Hallo liebe Forumsteilnehmer,
das ist ja der Hammer! Da ist man keine zwei Wochen vom weltweiten Netz abgeschnitten,
und im Forum ist die Hölle los. Über 1500 Postings in dieser kurzen Zeit – Wahnsinn.
Von überall im „Sendegebiet“ wird von Rekordfunden berichtet – jedenfalls von fast überall!
Irgendwie fehlt hier eine größere Region - unser Tiefland in den nordöstlichen Ländern.
Da ich mich in den vergangenen Wochen etwas mehr mit den östlichen Ländereien beschäftigen
konnte, bietet sich nun die Möglichkeit für einen ausführlicheren Lagebericht.
Leider ist es so, dass sich die langanhaltende Hitze- und Dürreperiode hier länger halten konnte.
Ungefähr drei Wochen ist es her, dass die ersten ergiebigen Niederschläge auch die Region
zwischen Berlin und der Oder erreichte. Da es im Anschluss zu regelmäßigen Niederschlägen
kam, verbessert sich die Lage nun täglich.
Die von mir vor drei Wochen vorgestellten, seltenen Schirmlingsarten erschienen ja in einem
eher außergewöhnlichen Biotop.
So ist es auch kein Wunder, dass zuerst die etwas trockenheitsresistenteren Arten auf
sich aufmerksam machten. Diese hübsch anzusehenden Porlinge hier etwa, die vor zwei
Wochen anzutreffen waren:
ein noch junges Exemplar vom Schwefelporling (Laetiporus sulphureus)
Da es noch komplett zart war, habe ich es auch kulinarisch verwertet. In ein bis zwei Zentimeter
dicke Scheiben geschnitten, etwas Salz und Pfeffer von beiden Seiten daran und dann ab damit
in die heiße Butter. Zitrone kann man sich sparen, da der Pilz ohnehin leicht säuerlich schmeckt.
Ich war schon überrascht vom delikaten Aroma, zumal die Stücke sehr zart waren.
Panade spart man sich besser, da der Pilz dann genau so schmecken würde wie Schnitzel
und wie paniertes Seelachsfilet. Eben nach Panade!
Als Nächstes noch ein riesiges ausgewachsenes Exemplar, was leider schon am Verholzen war.
Ach so! Hatte ich eigentlich erwähnt, dass das für mich der Erstfund eines Sulphureus war?
Weiterhin gab es auf einem regelmäßig bewässerten Rasenstück diese Anischampignons
zu ernten. Aufgrund der relativen Zerbrechlichkeit habe ich mich entschlossen, die Art als
Dünnfleischiger Anis-Champignon (Agaricus silvicola) anzusprechen.
Von weiteren Bestimmungsversuchen habe ich abgesehen, da die Pilze eben deutlichen
Anisgeruch verströmten und ich damit auf die Schnelle ein paar auf einem Polenmarkt erworbene
Rotkappen kulinarisch veredeln konnte. Hier ein Bild:
Mittlerweile hatte sich auch auf dem „berühmten“ Schirmlingskompost etwas getan.
In ungeahnter Anzahl stieß nun ein weitere Schub vom Leucoagaricus americanus nach.
Insgesamt waren es etwa 30 Exemplare. Sorry. Ins Deutsche übersetzt nennt sich die
Art immer noch Büscheliger Egerlingsschirmpilz. Hier ein Bild von dem Gewucher:
Dann muss ich hier der Gerechtigkeit halber ein Bildchen von einigen Knoblauchwindlingen
herzeigen. Nach jedem besseren Regen erschienen diese in Unmengen. Ich glaube, wir haben
davon mittlerweile an die 50g Trockenpilze. Das will schon was heißen. Ach so, hier das Bild:
Die Exemplare fruktizieren eindeutig auf Holz, hier auf einem Birkenstubben!
Wir hatten hier vor einigen Wochen hier einen kleinen Disput, ob diese Pilze auf
auch auf Holz wachsen können oder nur auf dem Waldboden. Ich meine, die Exemplare
waren recht fest angewachsen. Man muss es eben selbst gesehen haben, um daran
zu glauben. Schöne Grüße nach Bayern in diesem Sinne!
