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Pilze Pilze Forum Archiv 2005
Re: Clitocybe nebularis vs Lepista nebularis
Geschrieben von: Andreas Antwort auf: Re: Clitocybe nebularis vs Lepista nebularis (Dedimyk)
Datum: 5. Dezember 2005, 13:30 Uhr
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Hallo Detlef, : da bin ich aber mehr als überrascht. Wenn Du so von Lepista überzeugt bist,
Ich kann nicht oft genug betonen, dass dieses Buch ein Gemeinschaftswerrk von drei Leuten ist und dass wir alles gemeinsam besprochen und diskutiert haben. Logischerweise setzt sich dann nicht immer einer durch, sondern manches wird schlicht per Mehrheitsbeschluss entschieden. Wie hier, aber auch wie in manch anderen Fällen. Sicherlich ist aber auch manches enthalten, was Peter Reil für sich alleine anders sehen würde und Achim Bollmann geht's bestimmt genauso. : Ich kann mich noch an eine Diskussion mit Christoph Hahn erinnern, wo er zu
Die Typuswahl von Clitocybe ist schwierig zu entscheiden, da es in jedem Fall ein Lektotypus ist. Es stimmt, dass die erste Typuswahl (Earle 1909) Agaricus nebularis betrifft, was auch Donk aufgenommen hat. Andere sehen das aber anders. Wie so oft hängt das in dieser problematischen Gruppen damit zusammen, was der einzelnen nun als Trennmerkmal zwischen Clitocybe und Lepista ansieht. Je nach dem, ist es eben möglich dass nebularis Typus von Clitocybe sein kann, oder eben auch nicht. Harmaja geht noch einen anderen Weg, wie er in seiner jüngsten Publikation zeigt, die er mir als pdf geschickt hat. Früher war er auch der Meinung, Agaricus gibbus müßte der Typus sein, doch hat er sich neuerdings umentschieden. Dafür wartet er nun mit einem ganz anderen Konzept auf und führt die Cyanophilie der Sporen (und der Basidien eventuell) als Haupttrennmerkmal an, gefolgt von dem Merkmal, ob in Exsikkaten die Sporen mehrheitlich zu Tetraden verkleben oder nicht und weiteren Merkmalen. Damit kommt er zu dem Schluss, dass die cyanophilen Clitocyben mit Lepista vereint werden müssen (unter Lepista!), dass aber die Gruppe der nicht-cyanophilen Clitocyben (im wesentlichen die gibba-Gruppe s.l.) eines neuen Gattungsnamens bedarf. Diesen benennt er Infundibulicybe gen. nov.. Also zukünftig nach seiner Darstellung Infudibulicybe gibba, Infundibulicybe costata etc. etc. Bei der Gelegenheit stellt er übrigens auch klar, welche der beiden nahezu zeitgleich publizierten neuen Gattungen für den Keulenfuß-Trichterling Priorität hat: Ampulloclitocybe Redhead,Lutzoni, Moncalvo & Vilgalys (publ. 5. Nov. 2002) gegenüber Clavicybe Harmaja (publ. 31.12.2002) Zu Ampullocybe sewi übrigens auch die Clitocybe squamulosoides zu ziehen, die also nicht wie C. squamulosa zu Infundibulicybe gehört - beide sind nun in verschiedenen Gattungen untergebracht. Ob das sinnvoll ist? So, das kann man nun natürlich akzepieren oder auch nicht. Zum einen muss man zwar nicht alles glauben bzw. übernehmen was gedruckt wird, zum anderen ist Harmaja aber natürlich ein ernstzunehmender Mykologe den man nicht übergehen darf. Das gilt aber für andere Konzepte im allgemeinen auch.
Weitere Splittergattungen sind u.a. Ossicaulis (für Clitocybe lignatilis), Singerocybe (für Clitocybe phaeophthalma) und Neoclitocybe (für Clitocybe alnetorum und dryadicola). Was nun die Typuswahl nochmals anbelangt, so wurde meines Wissens früher mal der Antrag gestellt, Agaricus gibbus zum typus conservandus von Clitocybe zu machen, was soweit ich weiß abgelehnt wurde. Weitere taxonomische Entscheidungen kenne ich nicht und hängen soweit ich dies überblicken kann auch von der Gattungsabgrenzung ab. Ich denke, hier ist noch längst nicht das letzte Wort gesprochen und ich könnte mir gut vorstellen, dass eine weitere Zersplitterung der Gattung Clitocybe in Zukunft vorgenommen wird. Ob dies allerdings die angesprochenen Probleme löst, darf bezweifelt werden. Wer sich für die beiden angesprochenen Artikel interessiert, kann sie von mir als pdf haben:
Das alles wird dem Einzelnen von uns nicht unbedingt die Lösung der Gattungen Clitocybe s.l. und Lepista vor Augen führen, aber es zeigt vielleicht etwas die Problematik auf und auch dass es "die" Lösung einfach nicht gibt - wie so oft in der Mykologie kann man halt nur Argumente lesen, verstehen versuchen und sich dann eine eigene Meinung zu bilden versuchen. Im übrigen gibt es ja auch noch die Konzepte von BIGELOW, BON, KUYPER, um nur die wichtigsten die mir grad einfallen zu nennen, die ebenfalls berücksichtigt werden müssen .... Ich für mich hatte mich eben in der Ba.-Wü.-Flora "irgendwie" entscheiden müssen und habe die mir derzeit (und auch jetzt noch) am plausibelsten erscheinende Lösung gewählt, wohl wissend, dass auch das nur eine von vielen Möglichkeiten ist und (mindestens) genauso kritisiert werden kann wie andere auch. beste Grüße,
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