: Hallo Pilzfreunde,
: in letzter Zeit häufen sich hier die Fragen nach dem Speisewert einiger
: Pilzarten.
: Weiterhin kam das Thema Pilzvergiftungen im Zusammenhang mit guten Arten
: zur Sprache. Ungekrönter Spitzenreiter ist wie so oft der Hallimasch. Das ist
: kein Wunder,
: da die Hallimaschbüschel in einigen Regionen momentan massenhaft erscheinen.
: Was mir aber momentan unter den Nägeln brennt, ist ein anderes Thema.
: Leider fand gestern im Rahmen des Beitrages zu einem tollen Fund eines
: Ochsenröhrlings
: einer kleiner Nebendisput statt, dem meiner Meinung nach wesentlich mehr
: Aufmerksamkeit
: gebühren muss. Daher möchte ich dem Thema hier nochmal die ihm gebührende
: Aufmerk-
: samkeit verschaffen.
: Es geht mir um die 12 Vergiftungen mit dem Phalloides Syndrom in
: Westdeutschland.
: Verglichen mit diesen Vergiftungen sind die Hallimaschallergien etwa so
: einzuordnen
: wie ein gebrochener Zeh. Tut weh - wird aber wieder!
: Leider konnte bisher niemand einen der betreffenden Beitrage der Tagespresse
: hierher
: verlinken. Daher hier nochmal kurz der Grundtenor der Beiträge: Es handelte
: sich bei den Vergiftungsopfern angeblich um Spätaussiedler aus dem Bereich
: der
: ehemaligen SU, die bei der Suche nach Grünlingen Grüne Knollenblätterpilze
: als solche
: erkannt und verwertet haben wollen. Vorneweg – es geht mir hier nicht um den
: Grünling.
: Der von dieser Art möglicherweise verursachte Muskelschwund scheint nach den
: letzten
: Berichten, rechtzeitig erkannt, auch erfolgreich zu kurieren sein.
: In meiner ersten Reaktion auf den gestrigen Bericht befand ich, dass eine
: Verwechslung
: von Amanita phalloides mit Tricholoma equestre eigentlich unmöglich sein
: sollte.
: Daher verwies ich auf einen mir bekannten Artikel, nachdem es eher
: wahrscheinlich ist,
: dass die Neubürger es auf den Gelben Knollenblätterpilz abgesehen hatten.
: Ich habe mich gestern mal in meiner Literatursammlung umgesehen und den
: fraglichen
: Beitrag auch gefunden. Erschienen ist er im “Tintling“ Nr. 28 vom 27.Oktober
: 2001.
: Der Beitrag stammt von dem bekannten Sachverständigen für Pilzvergiftungen,
: Herrn Harry Andersson aus Braunschweig, der unter anderem auch für das
: Giftinformations-
: zentrum Nord in Göttingen tätig ist. Herr Andersson veröffentlichte in jenem
: Beitrag seine
: Erkenntnisse, die er in einem, seinerzeit, aktuellen Vergiftungsfall mit
: ebenfalls zwei
: vergifteten Spätaussiedlern machte. So kam Herr Andersson zu dem Schluss,
: dass sich die
: betreffenden Personen eben nicht mit Knollenblätterpilzen vergifteten, weil
: sie diese mit allseits
: bekannten Speisepilzen verwechselt hatten. Wozu denn auch. Diese Speisepilze
: kommen auch in
: Osteuropa zum Teil häufig vor, sind dort gut bekannt und in der Regel auch
: gängige
: Marktpilze. Als Verursacher wurde vielmehr eine Art ermittelt, die
: hierzulande keinerlei
: Speisewert hat und in der Literatur häufig auch als Giftpilz eingestuft wurde
: – grundlos
: übrigens, wie aktuelle Untersuchungen ans Licht brachten, nämlich Amanita
: citrina.
