Hallo Hans-Jürgen,
ich kann mich den Ausführungen von Markus nur anschließen.
Leider hast Du bei jedem Präparat ungeeignete Färbemittel erwischt, so dass man wenig aussagen kann.
Eines fällt mir aber auf: Die gezeigte Basidie sieh für mich klar 4-sporig aus! Die hinteren beiden Sterigmen sind scharf, die vorderen beiden sind nur als unscharfe blaue Punkte zu sehen. Als Faustregel kann man sagen, dass bei 100ßfacher vergrößerung bei 4sporigen Basidien immer 2 Sterigemen gleichzeitig scharf sind, bei 2sporigen Basidien ist immer nur eine scharf. Aufgrund der geringen Schärfentiefe des Mikroskops.
Zu den Färbemitteln:
Kongorot in Ammoniak oder Trypanblau in L4 ("L4T") sind die gebräuchlichsten und besten Färbemittel um Zellwände anzufärben. Damit sieht man gut Basidien, Zystiden, Schnallen und alle Zellstrukturen.
Baumwollblau in Milchsäure verwendet man um die Sporenoberflächen (Stacheln, Warzen etc.) BEI ASCOMYCETEN anzufärben. Hat den großen Nachteil, dass es die Zellen abtötet und die Sporen meistens einbeulen. Dadurch kann man zwar schön die Ornamente sehen, aber nicht mehr vernünftig messen. Man bekommt immer schmalere Sporen als bei lebenden.
Melzer's Reagenz nimmt man zum einen um Sporen auf Amyloidität (blaugraue bis tiefschwarzblaue Färbung der Sporenwand) oder Dextrinoidität (rot- bis weinbraune Färbung der Sporenwand) zu testen. Ferner kann man bei ornamentierten Sporen, die amyloid sind, dadurch das Ornament schön kontrastreich färben. Beispiele sind Täublinge und Milchlinge oder auch Weichritterlinge.
Kalilauge 3-5% nimmt man um die Sporenornamentation bei Schleierlingen deutlicher zu machen.
Das wichtigste Reagenz ist aber WASSER! Man nimmt es, zumindest bei Frischmaterial, für alle Messungen, damit man lebendige Zellen misst. Ferner ist unabdingbar, in Wasser zu beobachten, wenn man Huthautpigmente beurteilen will. Nicht selten gibt es vakuoläre Pigmente, die in Ammoniak oder Kalilauge löslich sind. Beispielsweise bei den Rötlingen oder den Schirmlingen.
Je nach Pilzart die Du untersuchst musst Du also mehrere verschiedene Präparate machen um gute Ergebnisse zu erzielen.
Vielleicht hast Du mal Interesse an einem Mikroskopierkurs? Walter in Hornberg und ich in Oberhof bieten jedes Jahr mindestens einen an, Christoph hat das sicher auch im Programm. In manchen Vereinen gibt es Arbeitskreise, wo man solche Dinge auch von denen die schon länger mikroskopieren mitbekommt und die einem sicher gerne mal über die Schulter schauen und Tipps geben.
beste Grüße,
Andreas