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Schleimpilz-Eskapaden, live erlebt

Geschrieben von: harald andres schmid
Datum: 24. September 2005, 19:14 Uhr


Hallo
Wir waren gestern und heute in den Bergen unterwegs.
Pilze sammeln für die Pilzausstellung auf der Baldegg.
Wir:
Malou, ihr Sohn Jonas, Andre und ich.
Gestern abend übernachteten wir in Malous Alphütte, kochten Fondue zum Wärmen und betrachteten die Sterne und unterhielten uns über den Niedergang der Mykologie im Allgemeinen und den Niedergang der Pilzvorkommen im Besonderen.
Bevor wir die Hütte erreichten, mussten wir das Auto abstellen und zwanzig Minuten hochsteigen.
Dazu liessen wir alles Unnötige im Wagen.
Auch die wenigen Pilze, die wir schon hatten, in den Körben.
Mein Korb bestand aus einer grossen, auseinanderklappbaren Handwerker-Kiste aus Kunststoff mit vielen kleinen Fächern für die zarteren Funde.
Dort lagerte gutgelaunt und strahlend ein kleiner Schleimpilz.
Ich hatte das Stück Rinde, dass er wohl gerade am Verspeisen war, grosszügig abgebrochen und ihm ein geräumiges Fächlein in der Kiste ganz für sich zur Verfügung gestellt.
Vor dem Aufbruch und dem Abschliessen des Kofferraums fragte ich so zum Spass, ob er wohl in der Nacht auf Wanderschaft gehen würde.
Jonas war von der Idee begeistert.
Andre meinte, ich könnte ihn ja mit Mehl oder Zucker füttern und so etwas handzahmer machen.
Vielleicht auch ihn zum faulen Bleiben in seinem Fächlein kriegen.
Ich hatte aber weder Mehl noch Zucker bei mir.
Nur den Sack mit der feinen Fondue-Mischung.
Ich erwog schliesslich, Schleimi ein wenig von unserem Fondue abzutreten, doch Andre zweifelte daran, dass Schleimi Fondue mögen würde.
So musste Schleimi ohne Nachtessen ins Bett.
Wir liessen ihn schmächlich in seinem kleinen Fächlein in der dunklen Kiste übernachten, ganz allein, im Kofferraum.
Nicht ganz!
In der Kiste hatte es noch Mohrenkopfmilchlinge und andere Köstlichkeiten.
Auf dem Weg zur Hütte liess uns das Schicksal von Schleimi nicht mehr los.
Vor allem die Frage, ob Schleimi wohl Nachts durch die Fächer der Kiste wandern und die anderen Pilze verspeisen würde.
Auch noch, als wir in der Wärme sassen, in der Hütten-Küche, die anheimelnd gasig nach Petrollampen und Fondue roch, stellten wir uns immer wieder Schleimis Heisshunger vor.
Schliesslich waren wir selbst gesättigt und liessen den Mond durch die Hüttenfenster auf unsere Lagerstätten scheinen.
Am nächsten Morgen standen wir vor der Sonne auf.
Wir hatten noch zwei Alpen zu besuchen.
Beim Aufschliessen des Autos allgemeines, erwartungsvolles Grinsen.
Wie ging es wohl Schleimi?
Ueberraschung perfekt:
Schleimi hatte sich vom Acker gemacht.
Nicht vom Acker, vom Rindenstückchen.
Weit war er nicht gekommen, aber er hatte die Enge seines Fächleins verlassen, in dem er nur das Rindenstückchen und eine kleine gelbe Pfütze (Morgen-Pipi?) zurück gelassen hatte.
Grosses Hallo über den Mut und den Ueberlebenswillen von Schleimi.
Im nächsten Wald wurde er in die Freiheit entlassen.
Wie hebt man einen munter kriechenden Schleimpilz anständig und artgerecht aus einem Fächlein?
Ich schaufelte ihn (was für eine Behandlung!) wieder auf das Rindenstückchen, träufelte etwas von der gelben Pfütze über ihn und setzte das Ganze ins Moos.
Es galt Abschied zu nehmen, ein Schleimpilz ist schliesslich kein Freund fürs Leben...
Vielleicht verspeist er gerade einen riesigen Fliegenpilz. Sicher geht es ihm gut.
Uebrigens:
Wir haben Pilze mitgebracht, etwa vierzig bis fünfzig Arten, auch wenn das gar nicht so aussah in den Wäldern.
Die anderen brachten auch einiges zusammen.
Die grosse, jährliche Pilzausstellung Baden wird morgen steigen!
Gruss, Harald Andres

Beiträge in diesem Thread

Schleimpilz-Eskapaden, live erlebt -- harald andres schmid -- 24. September 2005, 19:14 Uhr
Möglicherweise auf der Suche nach Luft und Licht? *oT* -- elfi -- 24. September 2005, 20:00 Uhr
Schöne Geschichte, liebevoll geschrieben. Danke! *oT* -- Matts & Elli -- 24. September 2005, 20:05 Uhr
Interessant ! *oT* -- spinne -- 25. September 2005, 00:19 Uhr
schöne Geschichte danke dass Du uns daran ...... -- hans hurter -- 25. September 2005, 09:54 Uhr
Man muß ihn richtig liebhaben, oder ? mfG *oT* -- Dedimyk -- 25. September 2005, 12:51 Uhr
Re: Ein Autor ist geboren- sein Name Harald Andres -- Lexi2,5 -- 26. September 2005, 17:29 Uhr

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