Hallo Ingo,
zunächst mal Gratulation zu dem schönen Fund, es ist tatsächlich und sicher der Halsband-Ritterling (Tricholoma focale).
Er ist tatsächlich eine ziemliche Seltenheit, kommt aber gebietsweise in den etnsprechenden Biotopen konstant und zum Teil in Mengen vor.
Die benötigten Biotope sind nährstoffarme, sandige Kiefernwälder. Man erkennt die geeigneten Biotope am fast bewuchsfreien Sandboden, der aber bei genauerem Hinsehen eine Menge Moose und vor allem Cladonia-Flechten beherbergt. Die von Dir geschilderte Artenzusammensetzung ist sehr typisch für diese Flechten-Kiefernwälder und es kann da durchaus noch mehr Stachelinge haben. Bankera fuligineoalba wäre z.B. ein heißer Kandidat. Aber auch schöne Pilze aus anderen Gattungen, Schleierlinge wie Cortinarius lux-nymphae und dergleichen. Und weil die Artenzusammensetzung so charakteristisch ist denke ich mal nur vom Biotop her, dass Dein habichtspilz nicht Sarcodon imbricatum, sondern Sarcodon squamosum sein müßte.
Was nun den Rote Liste Status anbelangt, so muss ich Dir da allerdings sagen, dass zur beurteilung von sowas sehr viel deutschlandweite oder allermindestens bundeslandweite Erfahrung gehört. Sowohl was aktuelle Vorkommen als auch was historische Vorkommen betrifft. Eine Art kommt dann in die Rote Liste, wenn ihr Bestand rückläufig ist. Wenn sie zwar selten ist, aber ihr Bestandsniveau seit langer Zeit konstant halten kann, dann gehört sie nicht auf die Rote Liste, auch wenn sie nur 10 Fundorte in ganz Brandenburg/Berlin hat. Eine Ausnahme sind die Top-Raritäten, bei denen bereits das Verschwinden eines einzigen Vorkommens den Gesamtbestand gefährdet.
Um also beurteilen zu können, ob der Halsband-Ritterling zurecht in einer bestimmten Kategorie in der Roten Liste steht, musst Du erstens die Zahl der aktuellen Vorkommen wissen und zweitens seine Bestandsentwicklung der letzten 100-150 Jahre einschätzen können. Letzteres geht bei Pilzen vor allem über die Biotopbindung. Im Falletricholoma focale kann mit Fug und Recht aufgrund der BVindung an nährstoffarme Flechten-Kiefernwälder sowie an nährstoffarme Pioniervegetation mit Zitterpappel von einem starken (wenn nicht sehr starken) Rückgang innerhalb der letzten 100 Jahre ausgegangen werden. Der bestand derzeit in Deutschland würde sie als "sehr selten" klassifizieren. Wir haben also eine "sehr seltene Art mit starken Rückgängen" sowie der Zukunftsprognose, dass diese Rückgänge sich durch die immer stärker zunehmende Eutrophierung der Landschaft per Luftschadstoffen sogar noch verschärfen. Die wenigen neu entstehenden Sekundär-Standorte an rekultivierten Abraumhalden können da nicht gegensteuern und sind eh "nur" wenige jahre ein geeignetes Biotop. Für mich ist Tricholoma focale eine Rote Lise 1 Art, die akut vom Aussterben bedroht ist.
beste Grüße,
Andreas