Hallo Jürgen,

: das mag von Dir richtig sein, dass Psilos doch nicht so gefährlich wie ich
: annahm (wenn Verwechslungsmöglichkeiten ausgeschlossen sind!), aber dass
: Psychosen entstehen können (können!) ist ja eine Tatsache, wenn ich mich
: nicht irre (hihihi - Sam Hawkins:-). Also hab ich zumindest da nichts
: hochgespielt, behaupt ich jetzt mal ganz dreist.

Also, ich suche immer noch nach einem einzigen stichhaltigen Beweis (anerkannte Studie, nicht eine "War on Drugs"-religiös-konservativ-inspirierte Meinung) dafür. Wenn Du den Rausch selbst als "psychotisch" bezeichnest, mag das richtig sein. Eine Psychose ist jedoch eine zumindest lange nach dem Rausch anhaltende Bewußtseinsstörung. Und dafür würde ich wirklich gerne eine renommierte Studie sehen - ein Zitat von Bayerns Bier- und Wein-Trinkendem Innenminister Beckstein reicht mir da nicht :-) Irgendetwas in der Qualität von Johns Hopkins als Gegenbeweis würde mir reichen, also gerne auch eine anerkannte deutsche, englische oder amerikanische Uni. Die "Prohibitionsstudien" sind für mich so etwas wie die jahrhundertelangen Beweise des Klerus, daß die Erde doch eine Scheibe ist. Die Pharma- und Chemieindustrie hat bekannterweise schon diverse Studien z.B. zur Gefährlichkeit von THC herausgegeben - natürlich nicht ihr höchsteigenes hochprozentiges, sondern das im Hanf. In den 30ern, als die Chemiefasern erfunden wurden, wurde es nämlich Zeit, dem Hanf den Garaus zu machen. Für mich ist das "Religion" und "Fundamentalismus" sowie "Kapitalismus" - hat aber nichts mit Wissenschaft zu tun. Nachzulesen u.a. in Jack Herer "The Emperor Wears No Clothes". Auch Herer nun nicht in die eigene Philosophie paßt, er belegt haarklein wie es zum "War on Drugs" damals schon kam und mit welchen hanebüchenen Unwahrheiten von Fundamentalisten und Chemieindustrie (Dow Chemical) damals schon gearbeitet wurde. Ich habe mich vor Kurzem fast weggeworfen, als o.g. Beckstein so einen seit den 50ern widerlegten Unfug wieder von sich gab.

: Ich bin ja ein überzeugter "Rausch-Gegner" und lehne diese
: Im-Kopf-Blöd-Mach-Drogen (Halluzinogene) "rundweg" ab - bin da
: also nicht verhandlungsfähig:-) Da kann mir einer mit Hanebüchenem,
: Mystischem oder sogar unverdautem "Stamets-Wissen" kommen, oder
: wie neulich dieser Maxim, der im Rausch zu Gott finden wollte - es sind
: und bleiben für mich "unterbeschäftigte" Geister, die mittels
: "chemischem Unfug" die Abkürzung ins Seelenheil suchen. Das ist
: für mich übrigens "Schmarrn":-))

Das ist für mich auch Schmarrn. Aber für eine ernsthafte Diskussion braucht man Fakten und nicht gebetsmühlenhaft runtergeleierte Phrasen. Die werfe ich Dir jetzt gar nicht vor. Es ist nur so, daß die Menschheit sich zwar heute für ungemein gebildet und wissenschaftlich hält, daß aber genauso noch tonnenweise Tabus und sonstige Bretter vorm Kopf eine ernsthafte Auseinandersetzung mit solchen tabu-behafteten Themen verhindert. Wir lachen heute über die Prohibition und die Hexenverbrennung aber wir tun das in vielen anderen Bereichen heute noch. In der Politik gibt es ja auch genügend Tabus, die mit unserer aufgeklärten Gesellschaft eigentlich nicht drin sein dürften - ich wartete z.B. vergebens auf die Massenproteste der Friedensbewegung gegen die israelische Aggression im Libanon oder gegen die neuen "Foltergesetze" der USA - ganz abgesehen von dem, was in Rußland und Tschetschenien vor sich geht.

Ich wollte das obengenannte nur als Beispiele für Tabus verstanden wissen und jetzt nicht über Politik diskutieren. Vielleicht macht das meinen Standpunkt als "vermeintlich aufgeklärter Mensch" etwas deutlicher. Ich glaube einfach nicht alles, was man mir von interessierter Seite serviert, lese dann die gegensätzlichen Positionen und bilde mir erst abschließend ein Urteil.

Recht gebe ich Dir aber darin, daß es Unfug ist, wenn jemand seine Räusche mystisch verbrämt - zumindest wenn ein Wohlstandsbürger, der sich mal schnell konsumierend was einwirft, das tut. Indianische Curanderas, Schamanen u. dgl. möchte ich davon natürlich ausnehmen. Das ist dann das gleiche, wie der heilige Rausch vom Nockherberg (bayr. Starkbier), der ja auch mit allerlei verharmlosenden Gedöns zum sozialen Happening gemacht wird.

Ich lebe heute weitgehend rauschfrei, naja, ein paar Wein oder Bier zu viel passieren mir noch so 2-4 mal im Jahr. 5 Tage in der Woche trinke ich grundsätzlich gar nix, am Wochenende öfters mal 1-2 Bier oder eine gute Flasche Rotwein. Es geht mir mit diesem Lebensstil deutlich besser als früher (vor ca. 20 Jahren), als ich schon öfters mal nicht so rauschfrei war :-) Trotzdem halte ich viel davon, wenn man die Kirche im Dorf läßt und nicht Gefahren beschreibt, die es so nicht gibt. Ein Jugendlicher - dazu gehörte ich ja auch mal - wird nämlich dann Hasch, Psilocybin u.ä. probieren und merken, daß ihm die Erwachsenen Unfug erzählt haben. Denn er ist kein psychotischer Irrer geworden. Fazit: ein Teil der Jugendlichen glaubt gar nichts mehr und wirft sich nun viel härtere Sachen ein, für die die genannten Gefahren tatsächlich zutreffen. Die Alten haben ja eh bloß Schmarrn erzählt. Und dann ist es plötzlich zu spät und der durch Chemie geschädigte Schädel schaut aus der Zwangsjacke heraus - oder so ähnlich.

Gruß,

Werner