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Pilze Pilze Forum Archiv 2006
Re: Mikroskop: das leidige Thema
Geschrieben von: Werner Antwort auf: Re: Mikroskop: das leidige Thema (der juergen)
Datum: 30. Dezember 2006, 14:15 Uhr
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Hallo Jürgen, : viel und Hilfreiches ist schon geschrieben worden. Ich möchte dazu noch eine
Ich gebe Dir eigentlich voll recht. Als oberste Priorität würde ich eine Mikroskopierkurs sehen, es sei denn, man hat einen "Privatlehrer". Auch was das Sparen am Mikroskop angeht, gebe ich Dir recht. Allerdings würde ich das etwas abschwächen: wenn man sicher ist, in den nächsten z.B. 3 Jahren einfach nicht das Geld für was Besseres herzubringen, würde ich schon zu einer günstigen Lösung raten. So mag für einen Schüler beispielsweise ein Aldi-Mikroskop durchaus viel Freude bereiten, weil er damit üben kann und manches wenigstens erkennen kann. Für einen, der 300 Euro grad so zusammenkratzen kann, mag ein Bresser das richtige sein. Ich würde als Minimum eines der chinesischen Mikroskope, die Walter Pätzold vertreibt, sehen. Und ein Gutverdienender mag wohl unterhalb von Zeiss und Olympus nicht nachdenken. Wenn man allerdings in Betracht zieht, 300 Euro auszugeben, sollte man gleichzeitig drüber nachdenken, ob man nicht noch eventuell 1-3 Monate sparen kann, um dann entweder mit Hilfe eines Bewanderten ein gutes gebrauchtes Mikroskop zu kaufen oder halt in die nächsthöhere Neukaufkategorie einsteigt. Ich denke, der Unterschied von 300 zu 500-600 Euro ist nicht so riesig, daß das für die meisten nicht zu machen ist. Der Unterschied von einem 600 Euro Mikro zu einem Zeiss-Neukauf ist allerdings so gewaltig, daß er für die meisten wohl eher ein Traum bleibt. Ich sehe es halt so: mit einem Aldi-Mikroskop kann man vielleicht 50% dessen sehen, was man zur Pilzbestimmung braucht (keine Sporenornamente, messen von Sporen eher kaum, Hutdeckschichten von z.B. Mycenas auch Ausfall usw.). Mit der nächsten Kategorie kommt man auf etwa 90% des Möglichen. Man wird wg. des schlechten Auflösungsvermögens immer noch einiges nicht wirklich hinkriegen - z.B. die HDS von Mycenas oder auch feine Unterschiede in Sporenornamenten. In der 500-600 Euro Preisklasse müßte dann 99% des Erreichbaren drin sein. Lediglich am Komfort und an der Schnelligkeit der Beurteilung muß man noch mit Einbussen rechnen. So muß man u.U. noch manches anfärben, was derjenige, der zusätzlich Phasenkontrast hat, nicht muß. Auch 100% optimale Fotos sind wohl eher schwer zu bewerkstelligen. Aber damit hat man alles, womit man leben kann. Und wenn man dann ein Zeiss mit Apochromaten und vielleicht sogar noch ein Zweitmikroskop mit Phasenkontrast hat, dann wünscht man sich halt, man hätte ein REM. Fazit: egal was man hat - mehr würde man sich immer wünschen. Was man aber nie vergessen sollte - andere haben das ja schon gesagt - die Literatur schlägt tiefer in die Tasche als ein mittleres Mikroskop. Meine Literatur dürfte langsam an den Wert eines guten Zeiss-Mikroskops mit dem nötigen Zubehör heranreichen. Und da stellt sich dann schon die Frage, ob man ausgerechnet am Mikroskop arg sparen sollte. Denn ohne zumindest ein Drittel dieser Literatur kann man praktisch auch bloß wieder so viel bestimmen, wie man mit einem Aldi-Mikroskop mit der vollen Literatur bestimmen kann. Die Katze beißt sich irgendwie in den Schwanz und das schwächste Glied (Literatur <-> Mikroskop) bestimmt den Erfolg und die Freude. Auch wenn man im Internet manche Hilfe erhalten kann, die härteren Nüsse muß man meist selber knacken oder zumindest vorbereitet vorstellen können. Der Irrglaube, mit dem Mikroskop könnte man nun alles problemlos bestimmen, geistert immer noch durch viele Makroskopiker-Köpfe. Auch bei mir war das teilweise so. Jetzt sehe ich, daß sich nur die Grenzen verschoben haben. Es stellen sich halt jetzt andere Probleme - siehe dazu auch Interhias' neuen Beitrag. Ohne Mikroskop ist es eine Entoloma spec. Mit Mikroskop ist schon mal klar, daß es keine ist. Oft ist es aber so, daß selbst mit dem Mikroskop diverse Inocyben, Entolomas, Cortinarien etc. nur als Cortinarius cf. xy bestimmbar sind. Sonst gäbe es ja auch nicht so viele Fehler in den Büchern. Und das stellt sich dann wieder die Frage: wenn das Fakt ist, sollte man dann nicht warten, bis man sich ein Mikroskop leisten kann, das zumindest für die nächsten 5-10 Jahre mit einiger Sicherheit zufriedenstellt. Und ich sage es noch einmal - wenn ich jetzt Schüler wäre und hätte nur 100 Euro in absehbarer Zeit zur Verfügung - ich würde mir ein Aldi-Mikroskop kaufen. Wenn ich dann in 3 oder 5 Jahren gutes Geld verdienen würde, würde ich in der 99%-Klasse zuschlagen. Wenn ich 300 Euro maximal in den nächsten 2-3 Jahren auf einen Haufen bringen kann, dann würde ich wohl zu so was wie dem Bresser greifen. Gruß, Werner
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