: Hallo zusammen,
: die mir in diesem Jahr bekannte 4. Knollenblätterpilzvergiftung verlief alles
: andere als glimpflich: Zwei Todesfälle nach Pilzvergiftung
: Tübinger Experte warnt vor tödlicher Verwechslungsgefahr beim unkundigen
: Sammeln
: TÜBINGEN (uha). Wie erst jetzt bekannt wurde, starben Mitte August am
: Tübinger Uni-Klinikum ein fünfjähriges Mädchen und sein Vater an einer
: Pilzvergiftung; die hochschwangere Mutter überlebte. Die Herrenberger
: Familie hatte im Schönbuch Knollenblätterpilze statt Champignons
: gesammelt.
: Quelle: Schwäbisches Tagblatt
: Gruß, Andreas
Hallo,
ja, dieses Jahr scheint eine deutliche Zunahme der Vergiftungsfälle mit sich zu bringen.
War im Juni schon mal das Krankenhaus da (da wars der Ziegelrote Risspilz), so wars vorgestern wieder so weit: Ein Pilzkenner hat sich selber mit Verdacht auf Knollenblätterpilz ins Krankenhaus begeben. Nachdem er einen vermeintlichen Champignon zubereitet hatte und beim ersten Bissen ihm der Geschmack komisch vorkam, kam ihm nachträglich sein Champignon auch merkwürdig rein weiß vor. Wo doch Champignons eigentlich da so rosalich sein sollten, war seine Bemerkung, mit dem "Bickerich-Stoll" als sein Pilzbuch in der Hand *KOPFSCHÜTTEL*.
Naja, es war nur noch ein teil des Stieles übrig und der Rest des gekochten Essens. Der gute Mann hat es geschafft, wirklich alles signifikante wegzuschneiden: keine Stielbasis, keine Lamellen, keine Huthaut - eben ein Teil des Stieles. Mikroskopisch waren dann elliptische große, deutlich amyloide Sporen zu sehen, allerdings nur sehr sehr wenige. Diagnose war dann logischerweise erstmal, dass es eine Amanita sein mußte, und dass Knollenblätterpilz nicht 100% ausgeschlossen war. Das bedeutete für den Mann dann erst Mal Magenauspumpen und weiter warten .... Ich hab dann anderthalb Stunden rummikroskopiert, insgesamt in etwa 10 Präparaten auch rund 10 meßbare Sporen gefunden, die mit 10-12 µm Länge etwas zu groß für phalloides waren. Ferner konnte ich zwei Mal am untersten Ende des Stieles noch etwas Volva erwischen (war nur mikroskopisch als Teil der Volöva zu erkennen, makrokopisch nicht) und da waren dann immer wieder aufgeblasene, +/- rundliche Zellen dazwischen. Diese beiden Merkmale dann, zusammen mit dem für phalloides ungewöhnlich robusten Stiel, an dem auch nicht die leiseste Andeutung einer Natterung zu erkennen war (war aber auch sehr abgegrabbelt), dem dumpfen Geruch und Geschmack und der Standort im Garten auf Muschelkalk lies mich dann doch sicher sein, dass er den bei uns wirklich häufigen Fransen-Wulstling gegessen hatte und keinen phalloides.
Seine Nachlässigkeit Hat dem Mann dann aber ein Magenauspumpen und etwa 3 Stunden Krankenhausaufenthalt in der Notaufnahme eingebracht. Schneller ging's aber nicht, zumal ich die Pilzreste auch noch selber im Krankenhaus abholen "durfte". Naja, Fahrtkosten kommen mit auf die Rechnung ;-)
beste Grüße,
Andreas