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teilhaben lässt!LG Hans
: Hallo
: Wir waren gestern und heute in den Bergen unterwegs.
: Pilze sammeln für die Pilzausstellung auf der Baldegg.
: Wir: Malou, ihr Sohn Jonas, Andre und ich.
: Gestern abend übernachteten wir in Malous Alphütte, kochten Fondue zum Wärmen
: und betrachteten die Sterne und unterhielten uns über den Niedergang der
: Mykologie im Allgemeinen und den Niedergang der Pilzvorkommen im
: Besonderen.
: Bevor wir die Hütte erreichten, mussten wir das Auto abstellen und zwanzig
: Minuten hochsteigen.
: Dazu liessen wir alles Unnötige im Wagen.
: Auch die wenigen Pilze, die wir schon hatten, in den Körben.
: Mein Korb bestand aus einer grossen, auseinanderklappbaren Handwerker-Kiste
: aus Kunststoff mit vielen kleinen Fächern für die zarteren Funde.
: Dort lagerte gutgelaunt und strahlend ein kleiner Schleimpilz.
: Ich hatte das Stück Rinde, dass er wohl gerade am Verspeisen war, grosszügig
: abgebrochen und ihm ein geräumiges Fächlein in der Kiste ganz für sich zur
: Verfügung gestellt.
: Vor dem Aufbruch und dem Abschliessen des Kofferraums fragte ich so zum
: Spass, ob er wohl in der Nacht auf Wanderschaft gehen würde.
: Jonas war von der Idee begeistert.
: Andre meinte, ich könnte ihn ja mit Mehl oder Zucker füttern und so etwas
: handzahmer machen.
: Vielleicht auch ihn zum faulen Bleiben in seinem Fächlein kriegen.
: Ich hatte aber weder Mehl noch Zucker bei mir.
: Nur den Sack mit der feinen Fondue-Mischung.
: Ich erwog schliesslich, Schleimi ein wenig von unserem Fondue abzutreten,
: doch Andre zweifelte daran, dass Schleimi Fondue mögen würde.
: So musste Schleimi ohne Nachtessen ins Bett.
: Wir liessen ihn schmächlich in seinem kleinen Fächlein in der dunklen Kiste
: übernachten, ganz allein, im Kofferraum.
: Nicht ganz!
: In der Kiste hatte es noch Mohrenkopfmilchlinge und andere Köstlichkeiten.
: Auf dem Weg zur Hütte liess uns das Schicksal von Schleimi nicht mehr los.
: Vor allem die Frage, ob Schleimi wohl Nachts durch die Fächer der Kiste
: wandern und die anderen Pilze verspeisen würde.
: Auch noch, als wir in der Wärme sassen, in der Hütten-Küche, die anheimelnd
: gasig nach Petrollampen und Fondue roch, stellten wir uns immer wieder
: Schleimis Heisshunger vor.
: Schliesslich waren wir selbst gesättigt und liessen den Mond durch die
: Hüttenfenster auf unsere Lagerstätten scheinen.
: Am nächsten Morgen standen wir vor der Sonne auf.
: Wir hatten noch zwei Alpen zu besuchen.
: Beim Aufschliessen des Autos allgemeines, erwartungsvolles Grinsen.
: Wie ging es wohl Schleimi?
: Ueberraschung perfekt: Schleimi hatte sich vom Acker gemacht.
: Nicht vom Acker, vom Rindenstückchen.
: Weit war er nicht gekommen, aber er hatte die Enge seines Fächleins
: verlassen, in dem er nur das Rindenstückchen und eine kleine gelbe Pfütze
: (Morgen-Pipi?) zurück gelassen hatte.
: Grosses Hallo über den Mut und den Ueberlebenswillen von Schleimi.
: Im nächsten Wald wurde er in die Freiheit entlassen.
: Wie hebt man einen munter kriechenden Schleimpilz anständig und artgerecht
: aus einem Fächlein?
: Ich schaufelte ihn (was für eine Behandlung!) wieder auf das Rindenstückchen,
: träufelte etwas von der gelben Pfütze über ihn und setzte das Ganze ins
: Moos.
: Es galt Abschied zu nehmen, ein Schleimpilz ist schliesslich kein Freund fürs
: Leben...
: Vielleicht verspeist er gerade einen riesigen Fliegenpilz. Sicher geht es ihm
: gut.
: Uebrigens: Wir haben Pilze mitgebracht, etwa vierzig bis fünfzig Arten, auch
: wenn das gar nicht so aussah in den Wäldern.
: Die anderen brachten auch einiges zusammen.
: Die grosse, jährliche Pilzausstellung Baden wird morgen steigen!
: Gruss, Harald Andres
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