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Pilze Pilze Forum Archiv 2006
Aldi-Mikroskop missbraucht
Geschrieben von: Hans-Jürgen
Datum: 29. November 2006, 18:31 Uhr
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Von den Mikroskop-Offerten der Billigheimer war hier, wenn ich mich recht entsinne, schon verschiedentlich die Rede. Bei Aldi Süd ist derzeit wieder so ein Ding im Angebot, für 49,99 Öre. Nun will ich mir partout kein neues Mikroskop kaufen. Aber die USB-Kamera hat mich interessiert. Einfach so zum Aufstecken, mit - per Datenstream - ständiger Kontrolle vom Laptop aus. Das wär' doch eigentlich ein günstiger Weg zur Mikrofotografie, dacht ich mir. Und hab mir so ein Ding besorgt. Das Mikroskop und den Zierrat drum herum (inkl. "Mikrotom") habe ich gleich beiseitegelegt. Von der CD den Treiber installiert (ohne die Grafik-Software, die muss man nicht haben), Okular raus, Aldi-Kamera rein (dürfte bei den meisten Mikroskopen passen, da 23,2 mm Standardmaß). Und schon geht's los. Naja: beinahe. Erst noch Bildbearbeitungssoftware starten (ich habe Corel PhotoPaint benutzt, jede andere tut's auch), die Kamera als Quelle auswählen und "Bild holen" anklicken. Dann geht das Treiberfensterchen auf und man sieht ein zappeliges Bildchen. Dem Zappeln kann man relativ einfach abhelfen: Der Treiber ist auf die US-amerikanischen 60 Hertz Netzfrequenz eingestellt. Bei 50 Hertz ist Ruhe. Aber alles ist unscharf. Parfokalität von Okular und Kamera ist also nicht. Macht aber nix. Man kann ja am Monitor wunderbar verfolgen, wanns scharf ist. Zum Testen habe ich ein Dauerpräparat von Heinz Clemencon genommen (6 µ stark übrigens): Coprinopsis sclerotiorum (für Traditionsverbundene gerne auch Coprinus sc.) Ein Querschnitt durch den Hut eines unreifen Basidioms (übrigens ein Fund von Peter Karasch). Als Mikroobjektiv kam ein NoName-40er-Planobjektiv zum Einsatz. Und jetzt nur noch "snap" anklicken, schon ist das erste Bild im Kasten. Das Kameraobjektiv/Projektiv hat offenbar eine starke Vergrößerung. Denn gesehen habe ich nur das:
Das kann man per Software, wenn man mag, noch ein wenig aufhübschen, meinetwegen so:
Und jetzt wäre natürlich der Vergleich mit dem Standardverfahren interessant (also meine SLR auf dem Trinotubus). Weil ich faul bin, habe ich ein hingehuschtes Foto aus dem MikroKurs mit H. Clemencon genommen (gleiches Präparat, gleiches Mikroskop, gleiches Objektiv). Da sieht der Bildausschnitt (naja, nicht ganz der gleiche, aber ein ähnlicher) so aus (auf 640 x 480 verkleinert, wohlgemerkt):
Wenn man einen Ausschnitt ähnlich dem oben dargestellten wählt (und das Foto immer noch auf 640 x 480 verkleinert), bekommt man in etwa dieses Ergebnis:
Fazit: Zum Dokumentieren der Sporenornamentik bei Russulae taugt die Kamera möglicherweise nix. Aber wenn man bloß mal schnell festhalten will, wie die verdammten Zystiden ausgesehen haben, dann kann man sie schon einsetzen. Für knapp 50 Euros ein jedenfalls ziemlich billiger Weg zur Mikrofotografie für alle, die schon ein Mikro haben. Vielleicht lege ich das Präparat auch noch mal unter das Aldi-Mikroskop und teste die "Originalkonfiguration". Interesse? Gruß
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