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Pilze Pilze Forum Archiv 2006

Re: Chemikalien

Geschrieben von: Werner
Datum: 24. Oktober 2006, 01:25 Uhr

Antwort auf: Chemikalien (Heinz Ebert)

: Lernt lieber Pilze an ihren natürlichen Merkmalen zu erkennen!

Dem stimme ich zu.

: Ich habe mir
: vor fast 20 Jahren auch mal das "Große
: Erb-Mattheis-Chemikalien-Set" mit (?) 54 Chemikalien gekauft, aber
: kaum benutzt. Eine Fehlinvestition.

54 Chemikalien ist wohl ein bisserl viel - schätze mal, daß da einiges an Redundanz dabei ist, i.e. Chemikalien die 2 oder 3x für den gleichen Zweck da sind. Allerdings habe ich mir mal das große "Hornberger Set" mit 25 Stück gekauft und habe bisher jede Chemikalie schon mindestens 2-3 mal gebraucht, manche brauche ich dauernd.

: Spart lieber für ein anständiges Mikroskop und weiterführende Literatur, und
: benutzt als einzige Chemikalie nur H2O, dann habt ihr eine bessere
: Ausrüstung und bessere Ergebnisse.
: Ich gebe zwar zu, ein Chemie-Muffel zu sein (im Fach-Abi geradeso an der FÜNF
: vorbeigerutscht), glaube aber, dass die Pilzbestimmung 100%-ig ohne
: Chemikalien (außer H2O) auskommt! Mein Wort drauf. Und H2O gibt's
: praktisch kostenlos. ;-))

Das sehe ich nicht so. Wie willst Du beispielsweise amyloide, dextrinoide, cyanophile Sporen ohne Chemikalien sinnvoll beurteilen? Klar - bei den meisten Pilzen braucht man das nicht, weil es sich anders auch erschließt. Aber bei den richtigen Knacknüssen ist es doch sehr hilfreich. Oder wie will man beispielsweise Russulaornamente anständig ohne Melzer sehen? Weiterhin benutze ich häufig Kongorot, wenn ich die Zystiden besser erkennen will - klar, ginge auch in H20, aber nicht so schön. Oder Phloxin - ein Hilfsmittel, wenn man gar keinen Sporenabwurf zusammenbekommt und trotzdem möglichst nur die reifen Sp. messen will. Auch die Chemikalien für die siderophile Granulation habe ich vor Kurzem bei einem Pilz gebraucht, um zumindest Lyophyllum auszuschließen. Baumwollblau und Lugol bei Ascos halte ich auch für extrem hilfreich.

Was die Makrochemikalien angeht, habe ich eine etwas differenziertere Meinung. Die halte ich teilweise für recht unzuverlässig. Trotzdem finde ich es manchmal schon praktisch, sie zusätzlich an der Hand zu haben. Der Ansatz, mit Chemikalien Amanitas im Feld bestimmen zu wollen, ist aber m.E. falsch. Da gebe ich Dir recht.

: Im Ernst: Wer meint, er könne sich die Pilzbestimmung mit Chemikalien
: einfacher machen, der ist "auf dem Holzweg". Für mich handelt es
: sich um eine (ernst gemeinte) wissenschaftliche Versuchsreihe der
: Vergangenheit, die auch gewisse Erfolge hatte, aber nicht wirklich einen
: großen Durchbruch (für Bestimmungszwecke) gebracht hat.

Also - was Mikrochemikalien angeht, stimmt das einfach nicht. Man macht sich das Leben schon bedeutend leichter, wenn man Sporenornamente, Chrysozystiden, Schnallen, diverse Hyphentypen, Paraphysen etc. anfärbt. Vieles davon kann man mit Erfahrung auch in Wasser erkennen, aber auch nicht immer und oft nicht besonders gut. Schwache Inkrustierungen sind so z.B. manchmal einfach nicht sichtbar bzw. schlecht von Artefakten zu unterscheiden.

Insbesondere als Anfänger in einer speziellen Gattung tut man sich m.E. mit Mikrochemikalien bedeutend leichter - wenn man sie richtig anwendet. Und damit meine ich z.B. auch, daß man prinzipiell erst in H20 schaut und misst, anschließend aber durchaus die notwendige Chemikalie einzieht oder ein neues Präparat macht.

: Aktuell sind die DNA-Untersuchungen bei Pilzen viel mehr ernst zu nehmen,
: aber das sind so aufwändige Verfahren, dass ein
: "Amateur-Mykologe" einfach außen vor ist. Aber die Ergebnisse
: der Universitäten werden irgendwann auch "uns einfachen
: Pilzbestimmern" weiterhelfen.

Das sehe ich auch so.

Viele Grüße,

Werner aus München

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