Die Pilze haben mich das erste Mal auf der Schulreise in der ersten Klasse angesprochen. Der Tannenwald im schönen Emmental war voll von diesen zauberhaften Wesen, die ich bis dahin nur in den Märchenbüchern wahrgenommen hatte. Ich habe zum Schrecken der Lehrerin soviele Pilze eingepackt, wie ich nur irgendwie mitnehmen konnte: möglichst bunte, grosse oder diese "Ziegenbärte"... und einer meiner Klassenkameraden meinte, die "Zigeuner" würden besonders schmecken...
Meine Familie würde ich nicht als "mykophob" bezeichnen, aber richtig eine Ahnung von Pilzen hatte niemand. Zum Glück gibts in der Schweiz (noch) praktisch in jedem Dorf einen "Pilzkontrolleur", wie die Pilzsachverständigen bei uns heissen. Und der hat dann meinen stolzen Fund sortiert: die guten ins... usw. Vom Rest haben wir dann die erste Pilzmahlzeit gekocht. Die Moral der Geschichte: man soll Pilze nicht einsammeln, wenn man sie nicht kennt; ausser jeweils zwei neue Exemplare. Und die hat mir dann der gute Herr Müller erklärt.

Nun gut zwanzig Jahre später und etliche zwei-unbekannte-Pilze weiter, hat mich die Faszination für die Pilze weniger denn je verlassen: anstelle von Herrn Müller (der leider schon lange verstorben ist) helfen mir jetzt meine Freunde und Kollegen aus der Mykologischen Arbeitsgemeinschaft Berlin-Brandenburg und dem Pilzverein Bern mit Rat weiter, wenn ich wieder mal wie der Esel vor dem Berg stehe - nur sind's dann halt meistens keine "essbaren" Pilze mehr. ;-)
Die überfällige Prüfung zum Pilzkontrolleur (Pilzsachverständigen) habe ich mittlerweile auch abgelegt und wer weiss: vielleicht kommt eines Tages ein siebenjähriger "Pfüderi" mit einem Korb voller Pilze in die Kontrolle...