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Pilze Pilze Forum Archiv 2006
Re: Lactarius (2 Fotos)
Geschrieben von: Gerd-A Antwort auf: Re: Lactarius (2 Fotos) (Lonco)
Datum: 9. Januar 2006, 01:56 Uhr
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Hallo Thomas, : Was mich jetzt noch interessieren würde:
- Da kann ich nur wie Radio ERIWAN antworten: Im Prinzip ja, aber ... Spass beiseite: (1) Es gibt leider keine allgemein anerkannte "praktikable" Artdefinition, mit der sich eine Pilzsippe eindeutig und für alle nachvollziehbar der Rangstufe "Art (Species)" zuordnen läßt.
(2) Kein Wunder, dass bei Lactarius blennius vs. L. fluens in der (auch neueren Literatur) die Rangstufen dieser Sippen nicht einheitlich gehandelt werden. Ich schaue einmal nicht ganz wahllos in meine Literatur und bringe ein paar Beispiele: -- Artrang wird beiden Sippen u.a. zugebilligt von: (a) BASSO (1999): Lactarius Pers., Fungi Europaei ---> eine Monografie, von der ich allerdings nur den in's deutsche übersetzten Schlüssel habe (b) Heilmann-Clausen et al. (2000): The genus Lactarius, Fungi of northern Europe, Vol. 2 ---> eine Monografie (c) BOLLMANN et al. (2002): Abbildungsverzeichnis europäischer Großpilze ---> für mich eine unverzichtbare Referenz, die immer griffbereit auf dem Schreibtisch liegt (d) HORAK (2005): Röhrlinge und Blätterpilze in Europa ---> das deutsche Schlüsselwerk (Nachfolger vom MOSER (1983) schlechthin -- L. fluens wird auf eine Var. von L. blennius zurückgestuft u.a. von: (a)KRIEGLSTEINER (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2, allg. als BW-Atlas bezeichnet (c) KRÄNZLIN (2005): Pilze der Schweiz, Bd 6 (3) Ich persönlich bekenne mich als ausgesprochenen Lumper, der schnell bereit ist Arten zusammenzuwerfen. Doch in diesem speziellen Fall betrachte ich die Rangstufe "Art" für gerechtfertigt !!! (a) Die ökologische Amplitude beider Sippen unterscheidet sich (b) Die mikroskopische Struktur der obersten Huthautschicht unterscheidet sich konstant und kann sogar makroskopisch ("schmierig/schleimig" vs. "+-trocken/klebrig" nachvollzogen werden.
- Ich könnte es mir jetzt leicht machen und einfach eine der +- konstanten Merkmalen als 3. Merkmal aus dem Hut zu zaubern um den Artrang zu postulieren. Mach ich nicht, da ich von Farbspielen (Ausnahme konstante chem. Reaktion, hier Verfärbung der Lamellen bei Druck) eh nicht viel halte und ich nicht beurteilen kann, ob diese Merkmale tatsächlich über die Zeit und das gesamte Areal wirklich so konstant sind, wie ich es in meinem Gebiet beobachte und auch in der Literatur (da wird viel voneinander abgeschrieben!) beschrieben wird. - Ich verweise einfach darauf, dass Pilze keine Briefmarken sind und nur über die Kombination aller Merkmale beurteilt werden können. Und da gibt es m.E in der Praxis bei diesen beiden Sippen kein Zuordnungsproblem. Es sei denn, man kann nur einen einzelnen "völlig untypischen" Fruchtkörper beurteilen. Dazu kann ich dann nur "STANGL" (den Inocybenspezialist) zitieren "Ein Pilz ist kein Pilz" und auf Exskursionen gelegentlich einzelne Inocybe-Fruchtkörper wegwarf nach dem Motto "nicht bestimmbar, bringt eh nur Frust". Fazit:
Grüße
Schau Dir einmal diesen Beitrag an. Da haben wir eine "untypische" Amanita-Art solange diskutiert, bis wir zu einer plausiblen (nicht sicheren !) Bestimmung gekommen sind. Da verstehst du verm., was ich unter Bewertung von Merkmalskombinationen meine:
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