Moin zusammen,
so, endlich komme ich dazu, die Pilzsituation der letzten Wochen in Norfriesland zusammen zu fassen.
Anfang Augus sah es in unserer Region immer noch recht trübe aus. Während im Rest der Republik, vor allem im Süden, die Pilznasen sich überschlugen vor immer neuen Steinpilz-Rekordmengen und -größen, tat sich in unseren Wäldern wenig bis gar nichts.
Diese Jungs hier fanden die Trockenheit aber ganz toll und schoben Fruchtkörper wie wild:
Falsche Pfifferlinge
Ich habe jedenfalls solche Mengen auf engstem Raum noch nicht gesehen.
Endlich kam der große Regen. aber was tat sich im Wald? Immer noch recht wenig. An ein paar Stellen, wohlbekannt, da regelmäßig aufgesucht, kamen die ersten Flockis:
Flockenstieliger Hexenröhrling
Die Klebrigen Hörnlinge bildeten ausgedehnte Bestände:
und die ersten Buchenschleimrüblinge schickten zaghafte FK aus dem Holz:
Vor lauter Frust freute ich mich schon über so etwas:
Schimmel auf Apfel.
Und so etwas:
Goldschimmel
Der Regen legte zu, aber, verdammt noch mal, wo blieben die Pilze? Es roch förmlich nach den Gesellen. Dann waren sie da: In den Rasenflächen unserer Nachbarschaft sprossen die Feldschwindlinge ohne Zahl, und ich denke, ich habe mir wohl bestimmt 1 bis 2 kg gesammelt. Eine Sysiphusarbeit? Gewiss nicht, es reichte, sich auf irgendeine Wiese zu setzen und rund um sich die Pilzhüte abzuschneiden. Suchen war nicht angesagt, sondern einsammeln.
Dann kam eines Tages unsere Nachbarin und brachte Schafchampignons:
Es wurden immer mehr, aber die Dinger wuchsen nicht auf den Koppeln und nicht im Wald, sondern entlang der Wege und Straßen. Ein typisches Pilzbiotop seht ihr hier – Radweg in Süderstapel
Da wuchsen aber beileibe nicht nur Schafchampignons, sonder auch solche Gesellen:
Und zwar in so rauen Mengen, dass wir uns einen Abend mit Freunden eine Art Schnitzelorgie mit Parasolen gönnen konnten. Es blieb sogar genügend übrig, dass ich mir die Dinger gebraten als Mittagspause mit zur Arbeit nahm. Kalt schmecken sie nämlich genau so gut. Als kleines Schmankerl hatten wir außerdem ganze Perlpilzhüte paniert und gebraten, und die schmecken auch fantastisch. Wir hatten bei der Suche unglaubliches Glück: Die Pilze waren voll aufgeschirmt, aber absolut madenfrei. Ein Erlebnis, dass man so selten hat.
Bei einem Besuch der alten Sandkuhle in Süderstapel entdeckten wir den Erdwarzenpilz
Und bei einem Kontrollbesuch im immer noch pilzarmen Wald fand ich neben Unmengen an Breitblattrüblingen auch diese zarte Kostbarkeit, den Blauen Rindenhelmling
So langsam verlagerte sich die Pilze aber in die Wälder – oder das, was sie wohl dafür hielten:
Dieses Biotop
ist der Radweg an der B 202 zwischen Seeth und Norderstpel, auf Höhe des Bundeswehrübungsgebietes Krelau. Da steht tatsächlich so was wie Wald.
Meine Frau und ich teilten uns auf und liefen uns auf auf dem Weg entgegen. „Pilze suchen“ war nicht angesagt, sondern „Pilze einsammeln“: Steinpilze, Perlpilze, Rotkappen, Täublinge, Rotfußröhrlinge, Fuchsige Scheidenstreiflinge – alles stand dort. Inge fand dann auch den dicksten Steini:
580 madenfreie Gramm brachte der auf die Waage.
Aber auch eine kleine Rarität fand ich dort auf einem Baumstumpf:
den Wolligen Scheidling
Mit diesem Pilz hat es eine besondere Bewandtnis: Jedemal, wenn ich meinen Bon aufschlage, lande ich unweigerlich bei der Abbildung des Wolligen Scheidlings; fragt nicht wieso. Und jedesmal denke ich, „den findest du eh niemals“. Und dann – plopp – wächst er ganz profan am Ragdweg.
Hier ein paar weitere Impressionen vom Wegesrand:
Rotfußröhrling
Perlpilz
Fuchsiger Scheidenstreifling
Tja, und dann ging es auch am daruf folgenden Wochenende endlich in den Wäldern zur Sache. Bei einem Kontrollbesuch in einem Wald zwischen Bergenhusen und Wohlde (jawoll, ich „wildere“ auch im Nachbarkreis ;-)) stolperte ich über diesen Gesellen, als ich aus dem Auto stieg:
Pantherpilz
Seit 10 Jahren sammele ich nun hier oben, aber der Panther war mir bislang noch nicht begegnet. Bei einer nachmittäglichen Suche in einem anderen Waldstück fand meine „Pilzfee“ glatt noch 4 Exemplare mehr.
Auch der Grüne Knollenblätterpilz ist hier oben eher selten anzutreffen:
Doch dieses Jahr scheint er wirklich häufig zu werden.
Noch ein Wulstling kommt in dieser Saison häufiger vor: der Gedrungene Wulstling:
Im Buchenwald stand alles voll mit diesen Farbtupfern:
Violetter Lacktrichterling
und an dem einen oder anderen Buchenstamm quollen diese Gesellen heraus:
Riesenporling
Dieses „Modell“ hatte eine Größe von ca. 1 m!
Rotkappen:
zauberten leuchtende Farbflecken in den Wald, und
Schopftintlinge
wucherten auf einer Schafkoppel am Waldrand.
Man kann sie zwar nicht essen, aber Spechttintlinge
bieten einen ganz besonderen Anblick, vor allem, wenn sie, wie dieses Jahr, in großen Mengen wachsen.
Nur ein Steinpilz von wirklich vielen. Steinis kamen bei uns etwas später, doch war der Schub genau so groß wie im Süden. Der Pfeil zeigt auf einen Regentropfen, der sich mit aufs Bild mogelte ;-)
Natürlich gab es auch mal wieder ein paar unbekannte Pilze. Die hier z. B.:
Lamellen: (Unbekannt 1)
von oben:
Oder die hier:
unbekannt 2
von unten
An dem Spinnwebfaden erkennt man, dass es ein Braunsporer ist
Als wir dann aus dem Wald kamen:
konnten wir uns über insgesamt gut 6 kg Pilze freuen. Nach dem Vergnügen kam dann die Arbeit:
Aber bei einer guten Flasche Wein, ging das schnell, und das anschließende Abendessen (mit noch ein paar Flaschen Wein) war dann ein wahrer Genuss.
Tja, und nun ist es wieder ziemlich trocken. Die Scheidenstreiflinge lieben die Trockenheit wohl, denn sie wachsen in hellen Scharen. Maronen und Birkenpilze dagegen mögen wohl gerne kommen, doch was da ist, steht schon ziemlich trocken im Wald.
Ein bißchen Regen täte gut.
Grüßlis
Thomas