neurologische
: Erkrankungen, chronische Hauterkrankung, Herzaffektionen,
: Gelenkserkrankungen, dann dürfte wohl klar sein, dass die Lyme-Borreliose
: in ihrer schlimmen Endausprägung noch seltener ist ... und ich spreche
: hier natürlich nicht von Deinem Umfeld. Wenn man jetzt noch bedenkt, wie
: viele Zeckenbisse es im Jahr hier gibt ...
: Grüßle
: Juergen
: *Die Inzidenzen stammen vom Robert-Koch-Institut (2004)
: *Die Prozentzahl im vorherigen Beitrag bezog sich, wie Du richtig vermutetest
: von einer Würzburger Studie
: p.s.: Echinococcose (Fuchsbandwurminfektion) hat eine Inzidenz (Europaweit)
: von 0,02 (pro 100000) - deshalb ist eine Diskussion darüber eigentlich so
: gut wie sinnlos:-)