: Der gelbe Knollenblätterpilz scheint zumindest nach aktuellen Erkenntnissen
: In Osteuropa ein
: häufiger Pilz zu sein. Wogegen die Verbreitung des Grünen
: Knollenblätterpilzes gen Osten abzunehmen
: scheint.
: Das halte ich ebenfalls für eine logische, wenn auch für die umgesiedelten
: Gewohnheitssammler
: bedrohliche Erklärung. Ich möchte auch davor warnen (wenn ich das darf?), die
: neuen Mitbürger
: in dieser Hinsicht zu unterschätzen.
: So veröffentlichte Herr Dr. Amalang von der UNI Greifswald vor einiger Zeit,
: ebenfalls im “Tintling“,
: einen umfangreichen Bericht, nachdem er verschiedene Gebiete in Russland
: bereist hatte.
: Im Wesentlichen kommt er zu dem Ergebnis, dass die Leute dort auf Pilze als
: Nahrungsergänzung
: angewiesen sind und auch Arten verwerten, die hierzulande maximal noch als
: Foto im Forum herhalten
: dürfen. Allerdings sollen sich die Menschen dort sehr wohl bewusst sein, was
: sie sammeln und wie
: sie es am besten verwerten können. Selbst in armen Regionen möchte sich
: sicher niemand
: seine Gesundheit zerstören. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das
: Gesundheitssystem dort
: mit unserem nicht vergleichbar ist.
: Soweit zu den Zitaten aus der mir vorliegenden Literatur.
: Mein Problem ist nun folgendes: Scheinbar werden die Grünen
: Knollenblätterpilze hierzulande von einigen Spätaussiedlern mit
: anderen, essbaren Wulstlingen verwechselt. Allein aus dem Grund, dass der
: Giftpilz dort nicht
: vorkommt und diese Leute keinerlei Kenntnis von der Gefahr für Leib und Leben
: haben.
: Ich weiß nicht, ob nach den seinerzeitigen Vergiftungsfällen irgendwelche
: vorbeugende
: Maßnahmen erfolgten. Wenn welche erfolgten, dann ohne Wirkung, wie die
: aktuellen
: Vergiftungsfälle zeigen.
: Wäre es nicht möglich, bei dem ganzen Wust an Billigveröffentlichungen, die
: zur Zeit
: im Buchhandel kursieren, wenigstens von verantwortlicher Stelle aus ein
: bebildertes
: Informationsblatt für die Mitbürger, nach Möglichkeit in russischer Sprache,
: zu erstellen
: und an diese zu verteilen?
: Was würde so was kosten? Sicher doch keine 500.000,-€ - oder?
: In einem aktuellen Artikel habe ich gelesen, dass eine Vergiftungsbehandlung
: mit dem
: Phalloides - Syndrom im Schnitt ca. 10.000,-€ kosten soll. Allein aus
: finanzieller Sicht
: sollte es doch im Interesse der Krankenkassen liegen, solche Kosten zu
: vermeiden.
: Wäre das eigentlich nicht auch einmal ein praxisbezogenes Thema, wo die DGfM
: überregional
: Profil zeigen und auf ihre Kompetenzen in Sachen Pilze verweisen könnte?
: Und nebenbei – geht es nicht auch um Menschenleben?!
: Ingo
Hallo zusammen,
diese Diskussion gefällt mir ganz und gar nicht. Unterschwellig bereitiet sie den Boden für staatliche Reglementierung des Verspeisens von Wildfrüchten. Es ist doch schon fast alles verboten. Ich genieße die Freiheit, einen rohen Knolli zu verdrücken, sollte mir danach sein. Man kann Menschen nicht vor sich selbst schützen, wenn sie in irgendeiner Weise, unbewußt, nachlässig oder provokant (Bergsteiger, Autoraser) ihr Unglück heraufbeschwören. Es gibt ausreichend Möglichkeiten, sich über Gefahren und Risiken aller Gebieten zu informieren und zu schützen, außer vor kriegslüsternen Politikern und verbotswütigen Beamten.
nichts für ungut - Waldschrat