Hallo Pilzfreunde!
Aus gegebenem Anlass möchte ich mich heute noch einmal mit den Funden von unserem
Campingkompost melden. Immerhin sind die Funde bereits seit drei Monaten Geschichte.
Bereits seit gut zwei Monaten tut sich pilzmäßig auf dem Haufen zwar nichts mehr, aber
ich hatte ganz übersehen, dass ich die beiden letzten der insgesamt fünf dort aufgefundenen
Arten noch gar nicht vorgestellt habe. Da nun die Zeit der Pilzschwemmen für dieses Jahr
vorbei zu sein schein, halte ich nun den Zeitpunkt für günstig, die beiden letzten Vertreter
endlich ins Bestimmungs-Rennen zu schicken.
Noch einmal zur Erinnerung:
Da war mal ein von den lieben Campern angelegter und sorgsam mit Naturdünger
versorgter Haufen mit Pflanzenabfällen. Hauptsächlich bestehend der aus Kiefernnadeln
und Kienäpfeln, untermischt mit den Resten von Blattpflanzen.
Anfang August erschienen dort, inmitten einer heißen Trockenperiode, mehrere rare
Schirmlingsarten, die ich hier zum Teil ausführlich vorgestellt habe.
Zum Ersten konnte ich zweifelsfrei den Büscheligen Egerlingsschirmpilz,
(Leucoagaricus americanus) bestimmen.
Zur Erinnerung, den Link findet ihr hier.
Die zweite Art war für mich mangels geeigneter Literatur nicht bestimmbar. Dank der
Hilfe von Andreas Gminder und des entscheidenden Tipps von Harald Zühlsdorf
konnte auch diese Art zu 95% zweifelsfrei als Leucoagaricus meleagris identifiziert werden.
Für die Art existiert im (Schweizer) Deutschen sogar ein aktueller Namen:
Perlhuhn – Egerlingsschirmling!
Diese Art ist übrigens gar nicht so selten, wie ich ursprünglich geglaubt hatte.
Allein in der Region Berlin/Brandenburg sind bereits zwei Funde in der Datenbank
verzeichnet, wie mir von der PABB versichert wurde. Wer weiß schon, wie hoch
da noch die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Funde ist.
Auch zu diesem Fund nochmal der passende Link.
Eine Dritte, eher unscheinbare Art erwies sich bei näherem Hinsehen als Faltenschirmling.
Auch hier gelang es Andreas und Harald, in Etwa die Art zu bestimmen. Allerdings ist
diese Bestimmung noch etwas unsicher, da auch noch diverse Blumentopfschirmlinge
in Frage kommen könnten. Gut hinkommen könnte hier der Mehlige Faltenschirmling
(Leucocoprinus cretaceus). Zur entgültigen Bestimmung habe ich Andreas Gminder
die Exsikkate zugeschickt. Mal sehen, ob die Bildbestimmungen auch mikroskopisch
abgesichert werden können.
Nicht unterschlagen möchte ich an dieser Stelle das auf diesem Kompost
gefundene Samthäubchen, welches ebenfalls in Jena seiner Bestimmung harrt. Allerdings
bei Herrn Hausknecht.
Der Vollständigkeit halber hier auch noch einmal der Link zu diesem Beitrag.
Nicht schlecht staunte ich, als ich eine Woche später dort eine ganze Gruppe dieser
Faltenschirmlinge antraf. Sie waren zwar schon im Vergehen begriffen, aber ein Bild
davon möchte ich trotzdem noch zeigen:
Nun aber zum vierten Schirmlingsvertreter:
Hier ein Gruppenbild der drei Exemplare:
Leider hat hier der Weißabgleich etwas versagt, daher hier
ein Bild, welches die Hutoberfläche gut zeigt.
Das folgende Bild zeigt sehr schön die “bewollten“ Stiele dieser Kollektion.
Man kann auch gut erkennen, dass die Fruchtkörper aus einer gemeinsamen Wurzel
zu wachsen scheinen.
Interessant – unter dem völlig weißen Pflaum war die Grundfarbe des Stiels eher ockerfarben,
und eine Riefelung am Hutrand war auch nicht so recht erkennbar:
Von der Größe her gehörten die Pilze nicht zu den kleinen Schirmlingen, wie die beiden
folgenden Bilder deutlich machen:
Dabei ist anzumerken, dass sich die bis zu 16 cm langen Stiele der Fruchtkörper
zu über 50% im Substrat befanden. Voll aufgeschirmt hätten sie mindestens einen
Hutdurchmesser von 8 cm erreicht.
Zum Abschluss noch einen Blick auf den hohlen, am Rand deutlich gilbenden Stiel und
auf die Lamellendetails.
Ergänzende Hinweise: Geruch schwach aber typisch nach Schirmpilz (M. procera).
Die anderen Details scheinen eigentlich in den Bildern gut erkennbar zu sein.
Eigentlich eine lösbare Aufgabe, habe ich mir so gedacht. Leider ein Irrtum.
Am ehesten könnte eine Art passen, die in den BWP Band 4 beschrieben ist.
Dort ist auf Seite 103 unter 5.3 ein Pilz namens Wurzelnder Egerlingsschirmling
(Leucoagaricus barsii) aufgeführt. Allerdings ohne weitergehende Makrobeschreibungen.
Vielleicht ist die gezeigte Art ja in einer Lepiota-Monographie oder im Candusso drin.
Ich hoffe ganz stark, dass auch in diesem Fall wieder unsere Spezialisten weiter
helfen können.
Liebe Grüße aus Berlin – Ingo.