Das war dann aber auch bereits alles, was es über die Regionen in den östlichen Brandenburger
Kiefernwäldern zu diesem Zeitpunkt zu berichten gibt. Ein 2-stundiger Kontrollgang am 21. Aug.
erbrachte einen zerfressenen Täubling, ein paar Baby-Kuhpilze und ein Dutzend Gelbe
Lohblühten – sonst nichts! Und das, während andere Regionen im Land bereits in der
Pilzschwemme „absoffen“. Kann man nichts tun halt. Ich konnte mich ja täglich am Wachstum
der „Büscheligen“ erfreuen. Hier das Bild von jenem Tage:
Am 22.Aug. begab ich mich dann mit meiner Frau zwecks Muttern’s Geburtstag nach
MäcPomm – genauer nach Potthagen bei Greifswald. Der dortige Wald hat es in der Tat
In sich. Uralte Fichten- und Lärchenbestände. Eingestreute Buchen, Kiefern und Birken
und vor allem eine wesentlich kürzere Trockenperiode im Juli - genial.
Am 23.Aug. haben wir uns den Forst dann mal alle zusammen vorgenommen.
Da gab es schon Pfifferlinge, Butterpilze, Maronen und Goldröhrlinge (Suillus grevillei).
Die sind eigentlich nicht Besonderes. Jedoch habe ich die mangels Lärchen seit mehr
als 20 Jahren nicht mehr gesehen und schon gar nicht abgelichtet.
Ferner waren da auch schon reichlich Fichtensteinpilze vorhanden. Anders als bei
uns wachsen die tatsächlich auch bei Fichten. In unserer Region müssen die halt mit
Kiefern vorlieb nehmen. Allerdings – alle haben sie zum fressen gern - nicht nur der Hans
aus dem Südschwarzwald.
Besondere Freude rief bei uns der Fund einer riesigen Krause Glucke (Sparassis crispa) hervor.
Das Exemplar wog gerne drei Pfund und wir haben es am Ende gerecht geteilt.
Hier ein Foto von meinem Beutekorb. Ein Steini reicht mir für ein feines Mischgericht
vollkommen aus. Dafür konnte ich zum ersten mal seit 15 Jahren Flockenhexen
erbeuten. Leider scheinen diese mit Kiefern gar nicht klar zu kommen. Von der Qualität
waren die bedeutend besser als die Steinpilze, da diese leider wieder völlig vermadet waren.
Der Abstecher an die Ostseeküste war neben der schönen Geburtstagsparty also auch
aus mykologischer Sicht ein voller Erfolg. Wenn das nur nicht immer so weit wäre!
Nebenbei bemerkt: In unmittelbarer Nähe sind auch die beiden international bekannten
Mykologen Herr Prof. Kreisel und Herr Dr. Amelang wohnhaft. Sie haben da sicher ein prima
Arbeitsumfeld auch für die praktische Betätigung.
Wer die Gegend nicht kennt - hier ein Foto von der historischen Wiecker Brücke mit Blick
in den Hafen und in die Boddenausfahrt:
Wie dem auch sei. Am Nachmittag ging es zurück in unser Urlaubsdomizil Campingplatz.
Dort gab es gleich zwei Überraschungen – eine gute und eine nicht so schöne.
Hier die gute:
Dutzende junge Parasole haben sich ihren Weg durch den Rasen gebahnt.
Wie schon vor Wochen beschrieben, wecken diese die Begehrlichkeiten einiger Saisongäste.
So musste ich leider feststellen, dass sämtliche Egerlingsschirmpilze abgesammelt waren.
Wohl bekomm’s, wenn die wirklich giftig sind. Wir haben wenigstens auf der Sanitätsstelle
eine Mitteilung hinterlassen. Für den Fall, dass sich jemand mit akuten Vergiftungserscheinungen
meldete.
Am 26.Aug. haben wir nochmal im Kiefernwald die große Runde gedreht. Und siehe da – es geht
nun auch hier los. Es waren zwar nur 6 Steinpilze und ca. 1 Pfund Maronen. Aber verglichen mit
den Funden 5 Tage zuvor eine astronomische Steigerung. Das deckt sich auch mit meinen
langjährigen Beobachtungen. So dauert es in etwa drei Wochen nach den ersten Niederschlägen,
bis die Boleten schießen. Oder noch sicherer – eine Woche nach dem ersten massenhaften
Auftreten der Parasole.
Gestern Vormittag sahen die übrigens so aus:
...und am Nachmittag waren sie alle spurlos verschwunden!
Mein Schlusswort also: jetzt wird auch hier die Maronen- und Steinpilzschwemme beginnen.
Holt sie bitte weg, denn sonst vergammeln sie wieder wie voriges Jahr im August.
Man glaubt gar nicht, welchen Gestank ein 30 cm großer Gammelsteinpilz so verströmen
kann; vor allem wenn die alle 5 m auf dem Waldboden herumliegen.
Übrigens- Raritäten gab es trotzdem noch. Mal sehen, wann ich wieder Zeit dafür finde.
Viele Grüße – Ingo.